internetloge.de - internetloge.org - Hamburg, Deutschland






DER TAROT

die kabbalistische Methode der Zukunftserforschung als Schlüssel zum Okkultismus

von ERNST KURTZAHN
(Daïtyanus)
Zweite unveränderte Auflage 1925

Zweiter Teil.

Praktischer Tarot.

II. Kapitel.

Seite 81


Magie des Tarots

.... Drum hab' ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis wurde kund;
Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß
Zu sagen brauche Wu ich nicht weiß;
Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau alle Wirkenskraft und Samen
Und tu nicht mehr in Worten kramen.

Goethe, Faust I.

Magie! Du schauderst, verehrter Leser, liebenswürdige Leserin. Der Verfasser sah kürzlich in einem Werk über Magie eine prachtvolle Darstellung der praktischen Magie in zwei Bildern. Auf dem ersten Bild steht der Magier, angetan mit einem weißen, mit Zaubercharakteren bestickten Gewand in einem dreifachen Zauberkreis. Mit einem bloßen Schwert in der Linken, deutet er auf die Spitze eines im ersten Zauberkreis liegenden Pentagramms, während seine erhobene rechte Hand einen Zauberstab hält, der den wirbelnden Rauch aus einem außerhalb des dritten Kreises auf dem Boden stehenden Räuchergefäßes zu dirigieren scheint.

Zauberstab, Räucherkelch, Schwert und Pentakel (gleich Münze), da haben wir wieder die vier Grundsymbole der kleinen Tarotarkana, entsprechend den vier Elementen, die hier dem Zauberer (Aleph) zu beliebigem Gebrauch in die Hand gegeben sind. Solch ein Zauberer ist auch der Leser, der mit dem Tarot in der Hand zum Magier - werden kann, wenn er: Arbeiten, gehorchen und schweigen lernt. - Möge es ihm aber nicht so ergehen, wie dem Magier auf dem zweiten Bild, wenn er, vielleicht fortgerissen von vorwitzigem Tatendrang, durch Erfolge mit den Tarotkarten zur dämonischen, beschwörenden schwarzen Magie übergeht. Was zeigt dieses Bild nun? Ja, lieber Leser, hier ist Grund genug zum schrankenlosesten Entsetzen, und ein gewöhnlicher Sterblicher würde ihm auch unter keinen Umständen erfolgreich trotzen können! In ein unbestimmtes Dämmerlicht hat sich der Beschwörungsort gehüllt, eine Art fahlen Dunstes, aus dem zwei entsetzliche Feuersäulen aufleuchten, von grellen Blitzen umzuckt: Tetragrammaton, der Allmächtige, und Agla, und ihre furchtbaren Äußerungen. Daneben majestätisch blickende Gestalten neben Fratzen und abenteuerlichen Gestaltungen, wie diese vom Meister Albrecht Dürer nicht treffender in Holz geschnitten werden konnten, ekelhafte Tierkörper mit scheußlichen Bösewichtsgesichtern, belebte Knäuel von sich wendenden schier unerkennbaren Gliedern, dies alles umlodert, umbraust und umtobt den Zauberkreis!





Seite 82

82 Ruhig steht der Meister da! Zum Schutz dienen ihm nur seine genau gekannten Zauberformeln und sein Degen, während sein Stab die Erscheinungen nach seinem Willen lenkt. Wehe, dreimal Wehe über ihn, wenn er sich nur einmal verspricht, nur eine falsche Bewegung mit dem Stab macht, oder gar auch nur ein Glied über den innersten Zauberkreis bringt!! Keine Sekunde später klebte sein zerschmettertes Hirn an der Decke und den Wänden, gliche sein Körper nur mehr einer mehr oder weniger formlosen Masse, die am Boden hingeschmiert wäre! Das gleiche Los träfe ihn auch, wenn er nicht reinen Herzens wäre.

