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Geheime Unternehmungen der Freymaurer

von Larudan, London Berlin 1788

Zwölftes Capitel



Die Gesellschaft hat allemal listige Anschläge ersonnen, um nicht betrogen zu werden; indessen muß man bekennen, daß unter allen Ceremonien, welche sie erdacht, sowohl bey der Aufnahme neuer Kandidaten, als auch sich selbst unter einander zu kennen, die Sprache durch Zeichen, die geheimste, die schwerste und sicherste sey. Man ist so sorgfältig, daß man solches überaus wenigen lehrt, und die Verdienste der Mitglieder nach dieser einzigen Erkänntniß, die als eine Vollkommenheit, so ihres gleichen nicht hat, angesehen wird, beurtheilet. Deswegen ist es nöthig, daß man, wenn man davon unterrichtet zu seyn verlangt, in die Loge der Schotten aufgenommen werde.

Die Art der Sprache durch Zeichen ist nun nicht anders als eine besondere Stellung und





Bewegung der Finger, die die Buchstaben des Alphabets in allen Sprachen ausdrückt: so daß sie die Freymäurer vermittelst derselben, ihre Gedanken eben so deutlich, als wenn sie in ihrer Muttersprache redeten, mittheilen können. Man kann sie hierinnen als Kommödianten und Gaukler, und als Erfinder einer neuen Sprache, so ihnen eigen ist, ansehen. Und gleichwie diese Sprache als etwas neues, besonderes und artiges anzusehen ist, so wird der Leser nicht verdrüßlich oder ungehalten seyn, wenn sie ihm dem ersten Anblicke nach schwer vorkommt. Allein, wir kommen auf die verschiedenen Zeichen, deren sie sich, um ihre Gedanken einander mitzutheilen, bedienen.

Wenn man das A. ausdrücken will, so spannt man 1) den Daumen und Zeigefinger der rechten Hand aus; 2) macht man die drey übrigen Finger zu, so daß wenn die beyden ersten auch geschlossen wären, die Hand und finger die Faust ausmachen würden; 3) legt man die beyden Finger auf die Lippen, so, daß es scheint, als ob der Daumen das linke, und der Zeigefinger das rechte Ohr berühren wolle

Was das B. betrift, so streckt mann den Zeiger aus, krümmt den Mittelfinger, so daß seine Spitze das andre Glied des Zeigers gleich





an dem Orte, der den Mittelfinger gewisser Weise berühret, trift, die andern Finger müssen übrigens geschlossen werden.

Beym C. macht man einen halben Zirkel oder halben Mond mit dem Daumen und Zeiger, und hält die andern Finger eingeschlagen.

Beym D. streckt man den Mittelfinger aus, und krümmt den Zeiger so, daß die Spitze das andere Gelenk des Mittelfingers an dem Orte, der gerade nach dem Zeiger gewendet ist, berühret; die andern Finger sind indessen alle geschlossen.

Beym E. streckt man den Zeiger aus, und setzt die Spitze auf den untern Theil des rechten Auges, die andern Finger muß man geschlossen halten.

Beym F. öfnet man die rechte Hand, und legt sie Anfangs auf die linke Schulter, hernach auf die rechte Seite, und endlich zieht man mit der Spitze des kleinen Fingers, indem man ihn beständig von der linken Schulter auf die rechte Seite führet, eine Linie.

Beym G. berühret man die Seite des rechten Ohres mit dem Daumen und Zeiger, indem





man auf diese Art den untern Theil des Ohres kneipt. Die andern Finger hält man so, wie beym A. geschlossen. NB. Diese Art, die Finger zu schließen, muß man bey allen Gelegenheiten, wo es bloß verordnet ist, die Finger geschlossen halten, beobachten, es müßte denn seyn, daß man deswegen eine deutliche und genauere Regel hätte.

