COLLEGIUM PHILOSOPHICUM

Non cogitant, ergo non sunt!

www.internetloge.de - email: info@internetloge.de - im Oktober 2001

 

Von Kant zum Kampf der Kulturen

 

Wohl wenige haben in kurzen, aber prägnanten Worten auf den Punkt gebracht, was mein Bürge und Bruder Jürgen zum Thema Kant zu sagen hat: "Ich habe wohl fünf Mal versucht, Kants Kritik der reinen Vernunft zu lesen, dies durchaus in dem ernsthaften Bemühen, das Werk auch zu verstehen. Vergeblich, mit Kant kannst Du mich eher erschlagen als locken!" Zugegeben, dieses Werk Kants kommt schnell zur Hand, aber langsam in den Verstand. Mein Bürge entzog sich Kant durch die Lektüre Wilhelm Buschs, dessen Kritik des Herzens sich ihm zumindest als lebensnäher, aber auch alltagstauglicher erwies. Lichtenberg schreibt einen ähnlich wertvollen Gedanken: "Kantische Philosophie ohne Kants Ausdrücke in praktischen Abhandlungen angebracht, würde gewiß seiner Philosophie Beifall erwerben." Tatsächlich stößt die Kritik der reinen Vernunft vielerorts auf Unverständnis, Fehldeutungen und Fragen. Dies zeigt, daß man sich nicht unbedingt mit Kryptographie und anderen Arten der Verschlüsselung beschäftigen muß, um nicht verstanden werden zu wollen... Kant, dem der offensichtliche Mangel an Transparenz nicht entgangen ist, legte ein weiteres Werk hintendran, in dem er einen Leitfaden des Lesens seines Hauptwerkes zur Hand gibt. Aber ob das die Nebel wirklich lichten konnte?

 

Glücklicherweise hat Kant auch andere Texte veröffentlicht, kürzere, und im Vergleich zu seinem Opus Magnus durchaus lesbare. Zweien davon wollen wir uns im anstehenden Kolleg der Philosophen widmen (s.u.). Dabei sollen sie uns als Ausgangspunkt dienen, Kants Bedeutung auch für die Freimaurerei zu hinterfragen, jenseits der klassisch-maurerischen Beschränkung auf sein "Sapere aude!" Die von mir ausgewählten Texte, ausdrücklich auch zum Selbststudium empfohlen, spielen historisch eine herausragende Rolle: In ihnen legt Kant Grundlagen, die sich im 20. Jahrhundert bei der Gründung des Völkerbundes und später der UNO wiederfinden. Dabei wird im Grunde ein universal gültiges Wertesystem vorausgesetzt, zu diskutieren gilt es hier insbesondere die Begrifflichkeit des Weltbürgers.

 

Damit schaffen wir auch leichterdings den Sprung in das Hier und Jetzt. Als zeitgenössisches "universales Wertesystem" betrachten wir gern das "westliche", womit wir Gefahr laufen, uns zum Nabel der Welt zu erklären. Mit den Folgen unseres Denkens setzt sich mehr oder minder auch Samuel Huntington in seinem Werk vom Kampf der Kulturen auseinander: Teilen denn wirklich alle Gesellschaften dieselben Werte? Und, wenn dem nicht so ist, wo steht dann unser Weltbürger kantischen Zuschnitts? Falls bei diesen tiefschürfenden Gedanken noch eine Minute Zeit bleibt, stellt sich auch eine selbstreflexive Frage: Bietet die freimaurerische Haltung zum Leben eine sinnvolle Konzeption, einen derartigen tatsächlichen oder vermeintlichen Konflikt in Wohlgefallen aufzulösen?

 

Wie auch immer der Weg zum Weltbürgertum oder einer angemessenen Alternative sein wird, bereits zu Zeiten Kants beschreibt Lichtenberg die wohl alleinige Möglichkeit des Pfadfindens: "The whole man must move together." Und selbst wenn die zeitgenössische Auslegung des Korans durch die Taliban eine äußerst fragwürdige zu sein scheint, ist ihre arabische Benennung das Wort dafür, wie es "the whole man" dabei ergehen wird: Auch sie, die Menschheit, ein talib, ein Suchender.

