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Jo. K.

ARABER - JUDEN - CHRISTEN - FREIMAURER

Es ist eine Ironie des Schicksals, daß die große arabische Universität Al Azhar in Kairo im Jahre 988 ausgerechnet von einem Juden gegründet wurde. Der Gründer der Universität war 979 - 991 Großwesir des Fatimiden-Hauses unter Al Aziz-Nizar (* 955, + 996) und hieß Ibn Killis (* 930 in Bagdad, + 991).

Jacûb ibn Killis war zum Islam übergetreten und hatte in dem Chef des Fatimidenhauses nicht nur einen Gönner, sondern sehr wahrscheinlich einen Abstammungsgenossen. Beide waren sich darüber einig, daß die Universität Al Azhar zu einem Ausstrahlungsort fatimidischer Lehrmeinungen gemacht werden sollte. Sie sollte also in dem Dienst der Lehre stehen, die noch heute von den Schiiten vertreten wird und besagt, daß die Führung des Islam den Nachkommen aus der Ehe von Fatima - der Tochter des Propheten Muhammed - mit dem späteren Kalifen Ali gebühre.

Dieser Ibn Killis, der ein kluger Mann und guter Organisator war, ließ viele jüdisch-kabbalistischen Elemente in die Lehre der Schiiten einfließen. Dieser Einfluß wurde am Hofe des Al Aziz-Nizar durch einen zweiten Politiker jüdischer Abstammung, den Schatzmeister Manasse, verstärkt. Manasse war der Finanzier der Universität. Ibn Killis und Schatzmeister Manasse träumten davon, den Tempel Salomos wieder aufzurichten. Änlich war ein Orden geprägt, der ursprünglich nicht fatimidisch war, aber der ismailitischen Richtung der Schia angehörte, und der im Jahre 1090 von Scheich Hassan Ibn Sabbah (* ca. 1034 in Qumm Persien, + 1124, Anführer der Assassinen) gegründet wurde. Dieser Orden suchte den "inneren Islam", und da König Salomo auch im Islam unter dem Namen Suleiman als Prophet gilt, war es verständlich, daß der Orden sich das Ziel setzte, den Tempel Salomos wieder zu erbauen.

Früh hat dieser schiitische Geheimorden in Verbindung mit dem christlichen Orden der Templer gestanden, der seine Burg nahe dem alten Tempel Salomos hatte. Beide Orden nahmen von einander Burgen und Städte in Syrien zu Lehen. Beide waren sich einig in der Verehrung Salomos, der ihnen als Träger geheimen Wissens galt. Beide waren Todfeinde der sunnitischen Muslime und ihrer "Futuwwa", jenes Bundes der Fedayin, die zu den erbittertsten Gegnern des Ritterordens wurden, auf diesen aber gleichzeitig einen gewaltigen Eindruck machten.

Über die Haschischin (Assassinen), die eine militante ismailitische Sekte vom 8. bis ins 14. Jahrhundert mit Hauptsitz in Syrien waren, bekam der Templer-Orden jene sonderbaren, fremdartigen Züge, die ihm im großen Templer-Prozeß unter König Philipp dem Schönen in Frankreich 1313 zum Vorwurf gemacht wurden: die Aufnahme-Zeremonien und die judaisierenden Lehren. Im Ritual des Ritterordens wirkte sich die Saat des Ibn Killis und des Schatzmeister Manasse aus, welche im Orden der Haschischin ausgekeimt war.

Züge des Templer-Ordens fanden im Laufe der Zeit den Weg in die Freimaurerei, die den Grad des "Chevalier Templier" besitzt (allerdings nicht in der Johannis-Freimaurerei - Franc Maçonnerie) und die Legende vom Tempel Salomonis, vom Baumeister Hiram und verschiedene Worte, die im Ritual eine Rolle spielten, übernommen hat.

Über die Verbindung zwischen Haschischin und Templern kam auch der Gedanke in die Freimaurerei, daß der Initiand in der Loge "das Licht sucht". Der Begriff "das Licht suchen" ist eng mit dem Sufitum verbunden, das sich aus den mit dem "mit dem Wollmantel Bekleideten" bildete, die nicht nur alle Gebote der Religion mit voller Strenge befolgten, sondern geistig zum Kern der Ergebung in Gott vordringen und den inneren Islam suchen wollten. Der Suchende (Murid) vertraut sich der geistigen Führung eines Wissenden (Arif) an, der ihm den Weg (Tarjq) zeigt, um in der Versenkung das überirdische Licht zu erleben, wie es der Koran (24. Surata "Das Licht") schildert.

"Allah ist das Licht der Himmel und der Erde. Sein Licht gleicht dem in einer Nische in einer Mauer, in welcher eine Lampe und die Lampe in einem Glase ist. Das Glas scheint wie ein leuchtender Stern. Es wird erhellt vom Öl eines gesegneten Baumes, eines Ölbaumes, der weder im Osten noch im Westen wächst ..." Wer das innere Licht, den "göttlichen Funken" gesehen hat - von dem später Meister Eckhart sprach - an dem wird das Wort wahr: "Wer sich selbst erkennt, der erkennt seinen Herren (man arafa nafsahu faqad arafa rabbah) ".

Nach dem ersten Kreuzzug (1096 - 1099 Ziel: Jerusalem) begannen viele junge Männer im islamisch beeinflußten Bereich sufische Übungen der Versenkung und schlossen sich zu "Futuwwa (Schwurbruderschaften)" zusammen. Diese "Fedayin (Hingegebenen)" waren durch glühende Freundschaften verbunden und scheuten nicht davor zurück, sich im Notfall für den anderen zu opfern.

Entsprechend der sunnitischen Futuwwa" entstanden die christlichen Ritterorden, der "Ritter von Sankt Johannes zum Jerusalem" (Hospital-Ritter), der Templer (die aber anderen Einwirkungen unterlagen) und der Deutschherren. Diese christlichen Orden übernahmen die ursprünglich islamische Formel vom "Lichtsuchenden", was soviel heißt wie "Allah suchen", der "Licht über Licht" ist. In der Freimaurerei steht dieses Licht noch heute über der Arbeit im Tempel, an der Wand, an welcher der Meister vom Stuhl sitzt.

Nach dem Eindringen islamfremder Lehren zerfiel allmählich das fatimidische Khalifat in Ägypten. Zur Zeit des Wesirs Aby Sayed Sahal verbreitete sein Konkurrent in Bagdad, der Abbassiden-Khalif Kaiem bi Amr Allah, die Nachricht, daß das Haus der Fatimiden mit der Tochter Mohammeds, Fatima, gar nichts zu tun habe, sondern lediglich als legitim ausgegeben worden sei, um den Islam spalten. Damit war dem Wirken des Ibn Killis und des Manasse ein Ende gesetzt. Es hat jedoch bis heute seine Spuren hinterlassen, weil es durch den Einfluß auf die christlichen Orden, in denen es bewahrt wurde, vor der Auslöschung durch die nun einsetzende Gegenströmung geschützt wurde.

Was als sogenannte jüdische Symbolik angeblich in der Freimaurerei unserer Tage erhalten sein soll, setzt sich aus Überlieferungen zusammen, die bis in die Zeit der Begegnung zwischen den christlichen Orden mit den islamischen Männerbünden reichen. Diese wurzeln in einer Zeit, die ihre Akzente zum Teil durch die Universität Al Azbar erhielt, an deren Aufbau ein Ibn Killis und ein Manasse beteiligt waren.