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Freimaurerei, Freimaurerlogen, Freimaurer






Johann Christoph Friedrich Schiller

Leben und Werk sowie seine Berührungspunkte mit Freimaurern

10.11.1759
Johann Christoph Friedrich Schiller wird als zweites Kind der Familie Schiller in Marbach geboren. Vater: Johann Caspar Schiller, geboren 1723, gest. 1796, Militärwundarztes und später Hofgartenverwalter; Mutter: Elisabeth Dorothea Kodweiß, geboren 1732, gest. 1802, Tochter eines Gastwirtes; er hat bereits eine Schwester Christophine (1757-1847).
1764
Familie Schiller lebt in Lorch, Friedrich Schiller bekommt Elementarunterricht bei Pfarrer Moser.
1766
Seine Schwester Luise Dorothea Katharina (1766-1836) wird geboren. Umzug der Familie in die Garnison Ludwigsburg.
1767
Schiller besucht die Lateinschule in Ludwigsburg. Er soll später Geistlicher werden
1768
Seine Schwester Maria Charlotte (1768-1774) wird geboren.
1772
Schiller wird konfirmiert. Er schreibt die ersten, verlorengegangenen Trauerspielversuche: "Die Christen und Absalom".
1773
Schiller tritt auf Befehl des Herzogs Karl Eugen in die "Militär-Pflanzschule" (der späteren Hohen Karlsschule) auf der Solitude bei Stuttgart (1770 für Kinder unbemittelter Eltern gegründet) ein und studiert zunächst Jura. Seine Schwester Beate Friederike wird geboren und verstirbt im gleichen Jahr. Werk: innere Auflehnung gegen den militärischen Zwang; heimliche Lektüre der Sturm-und-Drang-Dramatik, Lessings, Klopstocks
1775
Die Militärakademie zieht nach Stuttgart um. Abbruch des Jurastudiums; Schiller beginnt mit dem Studium der Medizin.
1776
Medizinstudium. Schiller liest alle Werke Shakespeare, Rousseaus, Youngs und Ossians, obwohl in der Akademie der Besitz und die Beschäftigung mit schöngeistiger Literatur verboten ist.
1777
Seine Schwester Caroline Christiane ("Nanette", 1777-1796) wird geboren. Werk: Die ersten Szenen von "Die Räuber. Ein Schauspiel" entstehen.
1779
Werk: Seine lateinische Dissertation "Philosophia Physiologiae" wird abgelehnt, so daß Schiller gezwungen ist, eine weitere Fassung einzureichen.
1780
Entlassung aus der Karlsschule folgt. Schiller wird Regimentsmedicus in Stuttgart. Werk: Schiller setzt die Arbeit an den Räubern fort. Im November wird die 2. Dissertation "Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen" angenommen und gedruckt. Übersetzung aus Vergil, Aeneis: "Der Sturm auf dem Tyrrhener Meer".
1781
Schiller lebt und arbeitet als Dichter und Arzt in Stuttgart. Werk: Die "Laura-Oden" entstehen. "Die Räuber" erscheinen anonym und mit fingiertem Druckort im Selbstverlag. Arbeitet das Werk auf Drängen des Intendanten v. Dalberg für die Bühne um.
1782
13.01.: "Die Räuber" werden am Mannheimer Hof- und Nationaltheater mit großem Erfolg aufgeführt. 13.1. Schiller reist ohne Erlaubnis mit seinem Freund Petersen zur Uraufführung der Räuber nach Mannheim. Juli: Wegen einer zweiten unerlaubten Reise (25.5.) nach Mannheim wird Schiller zu 14 Tagen Haft verurteilt. August: Der Herzog verbietet Schiller das "Komödienschreiben". 22.09.: Schiller flieht aus der Garnison mit seinem Freund und Musiker Andreas Streicher. Okt.-Dez.: Schiller und Streicher halten sich auf ihrer Flucht in Frankfurt und Mannheim auf, bis sie sich im Gasthof zu Oggersheim incognito einmieten. 31.10.: Schiller wird aus der Regimenstliste gestrichen; 30.11.: Auf Einladung seiner Gönnerin Henriette von Wolzogen, Mutter eines Akademiekameraden, Reise auf ihr Gut in Bauerbach (Thüringen); lebt dort als "Dr. Ritter" im Asyl. bis 1783. In Meiningen arbeitet Schiller als Bibliothekar. Schiller schließt Freundschaft mit dem Bibliothekar Reinwald, dem späteren Ehemann seiner Schwester Christophine. Werk: Gedichtsammlung "Anthologie auf das Jahr 1782" erscheint. Er arbeitet an "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua. Ein republikanisches Trauerspiel" und gibt das Württembergische Repertorium der Literatur mit heraus. "Kabale und Liebe. Ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Aufzügen" entsteht. "Die Räuber. Ein Schauspiel von fünf Akten... Zwote verbesserte Auflage" neue für die Mannheimer Bühne verbesserte Auflage. Gedicht: "Der Kampf"; Erzählung: "Eine großmütige Handlung aus der neuesten Geschichte". Schrift "Über das gegenwärtige teutsche Theater".
1783
Schiller wirbt vergeblich um Charlotte von Wolzogen, der Tochter des Hauses. 24.07.: Schiller reist überstürzt nach Mannheim. 01.09. - 31.08.: Schiller bekommt durch Kontakt mit dem Intendanten und Freimaurer Wolfgang Herbert von Dalberg einen einjährigen Vertrag mit dem Mannheimer Theater. Drei Dramen muß er abliefern; Schiller erkrankt kurz nach Arbeitsaufnahme am "kalten Fieber", einer malariaartigen Seuche, die damals Mannheim heimsuchte. Trotz Fieber und Schwäche arbeitete Schiller unermüdlich weiter. Intendant Dalberg gibt Schiller den demütigenden Rat, er solle lieber seinen Arztberuf ausüben, als sich weiterhin als Dichter zu versuchen. Schiller, der mit Geld nicht umzugehen versteht, hat er Schulden aus Stuttgart, in Bauerbach und bereits auch schon in Mannheim, und die Gläubiger bedrängen ihn hart. Dazu kommen die schlechten Arbeitsbedingungen und Intrigen am Theater. Werk: Das bürgerliche Trauerspiel Luise Miller, später auf Veranlassung Ifflands "Kabale und Liebe" genannt, wird beendet und die Arbeit an "Don Carlos, Infant von Spanien" fortgeführt (1785 1. Akt; 1786-87 II-III, 9: Thalia-Fassung).
1784
Vertrag als Theaterdichter läuft aus; 27.12.: Schiller bekommt durch Karl August den Titel eines Rates verliehen. Werk: Der "Fiesco" und "Kabale und Liebe" (mit großem Erfolg) werden aufgeführt. Vorbereitung der Zeitschrift Rheinische Thalia (späterer Titel Thalia, 1792 Neue Thalia). Er hält als Mitglied der Kurfürstlichen Deutschen Gesellschaft in Mannheim seine Antrittsrede "Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet". Gedicht: "Resignation". Schrift "Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet".