Das H. ist einer von den Buchstaben, welche man mit vieler Aufmerksamkeit formiren muß. Um solches zu bewerkstelligen, muß man den Zeiger und Mittelfinger der rechten Hand über den Zeiger und Mittelfinger der linken wohl ausgestreckt halten, und dabey beobachten, daß man sie so, wie die an der andern Hand austrecke. NB. Die zwey Finger an jeder Hand, müssen einer von dem andern abgesondert seyn; jeder Finger aber, die beyden Zeiger sowohl, als die beyden Mittelfinger, müssen sich berühren.

Beym I. hält man den kleinen Finger der rechten Hand gerade herunter, und die andern geschlossen.

Beym K. streckt man den Zeiger der rechten Hand, und legt ihm auf den Zeiger und Mittelfinger der linken, doch müssen die zwey letztern von einander und abgesondert seyn. NB. Es





ist zu merken, daß man den Zeiger der Rechten auf die gedachten Finger der Linken legen muß, so daß die Spitze des Zeigers, so viel als möglich ist, hervorgehe, die andern Finger sind indessen geschlossen.

Das L. zu bilden, muß man den Mittelfinger der Rechten in die Höhe, die andern aber geschlossen halten.

Bey dem M. neigt man den Zeiger, dem Mittel= und folgenden Finger der rechten Hand gerade, und schlägt den Daumen und kleine Finger ein.

bey dem N. wird eben das, was wir vom M. gesagt, beobachtet, ausgenommen, daß man das M. zu formiren drey Finger gerade neiget, bey dem N. aber nur zwey Finger, nämlich den Zeiger und den mittelsten vonnöthen hat, welche man gerade neigt. Die andern müssen indessen geschlossen seyn.

Das O. zu bilden, macht man mit dem Daumen und Zeiger der rechten einen Cirkel und hält die andern Finger geschlossen.

Bey dem P. hat man nicht mehr Schwierigkeit, als bey dem B. welches vorzustellen man





den Finger gerade in die Höhe hebt. Beym P. neigt man den Zeiger gerade, und beobachtet sonst alles, was man bey dem B. thun muß.

Bey dem Buchstaben Q. erinnere man sich der Art das D. zu bilden, so wird man das Q. machen können; denn die Art das D. zu bilden besteht darinnen, daß man den Mittelfinger gerade in die Höhe richtet, und das Q. vorzustellen neigt man eben diesen Finger gerade, und beobachtet sonst alles, was das D. zu bilden nöthig ist.

Das R. zu formiren, ist weiter nichts nöthig, als daß man die rechte Faust schließe, den Daumen derselben auf den Mund lege, und den Nagel auf die obern Zähne setze.

Das S. wird gebildet, wenn man die Zeiger der beyden Hände wagerecht ausstreckt, und sie wechselsweise zwey oder dreymal herum drehet, die andern Finger aber indessen geschlossen hält.

Bey dem T. setzt man den wagerecht ausgestreckten Zeiger der Rechten auf das letzte und kleinste Gelenke des Zeigers der Linken, so auch perpendicular ausgestrecket ist.





NB. Die Spitze des Zeigers muß auf den Theil kommen, der sich gleichsam nach den Daumen zukehret; die andern Finger aber müssen geschlossen werden.

Bey dem Buchstaben U. wird der Zeiger und mittelste Finger der rechten Hand wagerecht gehalten, man muß sie aber wohl abgesondert, und die andern Finger geschlossen halten.

Von dem V. hebt man den Zeiger und Mittelfinger der Rechten wagerecht in die Höhe, aber genau von einander, und die übrigen Finger geschlossen.

Bey dem W. hebt man die drey ersten Finger der Rechten, den Daumen, den Zeiger und Mittelfinger gerade in die Höhe, und hält sie von einander, die übrigen Finger aber geschlossen.