Die Magie, auch ihr scheinbar geringster Zweig, ist kein Spielzeug!! Das möge sich der Leser ernstlich gesagt sein lassen! Man weiß wohl, wie es beginnt - aber nimmer, wie es endet! "Reiche dem Teufel den kleinen Finger, und er nimmt (stets) die ganze Hand! Sollte der Leser einen kleinen Schauder bekommen haben, so liegt das ganz in der Absicht des Verfassers. Wie viele Menschen haben schon ihren Verstand durch vorwitzige Beschäftigung mit den magischen Künsten verloren und haben, von bösen Geistern besessen, im Irrenhaus eingesperrt, ihre Tage unter ungeheueren Qualen beschließen müssen! - - Ahnt denn wirklich niemand, daß eine höhere schützende Absicht darin liegt, daß die geheimen Wissenschaften von der großen Menge nicht anerkannt, ja sogar verspottet und verlacht werden?! Denn wüßte der Pöbel, die misera plebs, welche ungeheuern Kräfte sich ihm darbieten, so würde er sich darauf stürzen, um sich gegenseitig zu vernichten, ja sogar, um schließlich den Erdball zu zerstören. Man sage nicht, daß der Verfasser phantasiere, man frage bekannte Ärzte, was für seelische Opfer Hypnose (noch vor 30 Jahren "wissenschaftlich" nicht anerkannt), gemißbrauchter Spiritismus usw. schon an Geisteskranken gefordert haben! Warum ist denn vor kurzem erst die Hypnose als Schaustellung in Varietés und ähnlichen Veranstaltungen plötzlich wegen schwerer Gefährdung der Gesundheit der Versuchspersonen verboten worden? Polizeilich verboten! Aber das geheimnisvolle, das verschleierte Bild zu Saïs, reizt noch immer! Wie vor Jahrtausenden, so auch heute, und in Jahrtausenden. Lieber Leser, glaube mir, als einem suchenden Menschen von einigen Erfahrungen auf dem Gebiet des Okkultismus, du darfst auch auf diesem Gebiet suchen und schürfen, und wirst auch finden, wie ich gefunden habe, mehr als du suchtest, wenn du mit ganzem und reinem Herzen suchen wirst: "So ihr mich von ganzem Herzen suchet, so will ich mich finden lassen"; aber nur die reinen Herzens sind, werden Gott schauen, die anderen aber den Teufel, d. h. ihre Person gewordenen





Seite 83

bösen Begierden, der sie als "Hüter der Schwelle", die das jenseits vom Diesseits trennt, für dieses Leben mitleidslos zerschmettern wird. - Die Geschichte von dem schrecklichen Ende des schwarzen Magiers, Doktor Faust, wie sie in dem Volksbuch von Musäus beschrieben ist, ist buchstäblich zu nehmen. Alle schwarzen Magier ereilt ihr schließliches Geschick unwiderruflich! Hier nur ein Beispiel 1): Am 7. Juni 1905 starb in Wien der in weitesten wissenschaftlichen und industriellen Kreisen wohlbekannte Dr. Karl K . . . eines plötzlichen unaufgeklärten Todes, nachdem ein halbes Jahr vorher seinen Assistenten das gleiche Schicksal ereilt hatte. Dr. K. besaß einen regen und ingenieusen Geist, der ihn, nachdem er mit diversen Erfindungen, darunter der Sulfit-Zelluloseprozeß an erster Stelle figuriert, Glück gehabt, weiter und weiter trieb, bis er - im Lager der schwarzen Magie landete. Zuerst hahm er Unterricht bei dem Araber Soliman Ben Aifha, der ihn lehrte, wie man sich die Augen aus dem Kopfe nehmen und die Zunge durchstechen kann. Dann ließ er sich den Inder Bheema Sena Pratapa kommen, von dem er die Kunst lernte, sich selbst in jenen Scheintodzustand zu versetzen, in dem manche Fakire sich begraben zu lassen pflegen. Schließlich weihte ihn der Inder Sri Mahatma Agamya Guru Paramahamsa in die letzten Geheimnisse des Hata Yoga ein. Der Enderfolg war der, daß er eine Schar niederer Geistwesen an sich zog, die er nicht wieder los werden konnte, und die sein Verderben wurden. In seinem Laboratorium trieben die tollsten Spukerscheinungen ihr Unwesen, und der Unglückliche fand, trotzdem er sich seines Tuns vollauf bewußt war, nicht mehr die Kraft, sich ihrer zu erwehren. In einem seiner Briefe an Dr. Franz Hartmann schrieb er wörtlich: "Ich fürchte die hütenden Scharen, aber sie eröffnen doch der Erkenntnis das Feld." Ein halbes Jahr, nachdem sein Assistent im Laboratorium (!) eines plötzlichen Todes gestorben, wurde er selbst von einer geheimnisvollen Krankheit befallen, die sich keiner seiner Ärzte erklären konnte. Er magerte zum Skelett ab und starb eines ebenso rätselhaften Todes, nachdem er sich in Ägypten, wohin man ihn mit der Tragbahre geschafft, ein wenig erholt hatte. Den Dr. K. hat das typisch faustische Schicksal aller Schwarzmagier ereilt. . . Soweit Paar in seinem nicht anzuzweifelnden Bericht. In der Literatur finden sich noch genug und übergenug Beispiele für das Ende solcher Schwarzmagier; begnügen wir uns aber mit obigem Fall, der dazu nicht der Literatur, sondern der, traurigen Wirklichkeit