1785
April 1785 - Juli 1787: Schiller nimmt ein Freundschaftsangebot aus Leipzig an. Der Konsitorialrat Christian Gottfried Körner, der Lektor Ludwig Ferdinand Huber und zwei Schwestern, ihre Verlobten, hatten dem jungen Dichter einen langen verehrenden Brief geschrieben und Geschenke und ihre Bildnisse beigelegt. Körner schickte Schiller sofort das angeforderte Reisegeld. September: Schiller bewohnt das Weinberghaus Körners in Loschwitz an der Elbe. Werk: Fortsetzung der "Thalia", "Ode an die Freude" und weitere Arbeit am "Don Carlos" und an Prosaerzählungen. Gedicht: "An die Freude"; Übersetzung aus Diderot, "Jacques, der Fatalist": "Merkwürdiges Beispiel einer weiblichen Rache".
1786
Betreibt historische Studien. Am 12. Oktober schreibt er an den Schauspieler und Freimaurer Schröder: "In Mannheim habe ich vollends aus Ursachen, die hier zu weitläufig wären, beinahe allen Enthusiasmus für das Drama verloren." Werk: Beginnt Fragment. "Der versöhnte Menschenfeind. Einige Szenen"; Erzählung: "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" (ursprünglicher Titel: "Der Verbrecher aus Infamie, eine wahre Geschichte"), "Der Geisterseher" (Fragment 1786-89)
1787
Schiller verliebt sich in Henriette von Arnim. Juli 1787 - Mai 1788: Aufenthalt Schillers in Weimar. In Weimar trifft er Charlotte von Kalb wieder, die er bereits in Mannheim kennengelernt hatte. Sie führt ihn in die Weimarer Gesellschaft ein. Kontakte mit Wieland, Herder, Knebel, Corona Schröter. November: Besuch in Meiningen bei Henriette von Wolzogen und seiner Schwester Christophine, verheiratet mit Reinwald. In Rudolstadt Aufenthalt bei der Familie von Lengefeld. Werk: "Don Carlos" erscheint bei Göschen in Leipzig. Im August wird Schillers "Don Carlos" in Hamburg bei Schröder uraufgeführt. - Don Carlos, der Infant von Spanien, ist ein Drama über Intrigen am spanischen Hof und die Querelen um die Befreiung der spanisch besetzten Niederlande. Der Malteserriter Marquis Posa verkörpert darin die Geisteshaltung des Freimaurers. Seine Ideale schweben auf der Ebene einer Menschenrepublik, allgemeiner Duldung und Gewissensfreiheit. Mit diesem Werk zeigt Schiller, daß er Eingang in die Gedanken- und Ritualwelt der Freimaurer gefunden hat.
1788
Februar: Beginn des Briefwechsels mit Charlotte von Lengefeld; ab Mai in Volkstedt bei Rudolstadt; August: Reise nach Jena. August-November 1788 Schiller siedelt um nach Rudolstadt. Dezember: Schiller besucht Henriette von Wolzogen in Meiningen und seine Schwester Christophine, die mit Reinwald verheiratet ist. In Rudolstadt kehrt er bei der Familie von Lengefeld ein und macht die Bekanntschaft mit den Töchtern Caroline und Charlotte. 07.09.: Schiller begegnet zum ersten Mal Goethe. 15.12.: Schiller wird auf Goethes Vorschlag zum unbesoldeten Professor für Geschichte an die Universität Jena berufen. Werk: Die Götter Griechenlands erscheinen in Wielands "Teutschem Merkur". August-November 1788: Schiller beendet die "Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung". Gedicht: "Die Götter Griechenlands"; Erzählung: "Herzog von Alba bei einem Frühstück auf dem Schlosse zu Rudolstadt"; Übersetzung Euripides, "Iphigenie in Aulis" und "Die Phönizierinnen" (Fragment)
1789
Ernennung zum a.o. Prof. der Geschichte und Philosophie in Jena. Übersiedlung Schillers nach Jena. August: Schiller reist nach Leipzig und verlobt sich mit Charlotte von Lengefeld. September-Oktober: Schiller weilt vorübergehend in Rudolstadt und Volkstädt. Dezember: Schiller schließt Freundschaft mit Wilhelm von Humboldt.Werk: 26.05.: Schiller hält seine erste, berühmt gewordene Vorlesung: "Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?" ( Zusammenfassung der beiden ersten Vorlesungen in Jena). Romanfragment "Der Geisterseher", Vorwort zu Pitaval. Gedicht: "Die Künstler"; Erzählung: "Spiel des Schicksals".
1790
Januar: Schiller wird der Hofratstitel verliehen bei Jahresgehalt von 200 Talern. 22.02.: In der Dorfkirche zu Wenigenjena heiratet Schiller Charlotte von Lengefeld (1766-1826), die Tochter eines Freimaurers. Okt.: Begegnung mit Novalis; 31.10.: Besuch Goethes, Gespräch über Kants Philosophie Werk: September: Es erscheint die "Geschichte des Dreißigjährigen Krieges". Schrift "Über den Grund des Vergnügens an tragischen Gegenständen".
1791
In Erfurt erste Erkrankung Schillers an schwerer rechtsseitiger Lungen- und Rippenfellentzündung, wahrscheinlich mit Abszeßbildung, deren akutes Stadium sich über vier Wochen hinzieht und die aufgrund der damaligen medizinischen Erkenntnisse nicht vollständig geheilt werden kann. Der Rippenfellabszeß ist vermutlich durch das Zwerchfell in die Bauchhöhle eingebrochen und führt zu einer chronischen Bauchfellentzündung. Seither leidet Schiller immer wieder an heftigen Krampfen und andauernden Spannungen in der Brust. Juli - August: Schiller fährt zur Kur nach Karlsbad. Dezember: Aufgrund der Kränklichkeit und der Fürsprache des Dichters Jens Baggesen bieten Friedrich Christian von Augustenburg und Graf Ernst von Schimmelmann Schiller eine dreijährige Pension von jährlich 1000 Talern an. Werk: In der Thalia erscheint Schillers Erzählung "Verbrecher aus Infamie" unter dem abgeänderten Titel "Der Verbrecher aus verlorener Ehre". Schiller beginnt mit seinen Kant-Studien. Schrift "Über die tragische Kunst".
1792
Ist gesundheitlich in keiner guten Verfassung. Reise nach Leipzig und Dresden zu Körner; Bekanntschaft mit Friedrich Schlegel; Oktober: Die französische Nationalversammlung verleiht Schiller das französische Bürgerrecht. Werk: Schiller betreibt weiter seine Kant-Studien. Übersetzung aus Vergil, Aeneis: "Die Zerstörung von Troja", "Dido".
1793