Das X. wird fast wie das H. gemacht, indem man den Zeiger der Rechten auf den Zeiger der Linken ausgestreckt setzt, diese Stellung aber muß geschehen, indem man die Hölung des mittelsten Gelenkes auf die Hölung des mittlern Gelenke der Linken setzt, und die andern Finger geschlossen hält.





Das Y. ist von dem W. nur darinnen unterschieden, daß man, um das W. zu bilden, die Finger gerade in die Höhe hebt, und bey dem Y. gerade ausstrecket, die andern Finger aber geschlossen hält.

Bey dem Z. setzt man den Zeiger, den Mittel= und folgenden Finger der Rechten, den Fingern der linken Hand gegen über, so, daß die drey Finger der einen Hand, die an der andern berühren, doch mit dem Unterschiede, daß der Zeiger den mittelsten Finger der rechten, dieser den folgenden, und so auch die Finger der linken Hand nicht berühren darf: sonsten müssen die Flächen der Hände nach der Erde zu gerichtet seyn.

Das sind also die Zeichen des Alphabets der Freymäurer, welche allerdings etwas dunkel und schwer zu machen scheinen werden. Indessen bin ich versichert, daß wenn der Leser Achtung geben, und sich in seinem Zimmer darinnen üben wird, diese Sprache ihm in kurzen eben so bekannt seyn werde, als sie mir ist.

Jedermann weiß, daß es um eine Sprache wohl zu reden, nicht genug sey, die Worte derselben auszusprechen, sondern, daß es nöthig sey, sich in der Rede bisweilen aufzuhal-





ten, einen gewissen Klang und Punkte oder Zeichen unser Erstaunen oder unsere Betrübniß anzudeuten, machen müsse, und daß es gleichsam die Seele der Rede sey, wenn man sich nach diesen Regeln richtet. Gleiche Beschaffenheit hat es mit der Schrift, und deswegen sind die Freymäurer der Meynung, daß eben diese Regeln in ihrer Sprache durch Zeichen ausgedrückt werden müßten. Ich rede hier von dem Punkt, dem Colon und Comma, u. s. w. Was für eine entsetzliche Verwirung würden nicht auch die Geschicktesten in ihren Stellungen, davon wir jetzt geredet, verursachen, wenn sie nicht durch Regeln diesen Dingen ingesammt begegnet wären, und die Veränderung der Rede, der Fragen, die Antworten, die Verneinungen und Bejahungen u. s. f. bemerkt hätten? Diese Vorsicht ist den Freymäurern nicht weniger sich zu verstehen, als die Luft zu Erhaltung des Lebens, nöthig. Man macht also das Comma, indem man die rechte Hand mit dem Haupte gerade in die Höhe hebt, und geschwinde und leicht über das Gesicht fährt. Die beyden Punkte, indem man die Faust formiret, und sie damit in die Parallellinien und etwas horizontal in die Höhe richtet. Der Punkt, welcher die Rede, oder vielmehr den Verstand endiget, wird gebildet, wenn man die rechte Faust geschlossen hält, und ein wenig forthebt, nicht in Parallellinien, sondern mit dem Unter-





schiede, daß die beiden Fäuste über einander, und so wenig als möglich, von einander sind. Das Verwunderungszeichen macht man eben so, wie das Fragezeichen, nur mit dem Unterschiede, daß bey dem erstern die geballten Hände, so daß sie sich berühren, auf einander, und die Rechte auf die Linke gesetzt werden.

Unter allen Ceremonien der Gesellschaft, die wir hier so weitläufig und sorgfältig erzehlt haben, ist nicht eine, so nicht allerley Veränderungen unterworfen wäre. Wir haben uns darüber nicht verwundert, als wir die Ursache untersucht, so von der grossen Menge der Freymäurer herkommt, deren Naturell und Gemüthsarten und Neigungen so ungleich sind, ob es schon wider die klaren Verordnungen, den Catechismum, und das Symbolum, so für die Ceremonien des Ordens eingeführet ist, streitet. So ist z. E. einem Franzosen nicht möglich, in dem, was er thut, oder vielmehr was er gethan haben würde, Neuerungen zu machen, seine Einbildungskraft ist genöthiget, ihm die Waffen, sich einen Weg zur Wahrheit zu bahnen, zu geben, und entweder das Gute zum Guten, oder das Böse zum Bösen hinzu zu thun. Der Enggländer hat mehr, als andere Völker, die es ent-