 

Wer das Thema vertiefen möchte, dem seien u. a. die folgenden (kürzeren) Texte empfohlen:

 

Ansary, Tamim: "Fragen an einen lesenden Afghanen," in FAZ vom 10.10.2001, S. 60

Ansary berichtet aus Sicht eines "im Westen" lebenden Afghanen über das Image, welches "der Westen" bei den schlichteren - aber in der Menge bedeutsamen - Moslems hat und gibt unserem Abend eine aktuelle Note. Ganz nebenbei beweist er, daß es Afghanen gibt, die allen Unkenrufen zum Trotz neben dem Lesen auch das Schreiben beherrschen.

Huntington, Samuel P., Der Kampf der Kulturen, Europaverlag München/Wien 1996

Für die Diskussion bieten sich je nach gewünschtem Schwerpunkt einzelne Kapitel an. So etwa Kapitel III, S. 76-103 an, in dem Huntington die Frage nach einer "universalen Kultur" aufwirft, wobei uns freisteht, eine solche in der Diskussion zu verwerfen - oder zu begrüßen.

Kant, Immanuel, "Der Streit der Facultäten," Könemann 1995,

Mit einem Preis von nur zehn Mark ist das Buch auch für den geizigsten Schotten erschwinglich. In ihm enthalten sind kürzere Schriften Kants, davon einige Texte, auf die gerade wir Freimaurer immer wieder zurückgreifen, wie etwa der Essay "Was ist Aufklärung?" Für die Diskussion und darüber hinaus relevant sollen uns die beiden folgenden Texte sein:

- Zum Ewigen Frieden und

- Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht.

Sontag, Susan, "Amerika hat den Islam nicht provoziert - Lernprozesse einer offenen Gesellschaft angesichts ihrer Feinde", FAZ-Feuilleton vom 11.10.01, "Feige waren die Mörder nicht", FAZ-Feuilleton vom 15.09.01 (also vier Tage nach dem Attentat von New York)

Roy, Arundhati, "Wut ist der Schlüssel," FAZ-Feuilleton vom 28.09.2001-10-26

Sowohl die Artikel von Sontag als auch Roy sind sehr diskutabel und daher für eine Diskussion gewinnbringend. Interessant scheint vor allem auch Roys "intellektuelle Sicht der dritten Welt," die im Falle Amerikas neben einer großen Bewunderung für die USA auch sehr gemischte Gefühle zeigt.

 

 

Zum Textverständnis Kants seien hier noch thesenartig einige Leitlinien seiner beiden Texte aufgeführt:

KANT UND DIE IDEE ZU EINER ALLGEMEINEN GESCHICHTE IN WELTBÜRGERLICHER ABSICHT.

(I) Alle Naturanlagen eines Geschöpfes sind dazu bestimmt, sich einmal vollständig und zweckmäßig zu entwickeln.

(II) Beim Menschen aber soll sich die Vernunft nur in der Gattung, nicht im Individuum vollständig entwickeln.

(III) Nach dem WiIllen der Natur muß der Mensch alles ihm mögliche selbst erlangen. Dies dient der Entwicklung der Vollständigkeit seiner Anlagen. Wichtigstes Instrument hierzu ist seine Vernunft.

(IV) Neben dem Verstand hat die Natur dem Menschen ein bedeutendes weiteres Mittel zur Entwicklung all seiner Anlagen mitgegeben, die ungesellige Geselligkeit des Menschen. Kant versteht hierunter den Konflikt zwischen dem Drang nach Muße mit dem nach Ehre. Positiv aufgelöst muß er den Menschen voranbringen.

(V) Größtes Problem des Menschen ist das Erreichen einer allgemein das Recht verwaltenden bürgerlichen Gesellschaft. Nur dort gibt es die Möglichkeit, die größtmöglichen Freiheiten zum Wohle aller auszuüben.

(VI) Dieses Problem wird von den Menschen als letztes aufgelöst werden. Denn "der Mensch ist ein Tier, welches einen Herren nötig hat." Das höchste Oberhaupt wiederum soll gerecht für sich selbst und doch ein Mensch sein. "Diese Aufgabe ist daher die schwerste unter allen; ja ihre vollkommene Auflösung ist unmöglich: Aus so krummen Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts Gerades gezimmert werden. Nur die Annäherung zu dieser Idee ist uns von der Natur aufgegeben."