Schreibt einen Dankesbrief an den Herzog Friedrich Christian. August 1793 - Mai 1794 Schiller durchreist Schwaben. 08.09.: Ankunft des Ehepaares Schiller in Ludwigsburg. 14.09.: Schillers ältestes Kind, Karl Ludwig Friedrich (1793-1857) wird geboren. Begegnung mit Hölderlin. Werk: Schiller verfaßt seine Ethik- und Schönheitslehren "Über Anmut und Würde", "Über das Erhabene", "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" und die Kallias-Briefe, die er an Körner schickt.
1794
Schiller besucht seine Familie, Freunde und Lehrer, Aufenthalte in Stuttgart und Tübingen, knüpft Kontakt zum Verleger Cotta. Bekanntschaft mit Fichte. 15.05.: Schiller trifft in Jena ein. Sommer: Das Gespräch über die Urpflanze begründet die Freundschaft mit Goethe. September: Schiller reist nach Weimar und besucht Goethe. Einladung durch Goethe nach Weimar. Werk: Vorbereitung der "Horen".
1795
Schiller lehnt eine Berufung nach Tübingen ab. April: Goethe in Jena; Juni: Bruch mit Fichte; Werk: Die erste Ausgabe der Horen inklusive Über die ästhetische Erziehung des Menschen erscheint. Es folgen seines Essays "Belagerung von Antwerpen" und "Über naive und sentimentale Dichtung". Dezember: Herausgabe des Musenalmanachs (erscheint bis 1800). Gedichte: "Die Ideale", "Der Abend", "Würde der Frauen", "Das Ideal und das Leben", "Der Genius", "Das verschleierte Bildnis zu Sais", "Der Spaziergang"
1796
07.09.: Schillers Vater stirbt. Sohn Ernst Friedrich Wilhelm (1796-1841) wird geboren. Schelling, Jean Paul, Wilhelm v. Humboldt bei Schiller;Werk: Schiller und Goethe verfassen zusammen "Xenien", 413 Epigramme und "Tabulae votivae" - 103 Epigrammm, für Musen-Almanach des Jahres 1797. Schiller arbeitet an "Wallenstein. Ein dramatisches Gedicht".
1797
Mai: Einzug in das neugekaufte Gartenhaus in Jena Werk: Im Wettstreit mit Goethe dichtet Schiller seine schönsten Balladen: "Der Taucher", "Der Handschuh", "Die Kraniche des Ibykus" u.a., die 1798 im Musenalmanach veröffentlicht werden. Umdichtung des "Wallenstein" in Jamben. Gedichte: "Der Ring des Polykrates", "Ritter Toggenburg", "Der Gang nach dem Eisenhammer", "Reiterlied". Schrift zusammen mit Goethe "Über epische und dramatische Dichtung".
1798
Werk: Es entstehen weitere Balladen, u.a. Der Kampf um den Drachen. Schiller setzt die Arbeit am Wallenstein fort. Gedichte: "Das Glück", "Der Kampf mit dem Drachen", "Die Bürgschaft", "Das eleusische Fest".
1799
Tochter Karoline Luise Friederike (1799-1850) wird geboren. Seine Frau Charlotte erkrankte an einer schweren Kindbettpsychose und wird tagelang von Halluzinationen, Tobsuchtsanfällen und Delirien geschüttelt. Nächtelang wachte Schiller an ihrem Bett. Sept.: Erhöhung des Gehalts auf 400 Taler; Dezember: Umzug nach Weimar, Windischengasse. Werk: "Wallenstein" wird beendet, Schiller beginnt mit "Maria Stuart. Ein Trauerspiel in fünf Akten" und weitere Balladen: "Die Bürgschaft" und "Das Lied von der Glocke".
1800
Feb.: Nervenfieber Werk: Schiller übersetzt und überarbeit Shakespeares "Macbeth" für die Bühne. Juni 1800 Maria Stuart ist fertiggestellt. Schiller beginnt mit "Die Jungfrau von Orleans. Eine romantische Tragödie in fünf Aufzügen". Gedicht: "Nänie".
1801
Werk: "Die Jungfrau von Orleans" wird beendet. Beginn der Übersetzung und Bearbeitung des Stoffes "Turandot, Prinzessin von China" von Gozzi. "Don Carlos, Infant von Spanien" überarbeitete, gekürzete Fassung. Gedicht: "Hero und Leander"
1802
Entschluss zum dauernden Aufenthalt in Weimar; April: Bezug des Hauses an der Esplanade; 29.04.: Schillers Mutter stirbt. Sept.: 16.11.: Schiller wird vom Kaiser in den erblichen Adelsstand erhoben. Werk: Schiller plant das Drama "Wilhelm Tell" und arbeitet an "Die Braut von Messina oder Die feindlichen Brüder. Ein Trauerspiel mit Chören".
1803
Werk: Beendigung der Arbeit an der "Braut von Messina" und intensive Beschäftigung mit "Wilhelm Tell". Gedicht: "Der Graf von Habsburg" und Gedichtssammlung (2 Bände). Übersetzung des Stoffes von Picard: "Der Parasit" und "Der Neffe als Onkel".
1804
April-Mai: Reise nach Berlin, Audienz bei Königin Luise; Juni: Erhöhung des Gehalts auf 800 Taler; Tochter Emilie Henriette Luise (1804-1872) wird geboren. Werk: Beendigung des Tell und Planung des Demetrius. November: Schiller verfaßt "Die Huldigung der Künste. Ein lyrisches Spiel" für den Einzug der Erbprinzessin Maria Pawlowna.
1805
8. Feb.: Erkrankung; 29. April: letzte Begegnung mit Goethe und letzter öffentlicher Auftritt bei einem Theaterbesuch. 1. Mai: erneute Erkrankung; 5. Mai: akute Lungenentzündung. Werk: Racines Phaedra wird von Schiller übersetzt und für die Bühne bearbeitet; er führt seine Arbeit am Fragment "Demetrius" fort. Übersetzung des Stoffes von Racine, "Phädra"
09.05.1805
Schiller stirbt in Weimar (chronische Lungen- und Bauchfellentzündung). Schiller wird, weil seine Leiche zu schnell in Verwesung übergeht, bereits in der Nacht vom 11. auf den 12.05. im Kassengewölbe auf dem Jakobsfriedhof beigesetzt, der im geschichtlich ältesten Sieldungsgebiet Weimars liegt. Hier befindet sich ein Mausoleum, das 1715 als privates Erbbegräbnis erbaut wurde. Es ging 1742 in den Besitz der Weimarer Landschaftskasse über und erhielt so seinen Namen "Kassengewölbe". Adlige und verdienstvolle bürgerliche Verstorbene ohne eigenes Erbbegräbnis werden hier beigesetzt.
1826
Exhumierung von Schillers Schädels und seiner übrigen Gebeine auf Veranlassung des Bürgermeisters Carl Leberecht Schwabe.
16.12.1827
1823 erteilt Großherzog Karl August seinem Oberbaudirektor Clemens Wenzeslaus Coudray den Auftrag, auf dem 1818 eröffneten "Friedhof vor dem Frauentor" eine Begräbnisstätte für die herzogliche Familie zu bauen. Coudray baut bis 1826 nach dem Wunsch des Herzogs "ein dem Bedürfnis gerechtes Totenmagazin", einen schlichten Rechteckbau mit dorischer Säulenfront von einer achteckigen Kuppel mit Zeltdach überwölbt. Schillers sterbliche Überreste werden hierher überführt. 1832 findet auch Goethe hier seine letzte Ruhestätte. Die Eichensarkophage der beiden Dichter entstehen nach einem Entwurf Coudrays.

