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Freimaurerei, Freimaurerlogen, Freimaurer






Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei
mit besonderer Rücksicht auf die Mythologieen und Mysterien des Alterthums
von Dr. Jos. Schauberg, Zürich 1861

B a n d II. - Kapitel L



Das Viereck hat zunächst keine symbolische Bedeutung trotz der geäusserten abweichenden Ansichten, besonders von Br. Krause in den Kunsturkunden, I. 2. S. 455 ff., und Baehr, Symbolik des mosaischen Cultus, I. S. 157 ff. Baehr fasst in dem salomonischen Tempel S. 96 nochmals seine Ansichten in die Worte zusammen: "Das Viereck ist also die Himmelsform, der Himmelstypus, das Raumgesetz für den Himmel." Vergl. ebendaselbst S. 277 ff., wo Baehr sagt: "Das Viereck, als die dem grossen Hause der Gottheit (Welt oder Himmel) zu Grunde liegende Form erbot sich daher sozusagen von selbst zu der Form für den kleinen Umschliessungsraum der mit dem Idol verbundenen Gottheit, für den Tempel. Und in der That zeigt sich mit merkwürdiger Uebereinstimmung von den ältesten Zeiten an in Asien, wie in Afrika, in Europa wie in Amerika das Viereck und namentlich das vollkommene Viereck oder Quadrat als die Grundform der Götterwohnungen, wobei sich der kosmische Charakter dieser Form in den meisten Fällen noch namentlich darin ausspricht, dass das Tempelviereck orientirt, d. h. dem Himmelsviereck parallel gestellt oder gerichtet ist." Baehr wendet sodann dieses als Beispiel auf die Römer und die ihnen vorbildlichen Etrusker an, bei denen mit dem Worte Templum ursprünglich der Himmelsraum bezeichnet worden sei, insofern er behufs der Auspicien in besondere regiones einund abgetheilt gewesen. Allein das Viereck und sogar das längliche rechtwinkelige Viereck, als die Gestalt der heiligen Gebäude und der Gebäude überhaupt, war und ist durchaus natürlich und entspringt dem einfachsten Kunstsinne der Vergangenheit und Gegenwart, wie es sicher auch in der Zukunft oder für alle Zeiten der Fall sein wird. Sobald man heilige oder Privatgebäude einmal aufführte, war man bedacht, denselben eine zweckmässige





und regelmässige Gestalt zu geben, welche im Ganzen und Wesentlichen nur eine zweifache, die viereckige oder die kreisrunde sein konnte, wovon alle übrigen Gestaltungen der Gebäude entweder als blosse Ausnahmen oder als blosse Umgestaltungen erscheinen, z. B. wenn das Viereck zu beiden Seiten nach vorn oder nach hinten theilweise verlängert wird oder Seitenflügel erhält, - oder wenn das Viereck in der Mitte theilweise nach vorn und hinten verlängert wird, wodurch ein sogenanntes lateinisches oder griechisches Kreuz entsteht, jenes, wenn der eine Mittelflügel länger ist als der andere, dieses, wenn die beiden Mittelflügel gleich lang sind, - oder wenn auf den Seiten des Vierecks oder auch in dessen Mitte runde Thürme oder auch nur ein Thurm angebracht werden, - das Viereck in seinem Innern Kuppeln erhält - wenn Halbkreise aus dem Viereck hervorspringen oder auch das Viereck abschliessen u. s. w. Aus nahe liegenden Gründen des Zweekmässigen und selbst des Schönen ist indess überall das rechtwinkelige und längliche Viereck zur überwiegenden und vorherrschenden, ja fast ausschliesslichen Gestalt der heiligen und nichtheiligen Gebäude geworden, wovon Jeder, der nur Augen hat, sich überzeugen kann. Wie noch neuerlich Guhl und Koner, a. a. O., S. 43 ff., dargethan haben, ist die Grundform der schönsten griechischen Tempel das längliche Viereck, beruht aber an sich nicht entfernt auf irgend einem symbolischen Gedanken, sondern blos auf dem Gefühle und Sinne für das Schöne. Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 100, vergl. mit S. 107, 110, 113, 137 und 451, behauptet, dass die Griechen die viereckige Gestalt des Tempels und überhaupt den ganzen Tempelbaustyl den Aegyptern entlehnt haben.