weder nicht können, oder doch die Mittel es zu thun, unterlassen, die Gabe, eine Sache zu einer grössern Vollkommenheit zu bringen, und wird er nicht, vermöge dieser Neigung in allem was sich seinem aufgeklärtem und druchdringenden Verstande zeigt, eine Aenderung machen? Wird nicht im Gegentheil ein Spanier sich vollkommen zu machen, und die Regeln so ihm vorgeschrieben sind, zu beobachten, unterlassen? Allein ich kann bey dem Alphabeth der Freymäurer nicht begreifen, wie es Neuerungen, Streitigkeiten und Irrungen verursachen könne? Warum? Weil wenig Leute sich damit vermengen, und es ihnen also leicht ist, wegen der Redensarten über einzukommen. Damit der Leser sie desto besser kennen möge, dient zu wissen, daß die Freymäurer ein Alphabeth für die Lehrlinge, eines für die Gesellen, eines für die Meister, und ein anderes für die Schotten ersonnen haben, theils um mehr Feinheit in ihren Geheimnissen zu zeigen, theils um dieselben desto verborgener zu halten, und allemal zu wissen, von was für einem Range, und von welcher Klasse jeder sey, der mit ihnen redet. Zwischen den Lehrlingen und Brüder=Dienern ist in diesem Stücke kein Unterschied. Indessen haben sie bloß in den selbstlautenden Buchstaben eine Veränderung eingeführt, den Verstand der Sprache der vier vornehmsten Stellen desto leich-





ter zu machen: so, daß da nur die mitlautenden Buchstaben verändert sind, bloß die Selbstlautenden einige Aenderung in dem Verstande ihrer Sprache machen. Die Lehrlinge und Brüder=Diener geben einander durch Hülfe des angeführten Alphabets ihre Gedanken zu verstehen, die Gesellen aber drücken die Selbstlautenden folgendergestalt aus.

Das A. machen sie wie die Lehrlingen, doch mit dem Unterschiede, daß, anstatt den Zeiger und Daumen nach dem Horizont zu halten, man sie wagerecht in die Höhe hebt.

Das E. ist gleichfalls bey den Lehrlingen und Gesellen wenig unterschieden, nur setzen jene den Zeiger der rechten Hand, auf das rechte, diese aber auf das linke Auge.

Das I. wird gleichfalls noch der Art der Lehrlinge gebildet, nur daß die Gesellen den kleinen Finger der linken Hand dazu gebrauchen.

Das O. wird gleichfalls in beyden Classen auf einerley Art vorgestellet, nur daß es die Gesellen mit dem Daumen und Zeiger der linken Hand thun.





Im U. sind die Lehrlinge und Gesellen nur darinnen unterschieden, daß diese den Zeiger und Mittelfinger der linken Hand gebrauchen.

Vom V. ist eben dieses zu sagen, indem der Unterschied nur in den Fingern besteht, und die Gesellen den Mittel= und Zeigefinger der linken Hand gebrauchen.

Die Lehrlinge und Gesellen kommen bey dem Buchstaben W. gleichfalls überein, nur daß sich diese des Daumens, des Zeigers und Mittelfingers der linken Hand bedienen.

Bey dem Y. beobachten sie eben die Figuren, welche die Lehrlinge machen, nur daß die Gesellen bloß die Finger der linken Hand anwenden. Die selbstlautenden Buchstaben der blossen Meister sind folgende.