Goethe, der der Umbettung beiwohnt, schildert angesichts Schillers Gebeinen sein Empfinden:

Bei Betrachtung von Schillers Schädel
Im ernsten Beinhaus war's, wo ich beschaute,
Wie Schädel Schädeln angeordnet paßten;
Die alte Zeit gedacht ich, die ergraute.
Sie stehn in Reih geklemmt, die sonst sich haßten,
Und derbe Knochen, die sich tödlich schlugen,
Sie liegen kreuzweis, zahm allhier zu rasten.
Entrenkte Schulterblätter! was sie trugen,
Fragt niemand mehr, und zierlich tät'ge Glieder,
Die Hand, der Fuß, zerstreut aus Lebensfugen.
Ihr Müden also lagt vergebens nieder,
Nicht Ruh im Grabe ließ man euch, vertrieben
Seid ihr herauf zum lichten Tage wieder,
Und niemand kann die dürre Schale lieben,
Welch herrlich edlen Kern sie auch bewahrte.
Doch mir Adepten war die Schrift geschrieben,
Die heil'gen Sinn nicht jedem offenbarte,
Als ich inmitten solcher starren Menge
Unschätzbar herrlich ein Gebild gewahrte,
Daß in des Raumes Moderkält und Enge
Ich frei und wärmefühlend mich erquickte,
Als ob ein Lebensquell dem Tod entspränge.
Wie mich geheimnisvoll die Form entzückte!
Die gottgedachte Spur, die sich erhalten!
Ein Blick, der mich an jenes Meer entrückte,
Das flutend strömt gesteigerte Gestalten.
Geheim Gefäß! Orakelsprüche spendend,
Wie bin ich wert, dich in der Hand zu halten,
Dich höchsten Schatz aus Moder fromm entwendend
Und in die freie Luft, zu freiem Sinnen,
Zum Sonnenlicht andächtig hin mich wendend.
Was kann der Mensch im Leben mehr gewinnen,
Als daß sich Gott-Natur ihm offenbare?
Wie sie das Feste läßt zu Geist verrinnen,
Wie sie das Geisterzeugte fest bewahre.


