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DER TAROT

die kabbalistische Methode der Zukunftserforschung als Schlüssel zum Okkultismus

von ERNST KURTZAHN
(Daïtyanus)
Zweite unveränderte Auflage 1925

Vorwort

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Thoth kommt, um ihm (dem Fragenden) das Geschick zu bestimmen.




Vorwort.

So mancher Leser des "Golem", dieses wunderbar tiefen kabbalistischen Romanes des wirklich begnadeten Dichters Gustav Meyrink, wird durch diese Lektüre auf den "Tarot" (Tarok, Tarokkarten) und seine mystische Bedeutung (siehe "Der Golem", X. Kapitel "Licht") aufmerksam geworden sein und infolgedessen den lebhaften und begreiflichen Wunsch gehabt haben, etwas Näheres über dieses seltsame Kartenspiel, "Tarot" oder "Tarok" genannt, zu erfahren.

Natürlich wohl vergebens!

Es dürfte ihm kaum viel besser ergangen sein als seinerzeit (1915) dem Verfasser dieses Buches: Angeregt auf das Höchste durch den "Golem" wurde vom Autor vergeblich die ganze okkulte deutsche Literatur (und die ist nicht wenig umfangreich!) durchforscht, nichts irgendwie Nennenswertes über den Tarot oder den Tarok wurde entdeckt mit alleiniger Ausnahme der im ersten Kapitel des 2. Teils dieses Buches auszugsweise wiedergegebenen, überaus albern anmutenden Beschreibung des Tarokspiels in einem Kartenspielbuch.

Erst in der ausländischen, besonders in der französischen okkulten Literatur stieß Verfasser in Verzeichnissen auf brauchbare und vielversprechende Werke über den Tarot und die mit ihm innig verwandten Gebiete, wie z. B. die Kabbala und die Magie.

Aber infolge des Krieges war es ganz unmöglich, an den Erwerb derartiger umfangreicher und auch im Frieden teurer und seltener Werke auch nur zu denken!

So blieb zunächst nichts anderes übrig, als mühselig überall brockenweise Stoff zu sammeln, der dem Verfasser genügende Auf-





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klärung geben und für eine etwa geplante Veröffentlichung ausreichen könnte. Das war, wie gesagt, nicht leicht und brachte kaum halbwegs den erhofften Erfolg, wenn auch der Verfasser inzwischen in einer (mittlerweile sanft entschlafenen, früher einmal aber sehr bekannten und guten) okkulten Zeitschrift eine nur begonnene und noch nicht zur Hälfte vollendete Übersetzung einer der besten jemals über den Tarot geschriebenen Arbeiten eines französischen Forschers von Ruf fand.

Aber dieser infolge Verstümmelung völlig ungenügende Fund machte dem Verfasser immer mehr Heißhunger, sich des ganzen Stoffes zu bemächtigen, um dann auch in deutscher Sprache ein Werk über den Tarot schaffen zu können.

Es wolite und wollte durchaus nicht gelingen, die Unterlagen alle zusammen zu bekommen!

Erst durch den berühmten "Zufall" wurde ihm ganz unvermutet Hilfe, nämlich durch den Verleger dieses Buches, Herrn Dr. Richard Hummel in Leipzig.

Genannter Herr - neben seiner Verlegertätigkeit selbst ein langjähriger okkulter Forscher - hatte selbst die Absicht, ein umfassendes und grundlegendes Werk über den "Tarot" zu schreiben, zumal er seit Jahren mit mehr Erfolg als der Verfasser ein äußerst umfangreiches und sehr wertvolles Material über den Tarot und seine Hilfswissenschaften gesammelt hatte.

Herr Dr. Hummel hatte nun die große Freundlichkeit, dem Verfasser, unter Verzicht auf liebgewordene eigene Veröffentlichungspläne, sein gesamtes umfangreiches Material zur unbeschränkten Benutzung zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise wurde es dem Verfasser dieses Buches überhaupt erst möglich, vorliegendes Werk abzufassen! -

Es sei daher auch an dieser Stelle Herrn Dr. Hummel der wärmste Dank für seine selbstlose Liebenswürdigkeit ausgesprochen. Es mögen nun einige Worte über das Buch selbst gestattet sein. Es ist ein Irrtum, um dies gleich vorweg zu bemerken, zu glauben, dieses Buch wäre einzig zu dem Zweck geschaffen, neugierige Menschenkinder eine neue Art von Kartenorakel zu lehren, oder das "Wahrsagen aus Karten" zu popularisieren, oder ein amüsantes





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Unterhaltungs- und Gesellschaftsspiel darzustellen. Durchaus nicht! Diejenigen, die dies suchen, mögen "alle Hoffnung draußen lassen."

Der Hauptzweck dieses Buches soll der sein, so einwandfrei als nur möglich Unbefangenen zu zeigen, daß es trotz des Odiums aller Kartenwahrsagungen (infolge anrüchiger Kartenlegerinnen usw.) doch ein Kartenorakel gibt, das sich auf urälteste Symbolik und Priesterwissen stützt und alles andere eher ist als ein mehr oder weniger berechtigter Aberglaube!

Dies kann aber nur dann zutreffend sein, wenn sich ein solches Buch auf etwas Bedeutendes stützen kann, und das ist hier der Fall, denn der "Tarot" ist nach dem Urteil von Eingeweihten von altersher der beste Schlüssel zu den Mysterien der Kabbala gewesen!

Der Leser dieses Buches erlernt daher nicht nur den "Tarot", sondern auch die Anfangsgründe der Kabbala und erbaut damit das Fundament für jedes magische Wissen, das er vielleicht anstrebt.

Möge es deshalb stets nur in die rechten Hände fallen, die Mißbrauch zu vermeiden wissen. Dem Okkultisten wird es hoffentlich trotz seines nichtallzugroßen Umfanges ein liebes und oft gebrauchtes Nachschlagebuch werden.

Hervorzuheben ist der Umstand, daß sich der Verlag in dankenswertester Weise entschloß, dem Buch ein vollständiges, allen Anorderungen entsprechendes "Tarotspiel", das praktisch benutzbar ist, beizugeben, trotzdem dies bei der heutigen Zeit ein großes Opfer bedeutete.

Der mitgegebene Tarot wurde in mühevoller Arbeit unter sachgemäßer Benutzung aller einschlägigen Quellen rekonstruiert und stellt den überhaupt ersten deutschen Tarot dar, den es gibt, während Frankreich, England, Böhmen usw. längst ihre Tarots besitzen.

Endlich bleibt dem Verfasser noch übrig, auf die schöne Austatung und die klaren Illustrationen, dem Verlag hierfür dankend, hinzuweisen; möge das Buch daher dem Verlag viele neue Freunde zu den bisherigen alten erwerben!

Hamburg, im August 1920.

Daïtyanus (E. Kurtzahn)