    1) Entnommen aus Jean Paar, "Weiße und schwarze Magie" Schmiedeberg und Leipzig.



Seite 84

entstammt. Magie ist nun alles und jedes, was unter Benutzung nicht, oder nicht genügend bekannter Naturkräfte Außergewöhnliches bewirkt. Also im Grunde genommen viel mehr, als man gemeinhin anzunehmen gewillt ist. Denn auch z. B. jede Anwendung von Elektrizität ist letzten Endes Magie, da man wohl die Wirkungen der Elektrizität kennt, auch die Bedingungen des Hervorrufens dieser Ätherschwingung, aber keineswegs ihr eigentliches Wesen an sich! Es ließen sich noch viele Beispiele ähnlicher Art anführen. Möge es genug sein, nur seien noch die Hypnose, Magnetismus, Suggestion und Spiritismus erwähnt sowie der siderische Pendel. Von ihrer erregenden Ursache weiß man einiges, von ihnen an sich nichts, überhaupt nichts, und experimentiert doch munter und fidel darauf los, wie Kinder, die mit Dynamitpatronen spielen...

Selbstverständlich gibt es auch hier einen natürlichen Schutz. Es gilt im ganzen Okkultismus als Gesetz, daß einzig und allein nur die bewußte Anwendung von Verfahren, Zauberformeln, Amuletten usw Wirkungen erzeugt, dann aber auch ganz bestimmt. Wenn du, mein lieber Leser zum Beispiel absichtslos das Zeichen des Saturndämons auf ein Blatt Papier kritzelst, ohne zu wissen, was es bedeutet und wie es zu gebrauchen, d. h. praktisch anzuwenden ist, so wirst du ebensoviel Schaden oder Nutzen haben, als wenn du einen alten Sanskrittext vornimmst, den du nicht lesen kannst, oder Integralformeln benützen willst zum Rechnen, ohne ihre Gesetze zu kennen! Weißt du aber, was du tust, dann bist du auch verantwortlich für die Anwendung. Das hier eben Gesagte gilt cum grano salis auch für unsern Tarot, wie auch für alle niederen Wahrsagemethoden, sie mögen Namen haben, welche sie wollen. Es sei noch kurz erwähnt, daß alle und jede höhere Magie, sei es weiße oder schwarze, ihre Wurzeln in der Kabbala hat. Weiße Magie ist Anrufung wohltätiger Kräfte, um anderen Personen erlaubte Vorteile zu schaffen. Schwarze Magie ist der Gebrauch aller magischen, natürlichen, aber geheimen Kräfte zu persönlichen, d. h. egoistischen und bösen Zwecken. Es sei hier auch noch der blöde Ausdruck "übernatürlich" ,erwähnt, dem man leider viel zu häufig begegnet. Da alles und jedes in der Natur enthalten ist, das Gute wie das Böse, das Verstandene wie das Unverstandene, so ist eben alles natürlich. Etwas außerhalb der Natur Stehendes gibt es überhaupt nicht, es gibt nur: Bekanntes und Unbekanntes, meistens das letztere. Wenn das der Leser nicht glaubt, ist es seine Schuld, und ihm ist kaum zu helfen, oder doch? Der Leser nehme einen ungefähr 25 cm langen Faden, hänge daran ein kleines Gewicht (Ring), und schlinge das freie Ende wu den rechten Zeigefinger. Die anderen Finger krampfe er ein und





