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DER TAROT

die kabbalistische Methode der Zukunftserforschung als Schlüssel zum Okkultismus

von ERNST KURTZAHN
(Daïtyanus)
Zweite unveränderte Auflage 1925

Zweiter Teil.

Praktischer Tarot.

IV. Kapitel.

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b) Kabbalistische Tarotdeutung.

b) Kabbalistische Tarotdeutung. Wir haben im ersten Teil bei der eingehenden Besprechung der hebräischen Buchstaben gesehen, daß sie neben ihren Lautwerten auch Zahlenwerte darstellen.

Die Zahlen haben nun auch ihre teilweise sehr eigentümlichen Gesetze, die keineswegs vollkommen erforscht, oder noch lieber, erforschbar sind. Man findet also auch hier Okkultismus, und damit verbunden auch Magie. Hierüber sind von bedeutenden Gelehrten und Forschern wertvolle Werke veröffentlicht worden, erinnert sei hier nur an Baron von Hellenbachs "Magie der Zahlen".

Wir können uns hier nicht weiter darauf einlassen, sondern wollen nur kurz einige Gesetze resp. Eigentümlichkeiten der Zahlen betrachten, die für unsern Tarot in Frage kommen. Die hier gezeigten kabbalistischen Methoden wurden schon in fernster Vorzeit von den ägyptischen Priestern und ihren Vorläufern ausgeübt.

Zwei kabbalistische Rechnungsarten haben für uns ein besonderes Interesse, daß wir sie näher betrachten wollen. Es sind dies Reduktion und Addition.





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Sie zeigen uns in kabbalistischer Betrachtung, wie die wesentfichsten Gesetze der Natur die ganze Welt, d. h. das ganze Universum, durchdringen, und damit erhalten wir auch den geweir, daß die Zahlen und ihre unendlichen Kombinationsmöglichkeiten weit über jede "Wissenschaft der Phänomenell hinausragen.

Es ist daher auch nicht zu verwundern, daß eine unzweifelhaft bestehende "Geheimlehre der Zahlen" den Eingeweihten aller Mysterien anvertrautwurde.

Wir beschäftigen uns zunächst mit:

  1. Kabbalistischer Reduktion.
  2. Unter einer Reduktion versteht man eine Verminderung einer oder richtiger jeder mehrstelligen Zahl durch Addition, Zusammenzählung, bis man am Ende nur noch eine Zahl vor sich hat.

    Wir nehmen zum Beispiel die folgenden Zahlen:

    10 ist geschrieben = 1 + 0 = 1
    11 ist geschrieben = 1 + 1 = 2
    12 ist geschrieben = 1 + 2 = 3
    87 ist = 8 + 7 = 15 = 1 + 5 = 6
       (also doppelte Reduktion!)

    1879 ist = 1 + 8 + 7 + 9 = 25 = 2 + 5 = 7

    Das dürfte dem Leser nun klar sein; die Größe der Zahl, mag sie auch noch so ungeheuer sein, wird als Endergebnis stets eine der einstelligen Zahlen 1 - 9 ergeben.

    Eng mit der kabbalistischen Reduktion verknüpft, aber dieselbe durch innere Addition wesentlich erweiternd, ist das Verfahren

  3. Kabbalistische Addition.
  4. Hierbei werden alle Zahlenwerte, die eine Zahl in sich enthält, d. h. die Werte, die man aufzählen muß, bis man diese Zahl erhält, einzeln zusammengezählt, das Ergebnis wird dann noch nach der Methode der vorhin beschriebenen Reduktion behandelt.

    Nehmen wir als Beispiel die kabbalistisch bedeutsame Zahl Sieben:

    Man zählt: 
     1
    2
    3
    4
    5
    6
    7
     Dies gibt addiert: 28 = 2 + 8 = 10 = 1 + 0 = 1.

    Auf diese Weise findet man, daß 7 = 1 ist; noch mehrere der einstelligen Zahlen lassen sich auf eins bringen, nämlich eins und vier, so daß also, wie wir bisher sahen,

    1, 4, 7 (und 10) = 1 sind.




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    Es folgt auch weiter durch Anwendung von kabbalistischer Addition und Reduktion, daß die Zahlen 4, 7, 10, 13, 16, 19 usw. nichts anderes sind als verschiedene Auffassungen der Einheit, denn:

     1 = 1 
     4 = 1 + 2 + 3 + 4 = 10 = 1 + 0= 1
     7 = (wurde vorhin gezeigt)= 1
    10 = 1 + 0= 1
    13 = 1 + 3 + 4 = 10 = 1 + 0= 1
    16 = 1 + 6 = 7 = 28 = 10= 1
    19 = 1 + 9 = 10= 1

    Eigentümlich berührt der Umstand hierbei, daß immer nach drei Zahlen die Serien sofort zur Eins zurückkehren, während bei den dazwischenhegenden angegebenen Zahlen, z. B. 4 und 7, 13 und 16 Übergangsstufen vorhanden sind.