Das A. macht man, indem man die rechte Hand ausstreckt, die vier Finger genau zusammen, schließt und den Daumen so viel als möglich von den andern absondert. Man legt die rechte ferner auf die Brust, nebst dem Raume, so zwischen dem Daumen und Zeiger ist. NB. Keiner von den andern Fingern muß den Hals





berühren, ob sie schon mit dem Zeiger in gerader Linie stehen.

Das E. machen sie nach Art der Lehrlinge, nur daß sie, anstatt sich blos des Zeigers und des rechten Auges zu bedienen, mit dem Zeiger und Mittelfinger der Rechten, beyde Fugen berühren.

Das I. bilden sie, indem sie die beiyden kleinen Finger der Hände gerade in die Höhe heben, und die andern sehr genau und enge zusammen halten.

Das O. machen sie wie die Lehrlinge und Gesellen, nämlich mit dem Daumen und Zeigefinger beyder Hände.

Das U. machen die Gesellen und Meister auf gleiche Art, nämlich mit dem Zeiger und Mittelfinger der rechten und linken Hand.

Zwischen dieser dritten und den beyden ersten Stellen ist in Ausdrückung des V. ebenfalls kein Unterschied; indem sich die Meister des Daumens und Zeigers der beyden Hände bedienen.

Das W. kommt gleichfalls in allen angeführten Klassen überein, indem es die Meister mit





dem Zeiger und Mittelfinger der beyden Hände machen.

Der Buchstabe Y. wird mit dem Daumen, Zeiger und Mittelfinger der beyden Hände, und also auf eben die Art, wie von den Lehrlingen und Gesellen gemacht. Das Alphabeth der Meister Schotten ist endlich, was die selbstlautenden Buchstaben betrift, folgendes:

Das A. ist eben wie bey den Lehrlingen, nur legen sie den Raum zwischen dem Daumen und Zeiger an die Stirne.

E. wird gebildet, wenn man die beyden Augen mit den beyden Spitzen des Zeigers, nämlich das rechte mit dem Zeiger der rechten, und das linke mit dem Zeiger der linken Hand berühret.

Bey dem I. darf man nur den kleinen Finger der Rechten gerade in die Höhe heben, und die Spitze des kleinen Fingers der Linken gerade ausgestreckt darüber, und in einer geringen Entfernung halten.

Das O. wird vorgestellt, wenn man mit dem Daumen und Mittelfinger der beyden Hände einen Zirkel macht





Bey dem U. muß man die zwey obersten Theile des Mittel= und Goldfingers der rechten Hand ganz beugen, oder diese Finger herunter drücken, indem man bey dem andern Gelenke anfängt: hernach muß man den Zeiger und kleinen Finger gerade heben, und dabey beobachten, daß diese Finger genau beysammen und an einander gefügt sind. Auf diese Art ist das U. fertig.

Das V. kommt heraus, wenn man den Daumen und den Mittelfinger der Rechten gerade hebt, den Zeiger, den Gold= und kleinen Finger aber ganz und gar zusammen drückt.

Das W. zu formiren muß man den Mittel= Gold= und kleinen Finger der rechten Hand wagerecht empor heben, die andern aber neigen, das ist, ganz und gar krümmen.

Y. bildet man, indem man den Daumen, den Zeiger und kleinen Finger der rechten Hand austreckt, die andern aber herunter gebogen hält.

Das sind die Veränderungen, welche die Freymäurer in den selbstlautenden Buchstaben nach ihren verschiedenen Klassen gemacht haben, und die durchgängig angenommen worden. Dieses aber ist noch nicht alles. Ausser dem Unter-





schiede in den selbstlautenden findet sich noch ein anderer in den mitlautenden: Es ist dieses ein Irrthum, ein Mißbrauch und eine Neuerung, dergleich wir schon mehrere dem Leser gewiesen haben: Gleichwie wir aber diese Aenderung blos um eine genaue Nachricht von den verborgensten Geheimnissen des Ordens zu geben, angeführet, und zugleich erinnert haben, daß sie als eine üble Gewohnheit und Fehler anzusehen sind: so wollen wir deswegen nach aphabetischer Ordnung, und ohne den Rang oder die Klasse, worinnen man in der Gesellschaft stehet, in Obacht zu haben, davon Erwähnung thun.