Stieglitz, Baukunst der Alten, Leipzig 1796, S. 77, sagt, die Gestalt der alten Tempel sei länglich viereckig gewesen, aber unter den Griechen sei es auch gebräuchlich geworden, den Tempeln bisweilen eine runde Gestalt zu geben. Auch die Römer hatten runde Tempel, wenn gleich sie nur die seltene Ausnahme von den viereckigen Tempeln bilden, z. B. der Tempel der Vesta. Kreisförmig waren auch die Schatzhäuser der alten griechischen Fürsten, z. B. zu Mycenae, zu Orchomenos, ge-





staltet; ferner die Quellhäuser, z. B. auf der Insel Kos. 1) Ferner war kreisrund der alte Apaturia-Tempel, dessen Ruinen La Motraye am kimmerischen Bosporus gegen dem Fuss des Kaukasus entdeckt hat. 2) Runde Steintempel gibt es auch in Indien, z. B. im Lande der Badaga's. 3) Der Tempel der Kybele in Phrygien war ein Rundtempel. 4) In einem antiken Gemälde, welches die Apotheose des Kaisers Titus darstellt und worüber Böttiger, kleine Schriften, II. S. 231 ff., kurz berichtet, sitzt der Kaiser mit einem goldenen Nimbus ums Haupt unter einem kleinen von vier Säulen getragenen Rundtempel, um den Kopf ein Diadem, über der linken Schulter und rechten Hüfte einen himmelblauen Mantel, übrigens aber ganz nackend. Ueber die eigentliche Natur der Trümmer des sogenannten Tempels der Minerva Medica zu Rom, nach dem Pantheon des grössten Rundtempels, waltet Streit. 5) Auf Münzen aus der Zeit des Kaisers Trebonianus und seines Sohnes Volusianus um das J. 251, sitzt die Juno Martialis, die bewaffnete argivische Juno, in einem rundenTempelchen. 6) Das Viereck ist daher auch das Urbild, die Urhieroglyphe eines Hauses, eines Tempels, einer Kirche und einer Loge in jeder Bilderschrift und in der Hieroglyphik, zumal in der ägyptischen. Der Kreis wird als solches Bild niemals gebraucht, weil eben die runden Gebäude nur Ausnahmen von der grossen und allgemeinen Regel des Vierecks sind, weshalb auch schon Vitruvius lehrte, dass alle nicht runden Tempel längliche Vierecke bilden und die Altäre der Götter immer nach Morgen stehen, auch nicht zu hoch sein sollen, da der Betende gegen Morgen blicke. 7) Es ist demnach gewiss nicht zulässig und nicht gerechtfertigt, überall eine symbolische Andeutung und Beziehung darin zu suchen und zu finden, wenn die heiligen Gebäude dem Alterthums gleich den Grundstücken längliche Vier-




    1) Gahl und Koner, S. 74 ff.
    2) Ritter, Vorhalle, S. 214.
    3) Graul, a. a. O., I. S. 304 unten; Paulin, II. 382 ff.
    4) Böttiger, K. M., I. S. 290 unten.
    5) Böttiger, kleine Schriften, II. S. 345.
    6) Böttiger, Kunst-Mythol., II. S.,285.
    7) Krause, a. a. O., I. 2. S. 459 Anm. a.



ecke oder auch förmliche Quadrate bilden, 1) oder wenn zur Bezeichnung, zum Bilde eines heiligen Gebäudes, ein längliches Viereck, ein Quadrat gebraucht wird, indem es ja fast unmöglich ist, hierzu ein anderes Bild anzuwenden. Wenn im Mittelalter ein Viereck mit einem gleichseitigen Dreiecke darüber oder ein Viereck mit einem Kreuze darüber als Symbol der christlichen Kirche oder auch einzelner Kirchen gebraucht werden, erscheint darin das Symbol mit dem blossen Bilde vereinigt, indem das längliche Viereck reines Bild, das gleichseitige Dreieck aber Symbol des christlichen Glaubens an den dreieinigen Gott und das Kreuz Symbol des Glaubens an den Gekreuzigteu ist. Wenn ebenso bei den Aegyptern ein Viereck mit der Sonne oder einem Kreise darin vorkommt, um das sogenannte Haus der Sonne, den Stand der Sonne in einem bestimmten Sternbilde zu bezeichnen, ist auch dieses weniger Symbolik, als Bilderschrift. Erst wenn das Viereck zum Symbole der Welt erhoben wird, was allerdings geschehen kann und namentlich schon frühe in der Maurerei geschehen ist, wird das längliche Viereck mit dem Kreise darin zum Symbole der durch die Sonne, durch den Sonnengott erleuchteten und beherrschten Welt, - des mit dem Auge der Vorsehung die Welt regierenden Gottes, wie in diesem symbolischen Sinne auf keltischen oder druidischen Denkmalen auch das Viereck mit zwei Sceptern oder mit Sonne und Mond darin als den Symbolen des ewigen Lichtes, der allmächtigen und allweisen Vorsehung erscheint. 2) Ebenso kann in die in einem länglichen Vierecke erbauten heiligen Gebäude eine gewisse Symbolik hineingetragen oder eingeflochten werden, z. B. wenn dieselben ganz genau nach Osten gerichtet 3) und im Osten die Götterbilder und Altäre aufgestellt werden, um symbolisch anzudeuten, dass die Götter im Osten wohnen, das Licht aus Osten komme, die Götter die Lichtbringer