Seite 85

strecke den Daumen aus. In dieser Lage halte er das Pendel, denn ein solches ist es, in ruhiger Lage etwa zwei Zentimeter von einem Blatt weißen unliniierten Stück Papier in ruhiger Haltung entfernt, auf das er mit Bleistift das Wort "Feuer" geschrieben hat. Er, wird nur ganz kurze Zeit dauern, und das Gewichtchen wird einen Kreis gegen die Uhrzeigerrichtung links, oder "rot" genannt, beschreiben. Was ist das für eine Kraft? Der Leser weiß es nicht, der Verfasser weiß es nicht, und doch ist diese natürliche Kraft (wahrscheinlich eine Ätherschwingsart, doch was ist Äther. . ?) da! - Vielleicht wird es auch dem Leser eben die Freude machen, wie dem Verfasser, die hebräischen Buchstaben, Zahlen, Tarotkarten und ihre Symbole mit diesem einfachen Instrument zu untersuchen. Für diese Leser sei noch bemerkt, daß es gut ist, mit dem Gesicht nach Süden zu sitzen oder zu stehen, nichts in der anderen Hand zu halten und möglichst (vorerst) allein dabei zu bleiben. Man bezeichnet die Drehung mit dem Uhrzeiger als blau, gegen den Uhrzeiger als rot. "Nord-Süd" mit violett, "Nordwest-Südost" mit grün und "Nordost-Südwest" mit orange. Endlich "Ost-West" mit gelb. Violett und blau bedeuten im menschlichen Sinne Gutes, gelb Böses und das andere Übergänge. Mehr hierüber mag der Leser in einem der zahlreichen darüber vorhandenen guten Werken nachlesen und - nachproben 1). Die Anwendung des Pendels empfiehlt sich beim Endergebnis des Tarotschlagens in zweifelhaften Fällen. Es sei hier noch der Kuriosität halber erwähnt, daß das Pendel auch den ägyptischen Priestern nicht unbekannt war. - Das höchste Ziel eines Magiers ist wohl das, die Gestaltung des Stoffes, d. h. die Regelung der Atomschwingungen der Materie in die Gewalt zu bekommen. Diese Schwingungen, die eine fürchterliche Kraft darstellen, da sie in der Sekunde als interätherische Schwingungszahl

24 300 000 000
haben, entspricht der fürchterlichen Vril, die Bulwer in seinem Roman "Das Geschlecht der Zukunft" schildert, die den Untergang der Atlantis verursachte, wo sie jedem Kind bekannt war, und mit deren Hilfe Bauwerke wie die Pyramiden entstanden sind, da man die enormen Blöcke mit nichts anderem die 136 Meter Höhe hätte heben können. Die Pyramiden, wenigstens die beiden großen, sind niemals, wie behauptet wird, Königsgräber gewesen, sondern vielmehr Einweihungsstätten, in denen der Einzuweihende, wenn er die furchtbaren Prüfungen nicht bestand, ohne weiteres auf geeignete Weise ums Leben kam. - Der Leser möge die kleine Abschweifung, die ihm hoffentlich




    1) Z. B. Fr. Kallenberg, "P-Strahlen", Leipzig 1920, reich illustriert.
Der Verfasser!



Seite 86

Gewinn brachte, verzeihen, und nur noch erlauben, darauf hinzuweisen - da wir doch gerade einmal bei Ägypten sind, daß sich die Tarotursymbole sicher unter den hieroglyphischen Inschriften der Tempel finden, wo sie, wie Strindberg dies sehr richtig schreibt ("ll. Blaubuch", Seite 560ff.), durchaus falsch übersetzt werden. Er bemerkt unter anderem sehr treffend: "Dieses kluge ägyptische Volk, bei dem sich die Gelehrten und Philosophen des Altertums Weisheit holten, hat man (durch die falsche Auslegung) zu solchen Idioten gemacht, wenn es sich um die Schrift handelt, daß man über die Auslegung verdutzt ist."