    Endlich folgt hieraus, daß alle Zahlen zu einer Folge der ersten vier zurückgeführt werden können:

    1     2     3
    4

    Da es demnach in kabbalistischem Sinne nur vier Zahlen erster Ordnung, also wirkliche Grundzahlen, gibt, so sehen wir sofort die Beziehung zwischen diesen und dem Tetragrammaton Jod-He-Vau-He begründet.

    Obgleich natürlich auch die anderen Zahlen 5, 6, 7, 9 und 10 besondere Bedeutungen kabbalistischer Art haben, wollen wir hier nur der ersten vier streifen, zumal ja, wie gesagt, alle Zahlen auf eine derselben zurück geführt werden können, uns die vier ersten aber, in Hinblick auf unsern Tarot, sehr nahestehen.

    Die Einheit ist das schöpferische Prinzip aller Zahlen, da alle anderen letzten Endes nur von ihr, als Mehrheiten, gebildet werden. Die Eins entspricht daher dem in der ganzen Welt die Vorherrschaft abenden aktiven Prinzip. -

    Allein für sich jedoch kann auch die Einheit bei alter Aktivität nichts hervorbringen, es sei denn, daß man sich selbst gegenüberstellt: 1 : 1.

    Hierdurch erhält man aber die Dualität, das Gesetz der Gegensätze, mit einem anderen Wort also die Zwei, die gleichzeitig den Gegenpol zu der aktiven Eins, dies passive Prinzip, bildet (Zahl des Weibes).

    Vereinigt man nun Einheit und Dualität, so erhält man als neutrale Verschmelzung
    1 + 2 = 3, also das neutrale Prinzip.

    Aber durch Annahme einer weiteren Einheit steigen die drei Prinzipien auf vier.





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    Papus zeigt das Gesetz dieser Prinzipien folgendermaßen:

    Einheit Wirkung der Opposition
    oderOppositionauf
    Rückkehr zur EinheitAntagonismusdie Einheit
    ---
    AktivPassivNeutral
    12 
    Aktivu.s.w.
    4

    oder:

    Wir kommen nun zur praktischen Anwendung genannter Gesetze auf unsere Tarotergebnisse (nebenbei bemerkt, auch zur Anwendung auf Personennamen usw. usw. sehr erfolgreich anzuwenden!).

    Um hier nicht zu ausführlich zu werden, wählen wir eine der einfachen Methoden des Tarotschlagens von denen, die wir im 3. Kapitel des zweiten Teils zeigten, und zwar die Methode Nummer 8 (Daïyanus).

    Wir hatten hier die Resultatkarten in folgender Art liegen:

    7. 6. 5. 4. 3. 2. 1. Karte.

    Wir wollen einmal, vollkommen willkürlich, annehmen, die Karten, die ja große Arkana darstellen, hätten folgende Werte:

    VII.VI.V.IV.III.II.I. Karte
    11854131510
    (Gaukler)(Mond)(Pabst)(Kaiser)(Tod)(Teufel)(Schicksalsrad).

    Wir wenden zunächst Reduktion an, alle sieben Arkanazahlen als eine einzige betrachtend, erhalten also:

    1 + 18 + 5 + 4 + 13 + 15 + 10 = 66
    66 = 6 + 6 = 12
    12 = 1 + 2 = 3 = Die Kaiserin (Ghimel).

    Wir werden nun die Karte "drei" als Endergebnis ansehen müssen, also als Antwort auf unsere, dem Tarot gestellte Frage.

    Die drei entspricht dem Arkanum 3 der "Kaiserin" und allen ihren Bedeutungen sowohl hinsichtlich des Symbols, des Buchstabens, als auch der Zahl. Der Leser wolle selbst darüber nachlesen!





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    Will der geneigte Leser die Methode der kabbalistischen Addition anwenden, eine etwas zeitraubendere Arbeit, so wird er gut tun, zunächst für jedes Arkanum die Reduktion vorzunehmen, die Resultate zu addieren, wie wir das zeigten, und erst den letzten Wert wieder nach der Additign zu behandeln, um endlich dieses Ergebnis wieder zu reduzieren 1).

    Es wird dringend empfohlen, sich in diesen kabbalistischen Zahlenmethoden zu vervollkommnen, da man sie auf keinem der vielen kabbalistischen und okkulten Gebieten letzten Endes dauernd missen kann und sie allein einem oft manches Rätsel lösen.




    1) Wir verweisen hier auch noch auf die Anwendungsmöglichkeit der drei auf Seite 24 genannten berühmten kabbalistischen Methoden Gematria, Notarikon und Themurah, deren Anwendung der Leser einmal allein versuchen wolle. Die dritte wird ihm wohl immer willkommen sein, die aber durchaus gestattet ist, sobald es sich um hebräische Buchstaben handelt.
Anm. des Verfassers.