(VII) Die Errichtung einer vollkommenen bürgerlichen  Verfassung ist vom Problem eines gesetzmäßigen äußeren Staatsverhältnisses abhängig und ohne dieses nicht möglich.

(VIII) Die Geschichte der Menschheit folgt einem Plan der Natur, eine innen und außen vollkommene Verfassung zustande zu bringen als den einzigen Zustand, in welchem sich alle menschlichen Anlagen vervollkommnen können.

(IX) Ein philosophischer Versuch, diesen Plan der Natur zu ergründen, muß als möglich erachtet werden.

 

Deutungsversuch zu (II): Neben der menschlichen Vernunft gibt es eine übergeordnete der Gattung. In ihr versammelt sich alles Wissen sowie dazugehörige Deutungsmuster. Es gilt für Kant dabei, diese Vernunft der Gattung zu vervollkommnen, nicht des Individuums. Dem Individuum ist freigestellt, diese höherstehende Vernunft anzuerkennen und ihr gemäß zu handeln. Die Vernunft gebiert aber auch moralische Imperative.

Deutungsversuch zu (VII): Es ist dem Menschen zuwider, andauernd gegen die Vernunft zu handeln. Dies tut er dann, wenn er eine höherstehende (kollektive) Vernunftebene erkennen kann, aber dennoch gegen diese handelt. Daher wird sich über kurz oder lang die kollektive Vernunft durchsetzen. In diesem Abschnitt begründet Kant u. a. auch seine Geschichtsphilosophie. Diese könnte wie die folgende Gedankenkette aussehen, in denen gesellschaftliche Zustände wie in der Evolution der Vernunft folgend eine immer höhere Ebene erlangen: Anarchie - Gesetz - Staat - Republik - Völkerbund - Weltbürgertum - Ewiger Friede. Die letzten drei Punkte handelt Kant ab in seiner Schrift vom ewigen Frieden. Aktuelle Mißstände der Völkergemeinschaft ließen sich somit u. a. auch als Probleme zwischen unterschiedlichen Evolutionsstufen der Staatsformen erkennen - sowie der mangelnden Fähigkeit, auf zwischenstaatlich gleicher Ebene miteinander zu kommunizieren.

 

KANT UND DAS WELTBÜRGERTUM - ZUM EWIGEN FRIEDEN

(I) Staaten sollen sich in Selbstbeschränkung üben, ehrlich, fair und mit dem Vorhandenem zufrieden sein.

(II) Frieden ist kein Naturzustand, er muß gestiftet werden. Der Krieg ist Naturzustand.

(III)  Die bürgerliche Verfassung soll republikanisch sein.

(IV.) Das Völkerrecht soll auf dem Föderalismus freier Staaten gründen, die ungezügelte Freiheit wird von einer vernünftigen abgelöst: Staaten setzen noch immer ihr Recht mit Gewalt durch anstatt mit Worten. Ein freiwilliger Völkerbund aber diente nicht Friedensverträgen (laut Kant sowieso nur als "Waffenstillstände" gedacht), sondern einem ewigem Friedensvertrag. Die Staaten unterwerfen sich dabei einem gemeinsamen Zwangsgesetz.

(V.) Einschränkung eines Weltbürgerrechts auf allgemeine Hospitalitätsbedingungen. Reisende haben die alleinige Befugnis, den Verkehr mit Einheimischen zu versuchen, nicht aber, inhospital, diese für nichtig zu erachten und unwürdig zu behandeln oder gar zu versklaven. Weltbürgerrecht ist also eine unumgängliche Ergänzung des Staats- und Völkerrechts.