Mit vorstehenden Ausführungen haben wir wohl von Magie genug gesagt und gehen nun zu den jetzt verständlichen magischen Vorbereitungen in bezug auf das Legen oder "Schlagen" der Tarotkarten über. - Das Schlagen des Tarots (entspricht dem Aufschlagen des Buches Thot durch die Priester im alten Ägypten) ist also eine durchaus magische, d. h. heilige Handlung, und man wird seine Zweifel fahren lassen und rückhaltloser Anhänger des Tarots werden, sobald man nach gehöriger geeigneter Vorbereitung die ersten sich bewahrheitenden Ergebnisse erzielt haben wird. Man muß sich nun klar machen, daß die Tarotkarten nur geeignete Hilfsmittel sind, um uns mit der astralen Welt in Verbindung zu setzen, in der alles Geschehen, sei es gewesen, oder sei es kommend, minutiös verzeichnet ist. Da wir ja auch in uns einen Keim jener Welt haben, den Astralkörper, so handelt es sich sozusagen um nichts anderes, als eine Brücke zu bauen zwischen unserem astralen Körper und der astralen Welt. Diese astrale Brücke soll uns die Magie der Tarotkarten erbauen, und sie wird es tun! - Man beachte peinlich genau folgende Vorbereitungen vor dem jedesmaligen praktischen Gebrauch des Tarots:

  1. Man bade sich unmittelbar vorher in fließendem Wasser, oder reinige sich, wenn das nicht möglich ist, so gut als möglich.
  2. Drei Tage vor dem Tarotschlagen enthalte man sich des geschlechlichen Umgangs, des Fleisches, des Alkohols mit Ausnahme von mäßig genossenem Südwein (der aber natürlich ebensogut weggelassen werden kann).
  3. Man vermeide alle Aufregungen und oberflächlichen Zerstreuungen sowie den Verkehr mit als schlecht erkannten Menschen. Dafür lese man ernste einschlägige Literatur wie Suryas "Rosenkreuzer", Laarss "Amulette und Talismane", Meyrinks okkulte Romane und ähnliche Bücher, auch treibe man ernste Musik, Wagner, Betthoven, Puccini, Verdi u. ä.





Seite 87

  1. Man gebe sich, so oft es möglich ist, Meditationen über einen beliebigen Gegenstand und alle seine Beziehungen hin, zum Beispiel ziehe man eine der 78 Tarotkarten und stelle sie sich, nach zuvoriger genauer Betrachtung, nachher mit geschlossenen Augen so deutlich als möglich vor, bis man ihr Bild zum "Greifen" deutlich vor sich sieht. (Das klingt furchtbar einfach, ist aber nicht leicht, man versuche es und urteile selber darüber. Ein dem Verfasser bekannter Pastor behauptete, es wäre nicht möglich, das Vaterunser so zu beten, daß kein einziger nicht mit dem Gebet in unmittelbarer Verbindung stehender Gedanke sich während des Betens einschliche. Der Pastor war 90 Jahre alt, als er dies endgültig feststellte 1).) Diese Tatsache und die in der Anmerkung mitgeteilte Geschichte lassen erkennen, daß es alles andere als leicht ist, alle unerwünschten, nicht zur Sache gehörigen Gedanken auszuschließen.

  2. Man verwende die richtige Zeit, und zwar stets die Tage des zunehmenden Mondes kurz vor dem Vollmond. Die Tageszeit wähle man nach Belieben mit vollständigem Ausschluß der Zeit von 10 Uhr vormittags bis 2 Uhr des Nachmittags wegen des dann herrschenden großen Sonneneinflusses, der für magische Operationen nachteilig ist. Die beste Zeit ist gleich nach Sonnenuntergang, um Mitternacht und bei direktem Vollmondlicht.

  3. Man wähle einen behaglichen, aber wenn es irgend angeht, nicht zu oft benutzten Raum mit einem runden oder acht-, zehn-, zwölfeckigem Tisch, der nicht zu klein sein darf.