* * *



Schiller war mit folgenden Freimaurern befreundet oder hatte näheren Kontakt zu ihnen:

Baggessen, Jens, 1764 - 1826, Dichter, Professor in Kiel, in Paris in den Freimaurerbund aufgenommen.

Bode, Johann Joachim Christoph, 1730 - 1793, Militärmusiker, Musiklehrer, Redakteur, Buchdrucker und Verleger, 1761 in die Loge Absalom in Hamburg aufgenommen. 1778 ging Bode nach Weimar. Leitete 1780 die Aufnahmearbeit, bei der Goethe in die Loge Amlia aufgenommen wurde.

Boeck, Johann Michel, als Mitglied des Gothaer Hoftheaters 1779 nach Mannheim umgezogen, gehörte seit 1780 der Mannheimer Loge "St. Charles de l'Union" an, (heute: "Carl zur Eintracht") System "Royal York".

Dalberg, Karl Theodor Anton Maria von, 1744 - 1817, Reichsfreiherr, letzter Kurfürst von Mainz und Kurerzkanzler, Erzbischof von Regensburg, später Fürst-Primas des Rheinischen Bundes und Großherzog von Frankfurt, erster Stuhlmeister der 1781 gestifteten Loge "Johannes zur brüderlichen Liebe" in Worms.

Dalberg, Wolfgang Herbert, Freiherr von, 1750 - 1806, Intendant des Mannheimer Hoftheaters, Mitglied der Wetzlarer Loge "Joseph zu den drei Helmen", Mitbegründer der Wormser Loge "Johannes zur brüderlichen Liebe", nahm 1782 am Wilhelmsbadener Konvent teil.

Fichte, Johann Gottlieb, 1762 - 1814, Philosoph, 1793 Professor in Jena, Aufnahmedatum unbekannt, 1794 Mitglied der Loge "Günther zum stehenden Löwen" in Rudolstadt.

Goethe, Johann Wolfgang von, 1749 - 1832, Dichter, Staatsrat, Theaterintendant, Aufnahme 1780 in die Loge "Amalia zu den drei Rosen" in Weimar. Die Loge ruhte wenige Wochen nach der Meistererhebung Goethes von 1782 bis 1808 infolge des Wilhelmsbadener Konvents.

Herder, Johann Gottfried von, 1744 - 1803, Theologe, Philosoph, Schriftsteller, Freund und Mitarbeiter von Schröder bei der Ausarbeit seiner Lehrart. 1766 aufgenommen in die Loge "Schwert zu Riga".

Iffland, August Wilhelm, 1759 - 1814, Schauspieler, Generaldirektor aller königlichen Schauspiele in Berlin, von Schröder in Hamburg in den Freimaurerbund aufgenommen.

Karl August, Herzog von, 1757 - 1828, seit 1815 Großherzog, 1775 Regierungsübernahme in Sachsen-Weimar, Aufnahme in die Loge Amalia 5.2.1782, befördert am 2.3.1782 und am gleichen Tag mit Goethe zum Meister erhoben.

Knigge, Adolf Freiherr von, Schriftsteller, wurde 1773 in die Loge "Zum gekrönten Löwen" der Strikten Observanz in Kassel aufgenommen. Ab 1780 im Illuminatentum aktiv, trat aber schon 1784 wieder aus.

Körner, Christian Gottfried, 1756 - 1831, Vater des Freiheitsdichters Theodor Körners, 1777 aufgenommen in die Loge Minerva in Leipzig, 1813 Mitglied der Loge "Zu den drei Schwerern" in Dresden. Sein Briefwechsel mit Schiller liegt im Druck vor. Enge Freundschaft mit Schiller.

Lempp, Albrecht, Schulfreund.