(VI.) Die Natur selbst gewährt die Garantie des ewigen Friedens. Kant begründet dies auf dreifache Art und Weise: (1) Die Natur selbst führt auf die Republik hin, da sich alle anderen Formen als instabil erweisen. Die Natur führt zum Gesetz, da Anarchie selbst nicht befriedigend ist. (2) Völkerrecht setzt viele unabhängige Staaten voraus, die sich über Sprache und Religion definieren. Dies führt bei anwachsender Kultur zu einem ebenbürtigen Zustand, ein Gleichgewicht im "lebhaftesten Wetteifer" und somit zu einer gemeinsamen Idee von Frieden. (3) Die Interessen des Handelsgeistes führen zum Wunsch nach Frieden. "Unter allen der Staatsmacht untergeordneten Mächten ist die Geldmacht die zuverlässigste."

(VII.) Philosophen sollen den Herrschern beratend zur Seite stehen: Der Herrscher selbst hat durch seine Macht keinen klaren Blick für die Problematik, herrschende Philosophen kann es nicht geben, ohne daß diese nicht selbst den Gefahren der Macht unterliegen.

 

Deutung: Kant differenziert in Staats-, Völker- und Weltbürgerrecht als Arten des öffentlichen Rechts. Der ewige Frieden setzt voraus: Republiken, Völkerrecht, Weltbürgerrecht. Unabhängig vom jetzt vorherrschenden Zustand sieht er den ewigen Frieden zumindestens als idealistisches Ziel: Es ist unvernünftig, anders zu handeln. Als vernunftbegabtes Wesen kann sich der Mensch langfristig nicht der (Welt- oder Menschheits-)Vernunft entziehen. Interessanterweise sind die Existenz der UNO und ein vorhandener Welthandel mitsamt den damit verbundenen Weltorganisationen Indizien für eine stetige Bewegung in Richtung einer vernünftigeren Welt. Kants Weltbürger ist dabei der, der andere als ebenbürtig anerkennt, als eben solche Weltbürger unabhängig von Kultur und zivilisatorischem Status. Sein Gegenüber erobert und ignoriert, versklavt und mißbraucht seine Mitmenschen, das Weltbürgerrecht existiert für ihn nicht, zugleich bewegt er sich auf einem mittlerweile überkommenen Vernunftniveau.

 

 

Zur Diskussion und Ausarbeitung abschließend einige Themenkomplexe und Fragestellungen:

 

v      Ist der kantische Weltbürger eine Entsprechung freimaurerischen Gedankengutes? Stellt Freimaurerei eine Art multinationaler Avantgarde dar im Sinne des Anerkennens der Gleichheit aller Erdenbürger?

v      Kant erwähnt den Kulturbegriff gar nicht bei seinem Weltbürger, er kommt mit einem einheitlichem Begriff des Weltbürgerrechts aus. Dieses setzt einen gemeinsamen Nenner voraus, eine Geisteskultur. Im Gegensatz zu Huntington kann er so eine "universale Geisteshaltung" konstatieren. Wie ernst aber ist der Westen um diesen Gedanken bemüht?

v      Wie steht es aktuell um die Selbstreflexionsfähigkeit der westlichen Staaten, insbesondere Deutschlands? Wo stehen wir? Wohin wollen wir gehen?

v      Welche Rolle spielen die Medien im Sinne dieser Selbstreflexionsfähigkeit?

v      Ist der Kampf der Kulturen nicht einer der Vorurteile?

v      Das Imperium Romanum war nach innen hin über lange Zeit stabil aufgrund zweier Grundsätze: "Teile und herrsche" und "Erster unter Gleichen." Huntington verweist auf die Überlegenheit des Westens in nahezu allen wissenschaftlich oder ökonomisch relevanten Feldern (S. 118f.). Inwieweit werden diese Errungenschaften tatsächlich geteilt? Inwieweit nimmt er nichtwestliche Staaten als gleichwertig wahr? Wie wird er selbst entsprechend empfunden? Wie empfinden sich vice versa, "die anderen?"

v      Gibt es einen Kampf der Kulturen wirklich oder ist dies ein Kampf um Anerkennung, Bildung und menschenwürdigen Zustand der Volkswirtschaften "unterentwickelter Länder?"