  4. Die Anwendung eines magischen Kreises, den man auf sauberes Zeichenpapier (aus einem Stück) malen kann, ist zu empfehlen. Es gibt für jede Planetenstunde (worüber später genaueres) einen besonderen magischen Kreis, also im ganzen deren sieben, die wir hier




    1) Hier fällt dem Verfasser eine niedliche Geschichte aus seiner Studentenzeit ein: Ein alter reicher, sehr geldgieriger Herr ließ seinen armen Neffen Chemie studieren. Der Neffe, ein lustiger und leichtsinniger Bruder, studierte aber alles andere eher, so daß dem Onkel die Geduld riß. Da teilte der Neffe dem Onkel mit, daß er nebenher Alchimie studiere und dem Geheimnis der Veränderung der Metalle, dem Goldmachen, auf der Spur sei, das Rezept wolle er ihm dann später geben, wenn er ihn noch studieren ließe. - Der alte Herr ging auf den Handel ein. Als nach zwei weiteren Jahren der Onkel das Rezept haben wollte und dem Neffen keine Ausflüchte mehr halfen, schickte ihm der Neffe eins, das wohl durchzuführen schien, er schrieb ihm aber gleichzeitig, er, der Onkel, dürfe bei dem Prozeß der Durchführung um keinen Preis an einen weißen Elefanten denken, ihm, dem Neffen, wäre deshalb die Sache nicht gelungen! Nach mehreren Wochen schrieb der Onkel: "Du dummer Bengel, warum hast du nur von dem Elefanten überhaupt geschrieben, ich denk jetzt an nichts anderes!"



Seite 88

    unmöglich alle abbilden können, um den Lesern entgegenzukommen, werden wir einen, den für den Tarot geeignetsten, nämlich den des Mondes, hierher setzen:

    Figur 5. Magischer Kreis des Mondes.

    Der äußerste Kreis muß 9 Fuß (zu 12 Zoll) messen, der Abstand der Kreise voneinander ist eine Hand breit. In der Mitte des Kreises muß hineingeschrieben werden:

    1. Mond.
    2. Yayn.
    3. Siegel:
    4. Gabriel.
    5. Uhrzeit.


    Außerdem nehme man ein Pentagramm (fünfstrahligen Stern) mit hinein. Den Tisch setze man in den Kreis, sich selbst auch, aber so, daß man in der Mitte auf einem Stuhl sitzt oder auch nur steht.

  1. Nun spreche man kurz vor Beginn der Zeremonie folgendes Gebet (man kann es ablesen): "Ich beschwöre über euch, ihr starken und guten Engel, im Namen Adonai, Adonai, Adonai, Eie, Eie, Eie, Cados, Cados,Cados, Achim, A chim, Ja, Ja, des starken Ja, der auf Sinai erschien in der Herrlichkeit des Königs Adonai, Sadai, Zebaoth, Anathay, Ya, Ya, Ya, Abim, Jeia, der die Meere und alle Wasser erschaffen hat am zweiten Tag, die einen über den Himmeln, die anderen auf Erden, und der das Meer mit seinem hohen Namen bezeichnete und ihm seine Grenze anwies. Ich beschwöre





Seite 89

    euch bei den Namen der Engel, die im ersten Heere herrschen, und denen Orphaniel, der große herrliche Engel, vorgesetzt ist, bei dem Namen des Mondes und bei den vorgenannten Namen beschwöre ich dich, Gabriel, der du dem Montag vorgesetzt bist, daß du mir helfest durch die Tarotkarten, mir zu künden . . ." Hier folgt der betreffende Wunsch wegen Zukunft, Vergangenheit oder das, was man wissen will. Zum Punkt sieben bedarf es noch einiger einfacher Erklärungen. Mit der Mondbeschwörung darf man nur in der Planetenstunde des Mondes arbeiten. Planetenstunden sind leicht zu errechnen.

    1. Tagesplanetenstunden für jeden Tag:

      Teile die ganze Zeit von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang in 12 gleiche Teile. Diese haben den Namen Planetenstunden (ohne Rücksicht darauf, ob sie im Sommer länger oder im Winter kürzer sind) und heißen je von 1 - 12 der richtigen Reihe nach für den Montag 1. Mond, 2. Saturn, 3. Jupiter, 4. Mars, 5. Sonne, 6. Venus, 7. Merkur, 8. Mond, g. Saturn, 10. Jupiter, 11. Mars, 12. Sonne.