Schlegel, Friedrich von, 1778 - 1829, deutscher Schriftsteller und Literaturhistoriker.

Schröder, Friedrich Ludwig, 1744 - 1816, Theaterdirektor in Hamburg, Schauspieler, Bühnendichter, Reformator von freimaurerischen Ritualen, 1774 auf Vorschlag von Bode in die Hamburger Loge "Emanuel zur Maienblüte" aufgenommen.

Schwan, Christian Friedrich, Buchhändler und Hofkammerrat, gehörte dem neuen englischen System an, warnte Schiller 1781 vor Dalberg.

Wieland, Christoph Martin, 1733 - 1833, Dichter, Professor der Philosophie in Erfurt, Herausgeber der Zeitschrift "Der Teutsche Merkur", 1809 Aufnahme in die Loge "Amalia zu den drei Rosen".


Schiller ist nicht in eine Freimaurerloge aufgenommen geworden. Er kommt aber bereits auf der Hohen Karlsschule mit Illuminaten in Berührung, denn Schillers Lehrer gehören zum großen Teil zu diesem Kreis. Dazu zählen Professor Jakob Friedrich Abel, der Dozent für Sprachen, Geschichte und Philosophie, als auch die Professoren Werthes und Hopf. Schiller gehört der von Abel gegründeten Interessengruppe zur Einführung in das Illuminatentum an. In dieser Zeit ist die Freimaurerei stark belastet durch die Verwicklungen um die Strikte Observanz, die nach dem Tode ihres Gründers Freiherr Karl Gotthelf von Hund im Jahre 1776 langsam zerfällt. Der Intendant Dalberg gehört diesem System an, welchem sich auch die Große National-Mutterloge der Preußischen Staaten, genannt "Zu den drei Weltkugeln" untergeordnet hat. Die Provinzial-Großloge der Brandenburgischen Staaten "Royal York de l'Amitié" arbeitete nach dem neu-englischen System und tangiert Schiller im Frankfurter und Mannheimer Raum. Der Widerstreit der Systeme dürfte nicht gerade anziehend auf Schiller gewirkt haben. Auch hat er in Mannheim mit Freimaurern nicht nur positive Erfahrungen gemacht. Wie aus Unterlagen zu erkennen ist, konnte sich Schiller zu einem Eintritt bei den Illuminaten, die 1785 verboten werden, nicht entschließen. Auch dem Werben der Freimaurer widersteht Schiller. Sein Freund Körner schreibt mehrfach an Caroline von Wolzogen: "Schiller trat weder den Illuminaten noch einem anderen Geheimbund dieser Art bei, obwohl ihm manche Avancen gemacht wurden".



Schillers Lied "An die Freude" und
Beethovens 9. Symphonie

AN  DIE  FREUDE

(frühe Fassung)

Freude, schöner Götterfunken,
  Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken
  Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
  Was der Mode Schwert geteilt;
Bettler werden Fürstenbrüder,
  Wo dein sanfter Flügel weilt.

AN  DIE  FREUDE

(spätere Fassung)

Freude, schöner Götterfunken,
  Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
  Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
  Was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Brüder,
  Wo dein sanfter Flügel weilt.

Chor:
Seid umschlungen, Millionen!
  Diesen Kuß der ganzen Welt!
  Brüder - überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen.

Chor:
Seid umschlungen Millionen!
  Diesen Kuß der ganzen Welt!
  Brüder - überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen.

Wem der große Wurf gelungen,
  Eines Freundes Freund zu sein;
Wer ein holdes Weib errungen,
  Mische seinen Jubel ein!
Wer auch nur eine Seele
  Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle
  Weinend sich aus diesem Bund!

Wem der große Wurf gelungen,
  Eines Freundes Freund zu sein,
Wer ein holdes Weib errungen,
  Mische seinen Jubel ein!
Ja - wer auch nur eine Seele
  Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wers nie gekonnt, der stehle
  Weinend sich aus diesem Bund.

Chor:
Was den großen Ring bewohnet,
  Huldige der Simpathie!
  Zu den Sternen leitet sie,
Wo der Unbekannte thronet.

Chor:
Was den großen Ring bewohnet
  Huldige der Simpathie!
  Zu den Sternen leitet sie,
Wo der Unbekannte thronet.

Freude trinken alle Wesen
  An den Brüsten der Natur,
Alle Guten, alle Bösen
  Folgen ihrer Rosenspur.
Küsse gab sie uns und Reben
  Einen Freund, geprüft im Tod.
Wollust ward dem Wurm gegeben,
  Und der Cherub steht vor Gott.

Freude trinken alle Wesen
  An den Brüsten der Natur,
Alle Guten, alle Bösen
  Folgen ihrer Rosenspur.
Küsse gab sie uns und Reben,
  Einen Freund, geprüft im Tod,
Wollust ward dem Wurm gegeben,
  Und der Cherub steht vor Gott.

Chor:
Ihr stürzt nieder, Millionen?
  Ahndest du den Schöpfer, Welt?
  Such' ihn überm Sternenzelt,
Über Sternen muß er wohnen.

Chor:
Ihr stürzt nieder, Millionen?
  Ahndest du den Schöpfer, Welt?
  Such' ihn überm Sternenzelt,
Über Sternen muß er wohnen.

Freude heißt die starke Feder
  In der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
  In der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
  Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen,
  Die des Sehers Rohr nicht kennt.

Freude heißt die starke Feder
  In der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
  In der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
  Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen
  Die des Sehers Rohr nicht kennt.