Sie haben in Gewohnheit das P. zu machen, indem sie den Daumen der Rechten horizontal ausstrecken, die Spitze des Zeigers zwischen das erste und andere Gelenk des Daumens setzen, beyde Finger nach ihrer verordneten Stellung zusammen halten, und mit dem Zeiger eine Art von Zirkel machen. Die Berührung der beyden Finger geschieht an den Daumen auf der rechten Seite, wo er neben dem Zeiger steht.

Das D. zu machen, wendet man eben die Mittel, als bey dem B. an, nur mit dem Unterschiede, daß man, anstatt den Daumen auszustrecken, und den Zeiger zu krümmen, den Zei-





ger ausgestreckt, und den Daumen so krumm als möglich hält.

Das F. sind sie vorzustellen gewohnt, daß sie die rechte Hand ausgestreckt auf die linke Seite legen, und von da in eine Horizontallinie wieder auf die rechte Seite zurück ziehen.

Bey dem G. berühren und ziehen sie ein wenig die Spitze der Nase, anstatt das Ohr zu berühren.

Bey dem H. legen sie den Zeiger der Rechten auf den Zeiter und Mittelfinger der Linken kreuzweis, wie oben von den Lehrlingen bemerket worden, und bilden also dadurch diesen Buchstaben.

Das K. machen sie, indem sie statt des Zeigers der rechten Hand den Mittelfinger ausstrecken. Andere bilden das K. auf andere Art, indem sie den Zeiger der Linken horizontal strecken und die Spitze des Zeigers und Mittelfingers der rechten Hand gleichfalls horizontals ausgestreckt, auf das erste und andere Gelenke dieses Fingers setzen.

Anstatt den Mittelfinger der rechten Hand bey Bildung des L. in die Höhe zu heben, und





die übrigen an einander zu halten, halten sie die Hand geschlossen, heben den Ellbogen wieder in die Höhe, und bilden also ein Winkelmaaß in der Luft.

Bey dem M. bedienen sich einige anstatt des Mittel= Gold und Zeigefingers, blos des Mittel= und der beyden folgenden Finger, die sie gerade niederlassen. Die andern bilden das M. indem sie drey Finger nach dem Alphabeth der Lehrlinge in die Höhe heben, oder so, daß sie die Finger gerade halten, den Zeiger der linken Hand horizontals ausstrecken, und die übrigen Finger gebogen halten.

Der Buchstabe N. ist eben diesen Veränderungen unterworfen, denn anstatt des Zeigers und Mittelfingers, aber den Gold= und kleinen Finger: oder sie heben endlich diese Finger gerade in die Höhe, und setzen den Zeiger der Linken darauf.

Das P. formiret man, wenn man mit der Fläche der rechten Hand auf das rechte Knie schlägt.

Das Q. wird auf eine ganz andere Art, als die übrigen, ausgedrückt, wenn man nämlich den Hintern mit der rechten Hand berühret.





Das R. zu machen, hat man eingeführt, den kleinen Finger der rechten Hand wagerecht, und die horizontal gestreckte Spitze des kleinen Fingers der linken Hand darüber zu halten.

Bey dem S. drehen sie anstatt der Finger die Arme, und geben Achtung, daß die Hände ganz und gar geschlossen sind.

In dem T. machen sie viele Aenderungen, denn anstatt sich des Zeigers zu bedienen, so gebrauchen sie ohne Unterschied den Daumen, den Mittel= und Goldfinger.