      Der Dienstag beginnt mit Mars und dann weiter in gleicher Weise, so daß an die Venus anschließt

      der Mittwoch, beginnt mit Merkur,
      der Donnerstag, beginnt mit Jupiter,
      der Freitag, beginnt mit Venus,
      der Sonnabend, beginnt mit Saturn,
      der Sonntag, beginnt mit Sonne.
    2. Nachts ist es gerade so, nur beginnt ab Sonnenuntergang

      die Montagnacht mit Venus,
      die Dienstagnacht mit Saturn,
      die Mittwochnacht mit Sonne,
      die Donnerstagnacht mit Mond,
      die Freitagnacht mit Mars,
      die Sonnabendnacht mit Merkur,
      die Sonntagnacht mit Jupiter.

      Man vermeide nur die Sonnen-, Saturn- und Marsstunden wegen ungünstiger bzw. böser Einflüsse.

    Bei Nummer 7 war für das Hineinschreiben. in den magischen Kreis unter Nr. 2 Yayin gesagt. Das ist nur ein Beispiel, auch die Planetenstunden haben besondere Geister, die man jeweils berücksichtigen muß. In richtiger Reihenfolge lauten sie

    1. für die Tagplanetenstunden: 1. Yayin, 2. Janor, 3. Nasnia, 4. Salla, 5. Sadedali, 6. Thamur, 7. Ouver, 8. Tamic, g. Neron. 10. Jayon, 11. Abai 12. Natalon.





Seite 90

    1. für die Nachtplanetenstunden: 1. Beron, 2. Barol, 3. Thami, 4. Athir, 5. Mathon, 6. Rana, 7. Netos, 8. Tafrak, 9. Sassur, 10.Aglo, 11. Calerna, 12. Salam.

Es bleibt nur noch nachzutragen, daß die Zeichnung des magischen Kreises wie auch alle Schrift darin mit Holzkohle auszuführen sind, am besten mit Buchsbaumkohle, und daß man auch während der magischen Handlung, wenn man will, mit Aloë räuchern kann. Die vorstehend genau geschilderte magische Prozedur kann auch unterbleiben, jedoch erhöht sie wesentlich den Wert und die Zuverlässigkeit des Tarotschlagens. Die Hauptsache aber bleibt immer die genaue Beachtung der vorgenannten Punkte 1 - 8 und die dadurch geborene richtige Gemütsverfassung und Intuition, auf die es letzten Endes einzig und allein ankommt. Wenn das Gebet gesprochen ist - es hat dies in den Mondstunden stets zu geschehen, auch ohne magischen Kreis und ohne Räucherung - so kommt man zum:

Mischen der Tarotkarten. Zunächst ergreift man das Kartenpack mit der linken Hand und in der rechten Hand mischt man sie, denkt dabei an den Mond oder aber an die gestellte Frage, wenn man etwas zu fragen hat, etwa so lange, bis man mit großer Langsamkeit bis sieben gezählt hat, oder nach dem instinktiven Gefühl, und legt das so gemischte Spiel mit den Bildern nach unten vor sich oder vor den Fragesteller nieder zum:

Abheben. Der Fragende, also evtl. auch man selber, hebt, und zwar stets mit seiner linken Hand, zwei Häufchen ab. Nun liegen also drei Haufen vor ihm, die jetzt, und zwar von der rechten Hand des Fragenden, umgedreht werden, so daß die Bilder nach oben zeigen, d. h. sichtbar werden. Dann legt man die drei Häufchen wieder so aufeinander, wie sie vorher gelegen haben. Eine andere und meistens angewandte Art des Abhebens beginnt wie die eben geschilderte, jedoch man legt sie in umgekehrter Weise, als wie man sie abhob, wieder aufeinander, und zwar mit den Bildseiten nach unten. Hat man dieses vollbracht, so beginnt

Das Tarotschlagen, das in nächstem Kapitel in einer ganzen Reihe von Methoden ausführlich gezeigt werden wird. Hierbei ist zu bemerken, daß man gut daran tut, mit den einfachsten Arten des Tarotschlagens anzufangen und erst bei sicherem Beherrschen aller erforderlichen Kenntnisse mit schwereren Methoden zu beginnen.