Chor:
Froh, wie seine Sonnen fliegen,
  Durch des Himmels prächtgen Plan,
  Laufet, Brüder, eure Bahn,
Freudig wie ein Held zum Siegen.

Chor:
Froh wie seine Sonnen fliegen
  Durch des Himmels prächtgen Plan,
  Laufet*, Brüder eure Bahn,
Freudig wie ein Held zum Siegen.

*[später: Wandelt]

Aus der Wahrheit Feuerspiegel
  Lächelt sie den Forscher an.
Zu der Tugend steilem Hügel
  Leitet sie des Dulders Bahn.
Auf des Glaubens Sonnenberge
  Sieht man ihre Fahnen wehn,
Durch den Riß gesprengter Särge
  Sie im Chor der Engel stehn.

Aus der Wahrheit Feuerspiegel
  Lächelt sie den Forscher an.
Zu der Tugend steilem Hügel
  Leitet sie des Dulders Bahn.
Auf des Glaubens Sonnenberge
  Sieht man ihre Fahnen wehn,
Durch den Riß gesprengter Särge
  Sie im Chor der Engel stehn.

Chor:
Duldet mutig Millionen!
  Duldet für die beßre Welt!
  Droben überm Sternenzelt
Wird ein großer Gott belohnen.

Chor:
Duldet mutig, Millionen!
  Duldet für die beßre Welt!
  Droben überm Sternenzelt
Wird ein großer Gott belohnen.

Göttern kann man nicht vergelten,
  Schön ists, ihnen gleich zu sein.
Gram und Armut soll sich melden,
  Mit den Frohen sich erfreun.
Groll und Rache sei vergessen,
  Unserm Todfeind sei verziehn,
Keine Träne soll ihn pressen,
  Keine Reue nage ihn.

Göttern kann man nicht vergelten,
  Schön ists ihnen gleich zu sein.
Gram und Armut soll sich melden,
  Mit den Frohen sich erfreun.
Groll und Rache sei vergessen,
  Unserm Todfeind sei verziehn,
Keine Träne soll ihn pressen,
  Keine Reue nage ihn.

Chor:
Unser Schuldbuch sei vernichtet!
  Ausgesöhnt die ganze Welt!
  Brüder - überm Sternenzelt
Richtet Gott, wie wir gerichtet.

Chor:
Unser Schuldbuch sei vernichtet!
  Ausgesöhnt die ganze Welt!
  Brüder - überm Sternenzelt
Richtet Gott wie wir gerichtet.

Freude sprudelt in Pokalen,
  In der Traube goldnem Blut
Trinken Sanftmut Kannibalen,
  Die Verzweiflung Heldenmut - -
Brüder fliegt von euren Sitzen,
  Wenn der volle Römer kreist,
Laßt den Schaum zum Himmel sprützen:
  Dieses Glas dem guten Geist.

Freude sprudelt in Pokalen,
  In der Traube goldnem Blut
Trinken Sanftmut Kannibalen,
  Die Verzweiflung Heldenmut - -
Brüder fliegt von euren Sitzen,
  Wenn der volle Römer kreist,
Laßt den Schaum zum Himmel sprützen:
  Dieses Glas dem guten Geist!

Chor:
Den der Sterne Wirbel loben,
  Den des Seraphs Hymne preist,
  Dieses Glas dem guten Geist,
Überm Sternenzelt dort oben!

Chor:
Den der Sterne Wirbel loben,
  Den des Seraphs Hymne preist,
  Dieses Glas dem guten Geist,
Überm Sternenzelt dort oben!

Festen Mut in schwerem Leiden,
  Hülfe, wo die Unschuld weint,
Ewigkeit geschwornen Eiden,
  Wahrheit gegen Freund und Feind,
Männerstolz vor Königsthronen, -
  Brüder, gält' es Gut und Blut, -
Dem Verdienste seine Kronen,
  Untergang der Lügenbrut!

Festen Mut in schwerem Leiden,
  Hülfe, wo die Unschuld weint,
Ewigkeit geschwornen Eiden,
  Wahrheit gegen Freund und Feind,
Männerstolz vor Königsthronen, -
  Brüder, gält es Gut und Blut -
Dem Verdienste seine Kronen,
  Untergang der Lügenbrut!

Chor:
Schließt den heilgen Zirkel dichter,
  Schwört bei diesem goldnen Wein:
  Dem Gelübde treu zu sein,
Schwört es bei dem Sternenrichter!

Chor:
Schließt den heilgen Zirkel dichter,
  Schwört bei diesem goldnen Wein,
  Dem Gelübde treu zu sein,
Schwört es bei dem Sternenrichter!

Rettung von Tyrannenketten,
  Großmut auch dem Bösewicht,
Hoffnung auf den Sterbebetten,
  Gnade auf dem Hochgericht!
Auch die Toden sollen leben!
  Brüder trinkt und stimmet ein,
Allen Sündern soll vergeben,
  Und die Hölle nicht mehr sein.

Chor:
Eine heitre Abschiedsstunde!
  Süßen Schlaf im Leichentuch!
  Brüder - einen sanften Spruch
Aus des Totenrichters Munde!