Was das X. anlanget, so sind sie von den Lehrlingen blos darinnen abgegangen, daß sie mit den Goldfingern der beyden Hände diesen Buchstaben bilden, mit dem Unterschiede, daß da der Mittelfinger bey jenen überzwerch gelegt, die flachen Hände aber nach der Erde gerichtet sind, die flachen Hände der Meister nach dem Himmel zu gekehret werden.

Das Z. leidet keine andere Veränderung, als die flachen Hände nach dem Himmel zu gekehret werden.

Die Freymäurer haben auch bey dem Komma eine Neuerung eingeführet, in dem sie die





rechte Hand, wenn sie solches ausdrücken wollen, mit der Schulter gerade in die Höhe heben, sie hernach fallen lassen, damit von hintenzu bis an die Schultern fahren, und also eine Art von einem halben Zirkel machen. Die beyden Punkte werden mit beyden Händen gemacht, indem man auf die beschriebene Art, einen halben Zirkel mit der rechten Hand, wie bey dem Komma, formirt. Was den Punkt, der die Rede schließt, betrift, so pflegen sie solchen mit einem geringen Neigen des Hauptes anzudeuten.

Was das Fragezeichen betrift, so bilden sie es, indem sie das Haupt in die Höhe heben, das Gesicht nach dem Himmel richten, und ein wenig hinter sich beugen. Das Verwunderungszeichen wird gemacht, indem man die Hände und Arme gerade gen Himmel hebt.

Das sind die bekanntesten Veränderungen, welche die Freymäurer in ihrem Alphabet eingeführt. Jetzt wollen wir den Gebrauch desselben zeigen. Anfangs muß man merken, daß man dieses Geheimniß blos den liebsten in der Gesellschaft, oder denen ältesten, ingleichen denen, so den meisten Eifer for die Ehre, das Aufnehmen und den Ruhm des Ordens hegen, mittheilt: so daß die, denen ein so großes Heiligthum entdeckt wird vor Auserwählte, vor Säulen und Stützen





der Gesellschaft gehalten werden. Der Tag daran man es bekannt macht, ist ein Galatag, das ist, ein dazu ausdrücklich bestimmter Tag.

Diese Gesellschaft führt sonst den Namen der geheimen Gesellschaft oder der schwarzen Kammer. Einer von den Brüdern ersucht die Freymäurer, welche die Erlaubniß erhalten haben, dem Unterricht von diesem Alphabet beyzuwohnen, sich auf einen gewissen Tag, an dem Ort, wo man die Versammlungen ordentlich hält, einzufinden. Die Brüder so recht und würdig sind, in diesem Geheimnisse unterwiesen zu seyn, wissen von dieser Nachricht nichts, und sie geschiehet, ohne daß man ihnen etwas davon merken läßt: Entweder zu der Zeit, da die ordentliche Loge versammelt, oder der Pedell der Schotten die Gesellschaft von Hause zu Hause einladet.

Indem ich der Schotten erwehne, so bin ich ungewiß, ob es allerdings nöthig sey, daß ein Bruder das Alphabet kenne, um den Platz eines Pedells zu bekleiden. Allein ich kann meine Leser versichern, daß ich nicht einen einzigen Schotten unter den Freymäurern angetroffen, der nicht in diesem Alphabet vollkommen unterrichtet gewesen wäre, und daß ich im Gegentheil viele Lehrlinge, Gesellen und Meister gefunden habe, welche, da sie die Geheimnisse, Leh-



ren und Gebräuche der Gesellschaft vollkommen wußten, dennoch niemals von diesem Alphabet gehöret. Niemand darf sich darüber wundern, indem das Glück darinnen unterwiesen zu seyn, nicht auf die ganze Gesellschaft, sondern im Gegentheil auf den besondern guten Willen des Meister der Schotten und einiger andern Bewilligung ankommt. Deswegen geschieht es ofte, daß man das Alphabet einen Freymäurer lehrt, der es nicht werth ist, und es hingegen einem andern, der es wohl verdiente zu wissen, abschlägt.