Die Ergebnisse hat man stets aufzuschreiben. Ist man sehr eilig, was man bei magischen Handlungen aber niemals sein sollte, oder droht eine Störung, so schreibe man sich wenigstens auf ein ungebrauchtes, vorher zurechtgelegtes Stück Papier die Reihenfolge





Seite 91

der großen Arkana ihrer genauen Lage entsprechend von rechts nach links auf. Es genügt hierbei ja völlig die Angabe der hebräischen Buchstaben. Man wolle auch stets die links und rechts neben jedem großen Arkanum liegende Karte der kleinen Arkana mit notieren, da diese oft ein seltsames Licht auf die großen Arkana werfen und ihre Deutung sehr erleichtern. Hat man die Lage notiert, so schreitet man sofort zur

Nachprüfung der gewonnenen Ergebnisse durch eine (einfache!) zweite, aber andere Methode des Tarotschlagens. Zu seiner Freude, seinem Erstaunen oder seinem Entsetzen, je nach der entsprechenden Veranlagung des Fragestellers werden, wenn nichts verabsäumt wurde, die Karten stets beim zweiten Mal dasselbe aussprechen wie beim ersten Schlagen. Ja, der Verfasser machte oft die Erfahrung, daß beim zweitmaligen Schlagen das Ergebnis des ersten Legens noch bestimmter und unzweifelhafter erschien. Hält man es aus irgendeinem Grunde für nötig, kann man auch ein drittes Mal auslegen, stets nach vorangegangenem Mischen und Abheben; zu empfehlen ist es aber, nach den Erfahrungen des Verfassers weniger, und lieber wiederhole man das Orakel zu günstigerer Zeit. Mit den notierten Ergebnissen schreitet man nun zur

Deutung. Hierüber folgt weiter unten ein großes Kapitel. An dieser Stelle sei nur gesagt, daß man das Ergebnis streng nach der Bedeutung der Karten möglichst in einen oder sehr wenige Sätze zusammen fassen soll, am besten schriftlich. Übung macht den Meister auch hier, vor allem halte man sich an die großen Arkana und tue beileibe keine eigenen Meinungen hinzu. Der Verfasser versuchte wiederholt mit Erfolg folgende Methode: Der Fragesteller reichte ihm seine Frage,in verschlossenem Umschlag, dieser wurde irgendwo im Kreis niedergelegt oder auch in die Tasche gesteckt. Der Fragesteller brauchte überhaupt kein Wort zu sprechen, sondern mußte nur ununterbrochen an die gestellte Frage und was damit zusammenhing, intensiv denken. Das genügte vollkommen! Der Verfasser schreibt den Erfolg dieser Methode den odischen Strahlungen der Frageperson zu sowie den des in seiner (des Verfassers) Tasche befindlichen Papiers, das die Frage enthielt, die am besten mit weichem Bleistift geschrieben sein sollte.

Die Aufbewahrung der Tarotkarten hat stets unter Verschluß zu geschehen; kann man sich es leisten, so habe man ein Spiel für das Studium sowie ein anderes für den ausschließlichen magischen Gebrauch, das man keinem anderen, außer natürlich bei den nötigen magischen Handlungen, jemals in die Hand gebe oder auch nur zeige. Sehr gut wird man schließlich daran tun, wenn man sich





Seite 92

ein Tarotbuch zulegt, in dem man ausnahmslos alle und jede Ergebnisse einträgt. Das gibt stets die Sicherheit der Bestätigung bei späterem Eintreffen der prophezeiten Ereignisse usw.

Hiermit schließen wir nun den magischen Teil, in dem wir den Leser hoffentlich mehr gaben, als er füglich erwarten konnte, und wenden uns den verschiedenen Methoden des Tarotschlagens zu. Wir bitten den Leser, diese freundlichst nicht nur zu lesen, sondern studieren zu wollen, damit er etwaige Mißerfolge am Anfang nicht uns zur Last legt, zumal ja der Anfänger oft viel übersieht und verabsäumt, was sich bei genügender Beschäftigung mit der Materie dann nicht mehr wiederholt.