v      Ist der Westen tatsächlich ein globales Vorbild? Oder befindet er sich selbst im Verblassen (Huntington, Kap. 4)? Gibt es Anzeichen der Dekadenz, der Übersättigung in den Ländern, die über alles verfügen, aber "unterentwickelte Länder" um tatsächlich oder vermeintliche menschliche Werte beneiden? Muß nicht auch der Westen sich selbst nach innen hin genauer analysieren und als reformfähig erweisen?

v      Stellt nicht die vielleicht selbstgefällige Selbstwahrnehmung des Westens ein Problem dar, auf gleicher Ebene mit anderen Ländern zu kommunizieren?

v      Während der Westen zu den Waffen greift und dieses im allgemeinen gutgeheißen zu werden scheint, steht dies in eklatantem Widerspruch zum Wissen der westlichen Gesellschaften über die islamische Welt im allgemeinen, die islamischen Länder im speziellen, Afghanistan im konkreten. Eine fundierte Meinungsbildung zu den Alternativen eines Krieges kann so nicht geschaffen werden. Läßt sich der Westen also von Vorurteilen und Kritiklosigkeit leiten, zumal auch kein griffiges Konzept für die Zukunft Afghanistans abgeleitet wird? Herrscht hier nicht sogar Aktionismus und Emotion anstelle von Vernunft, Abwägung und Realismus?

v      Ist die "kulturelle Überlegenheit" westlicher Nationen noch immer der des Kolonialzeitalters nahestehend, in der die Kultur anderer herzlich wenig beachtet wird? Das afghanische Gastrecht wird geflissentlich nicht betrachtet, ein Dialog nicht geführt, in dem beide Parteien das Gesicht wahren könnten. Begegnet uns hier also eine "kulturelle Dominanz," die mit Waffengewalt durchgesetzt werden soll?

v      Wenn Selbstmörder andere Menschen in den Tod reißen, ist der Ruf nach Revanche nicht weit. Wie aber steht es mit der Frage, wie es überhaupt zu einem derart unglaublichen Vorgang kommen konnte? Mit der Frage, wie sich das (staatliche) Opfer derartiger Attacken selbst ändern muß, um solch sinnloses Blutvergießen zukünftig zu verhindern?

v      ...

 

 

FUNDSTÜCKE

 

"Der Westen hat es zugelassen, daß seine Kultur als Pornographie, Verbrechen, Entfremdung, Einsamkeit wahrgenommen wird und als eine Überfülle von materiellen Gütern, die die verelendeten Massen in der islamischen Welt zum größten Teil nicht haben. Was mag einen ratlosen Menschen anziehen, der von seiner Familie entfremdet ist und sein Leben als sinnlos empfindet?" - Tamim Ansary, s.o.

 

"Wie soll man einen Paschtunen, der in seinem Dorf abgeschnitten von der Welt lebt, davon überzeugen, daß er die amerikanischen Luftschläge gegen seine Brüder unterstützen muß?" Sicher nicht mit dem Argument, daß die Terroranschläge auf das WTC und das Pentagon ein Angriff gegen die Zivilisation waren. Die meisten Paschtunen dürften nicht einmal gewußt haben, daß so etwas wie die Twin Towers existierte, und was die Zivilisation angeht, davon dürften sie eine andere Vorstellung haben. - Ulrich Ladurner, "Die Bomben fielen zu früh," DIE ZEIT Nr. 44, S. 2, Zitat von Faridullah Khan, afghanischer Clanchef.

 

Auch der Dalai Lama nimmt Stellung zu dem Geschehen und sagte in Straßburg vor dem Europäischen Parlament, die Gemeinsamkeiten aller Kulturen und Gesellschaften beschwörend u. a.: "Wir müssen auch mit jemandem reden können, der so schreckliche Verbrechen begangen hat... Umdenken kann man nur im Gespräch erwirken, nicht durch Bomben... Wir müssen lernen, Konflikte anzugehen, bevor sie den Siedepunkt erreichen..." Fast im Geiste Kants skizziert er ein ähnliches Vernunftideal eines - zumindestens zwischenstaatlichen - ewigen Friedens: "Wir müssen den Mut haben, uns langfristig für eine Welt ohne Atomwaffen und nationale Armeen einzusetzen." Alle Zitate aus dem FAZ-Politikteil vom 25.10.01.

 

 

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som - Oktober 2001