* * *

Das Lied (auch als Ode bezeichnet: strophische Dichtung, die musikalisch vorgetragen wird) "An die Freude" dichtete Schiller 1785 auf Bitten von Christian Gottfried Körner. Nach Körners Vertonung erhielt Schiller das Gedicht vom Verleger Göschen am 23. Februar 1786 in gedruckter Form. Diese Fassung bestand aus 9 Strophen mit jeweils 12 Zeilen, 108 Versen also insgesamt. Im Jahre 1803 wurde "die Freude" mit einigen kleineren Veränderungen erneut von Schiller in seiner Gedichtsammlung publiziert.

Es ist sehr deutlich für einen Freimaurer zu erkennen, daß Schiller inhaltlich im Dialog mit Körner die Ode erarbeitet hat. Als zentrale Themenbereiche werden berührt:

  • Die Beziehung des Menschen zu einer göttlichen Ordnung und die aus ihr hervorgehende Lebensfreude - "Götterfunken" - "Brüder überm Sternenzelt muß ein lieber Vater wohnen" - (Großer Baumeister aller Welten)

  • Menschenliebe:

    • Freundesliebe - "Wem der große Wurf gelungen, eines Freundes Freund zu sein"

    • Gattenliebe - "Wer ein holdes Weib errungen ..."

    • Weltbruderkette - "Alle Menschen werden Brüder..." - "Seid umschlungen Millionen!"

Zum besseren Verständnis sei noch angemerkt:

  • "Elysium" stand im 18. Jh. als Bezeichnung für einen "Ort des Glücks".

  • "Mode" meint in diesem Zusammenhang "Maß, Sitte, Regel".



* * *



Friedrich Schillers "An die Freude"
bearbeitet von Ludwig van Beethoven

aus dem 4. Satz der Sinfonie Nr. 9

O Freunde, nicht diese Töne!
Sondern lasst uns angenehmere anstimmen
Und freudenvollere!

Freude schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische dein Heiligtum!
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.

Wem der große Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein,
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!
Ja, wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund.

Freude trinken alle Wesen
An den Brüsten der Natur;
Alle Guten, alle Bösen
Folgen ihrer Rosenspur
Küsse gab sie uns und Reben,
Einen Freund, geprüft im Tod;
Wollust ward dem Wurm gegeben,
Und der Cherub steht vor Gott!

Froh, wie seine Sonnen fliegen
Durch des Himmels prächt'gen Plan,
Laufet, Brüder, eure Bahn,
Freudig, wie ein Held zum Siegen

Seid umschlungen, Millionen
Diesen Kuss der ganzen Welt!
Bruder! Über'm Sternenzelt
Muss ein lieber Vater wohnen
Ihr stürzt nieder, Millionen?
Ahnest du den Schöpfer, Welt?
Such' ihn über'm Sternenzelt!
Über Sternen muss er wohnen.


* * *

Die 9. Sinfonie Ludwig van Beethovens (17. Dezember 1770 in Bonn geboren, starb am 26. März 1827 in Wien; Freimaurer, wobei seine Logenzugehörigkeit aber nicht dezidiert nachgewiesen ist) gilt besonders im freimaurerischen Kreis als ein Höhepunkt seines Schaffens. Der letzte Satz mit dem bedeutenden Chorfinale basiert auf Schillers Ode "An die Freude". Beethoven hatte das Lied "An die Freude" durch die Lektüre schon in seiner Jugendzeit kennengelernt. Er verkürzte den Text auf 36 Verse, stellte ihn teilweise um und übernahm die komplette 1. und 3. Strophe, sowie einige Teile der 2. und 4. Strophe. So konnte Beethoven die zentralen Aussagen Schillers besser hervorheben. Im Jahr 1815 fertigte Beethoven erste Skizzen zu dieser Sinfonie an. Obwohl Beethoven die Vertonung von Schillers Hymne beabsichtigte, schwankte er in der Entscheidung, ob ein Chor oder ein rein instrumentales Finale die Sinfonie abschließen sollte. Erst gegen Ende des Jahres 1823 entschied sich Beethoven für die Chorversion. Beethoven wohnte am 7. Mai 1824 bereits völlig ertaubt der Uraufführung im Kaiserlichen und Königlichen Hoftheater zu Wien bei und wurde vom begeisterten Publikum mit stürmischen Beifall belohnt. Die Sinfonie ist Friedrich Wilhelm III. von Preußen gewidmet. 1972 wurde der letzte Satz offiziell zur Europahymne bestimmt und seit 2003 ist 9. Sinfonie in das Weltgedächtniserbe der UNESCO.

* * *


Abschliessend seien noch einige Verse aus Schillers Gedicht

"Das Ideal und das Leben"

in unser Bewußtsein gerufen:

Wenn, das Tote bildend zu beseelen,
Mit dem Stoff sich zu vermählen,
Tatenvoll der Genius entbrennt,
Da, da spanne sich des Fleißes Nerve,
Und beharrlich ringend unterwerfe
Der Gedanke sich das Element.
Nur dem Ernst, den keine Mühe bleichet,
Rauscht der Wahrheit tief versteckter Born,
Nur des Meißels schwerem Schlag erweichet
Sich des Marmors sprödes Korn.
Aber dringt bis in der Schönheit Sphäre,
Und im Staube bleibt die Schwere
Mit dem Stoff, den sie beherrscht, zurück.
Nicht der Masse qualvoll abgerungen,
Schlank und leicht, wie aus dem Nichts gesprungen,
Steht das Bild vor dem entzückten Blick.
Alle Zweifel, alle Kämpfe schweigen
In des Sieges hoher Sicherheit,
Ausgestoßen hat es jeden Zeugen
Menschlicher Bedürftigkeit.