    1) Vergl. z. B. nur Baehr, der salomonische Tempel, S. 96 ff. und S. 276 ff.
    2) Krause, a. a. O., I. 2. S. 462.
    3) Vergl. die diesfälligeZusammenstellung bei Baehr, Symbolik des mosaischen Cultus, I. S. 235 - 52 und S. 156 ff.



seien, oder dass der Mensch an die östlichen Götter glaube und dereinst in den ewigen Osten einzugehen hoffe. Alsdann ist nicht das Viereck des heiligen Gebäudes selbst symbolisch, wohl aber dessen Lage und Richtung nach Osten, oder die Aufstellung der Götterbilder und Altäre im Osten u. s. w. Im entgegengesetzten symbolischen Sinne können auch die heiligen Gebäude gegen Abend gewandt oder die Götterbilder und Altäre im Abend errichtet werden, weshalb oben jedesmal erforscht und bestimmt werden muss, was an einem heiligen Gebäude symbolischer Natur und in welchem Sinne es dieses sei. In dem Vorhofe der Unterwelt oder des Amentes, d. i. nach Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 71 Anm., der untergehenden Sonne oder der verborgenen Nacht, in dem Saale der doppelten oder der lohnenden und strafenden Gerechfigkeit hielt Osiris das Gericht über die Todten, und nach diesem Grundgedanken über die Lage des Wohnsitzes und der Gerichtsstätte der unterirdischen oder todtenweltlichen Götter bestimmte sich auch die Richtung ihrer heiligen Gebäude und ihrer Idole. Sind bei den Indern, Baktern, Babyloniern, Aegyptern und Christen die heiligen Gebäude, die Tempel und die Kirchen genau orientirt, darf diese Orientirung als ein symbolischer Ausdruck angesehen werden, obgleich auch gar nichts Symbolisches darin liegen und die Orientirung aus dem einfachen Gedanken hervorgegangen sein könnte, es solle das Viereck den vier Himmelsgegenden entsprechen. Das nach den vier Himmelsgegenden gerichtete Viereck und besonders das gleichseitige Viereck mit dem daran sich anschliessenden Cubus und mit der Vierzahl konnte aber dennoch sehr leicht wieder symbolisch benützt werden, besonders als Symbol des nach den vier Himmelsgegenden, über die ganze Erde und die ganze Welt sich gleichmässig ausbreitenden und gleichmässig herrschenden Lichtes und Gottes. Selbst die Tempelpyramiden des alten Amerika's, z. B. zu Papantla, sind, wohl orientirt. 1) So öffnet sich dem Viereck und der Vierzahl ein sehr weiter symbolischer Vorstellungskreis,




    1) A. v. Humboldt, Ansichten der Natur, II. S. 212.



zumal da mit dem Vierecke, mit dem Cubus auch noch die Dreizahl und das längliche Viereck verbunden werden kann und namentlich in den drei Theilen des salomonischen Tempels, dem Allerheiligsten, Heiligen und der Vorhalle mit dem Vorraume vielleicht verbunden war, noch mehr aber in dem 20 Ellen langen Allerheiligsten und den 40 Ellen des Heiligen oder in den dreimal 20 Ellen des eigentlichen Tempels erschien, 1) und selbst in dem Tempel mit seinen beiden Vorhöfen, dem Priester- und Volkshofe gefunden werden dürfte.

Das von dem Viereeke Bemerkte gilt im Wesentlichen auch von dem Kreise, mag derselbe nun bei der Grundgestalt des heiligen Gebäudes und Platzes, oder als Kreis und Kugel im aufrechten Gebäude angewandt werden. Symbolisch wurde der Kreis gleich dem Vierecke wohl zunächst im Licht- und Sonnenkultus, indem der Kreis als Symbol des Sonnenrades, der runden Sonnenscheibe gebraucht werden konnte und wirklich gebraucht worden ist, so vorzüglich von den Kelten bei ihren heiligen Steinkreisen, 2) besonders bei dem berühmten und noch jetzt stehenden Stonehenge in der Ebene von Salisbury, 3) wie sich auch auf den Nilagiris oder blauen Bergen im westlichen Vorderindien Grabdenkmale mit Steinkreisen von unbehauenen Steinen finden, welche den sogenannten Cairn's der alten Kelten gleichen und von einem mit denselben verwandten indischen Urvolke, den Vorfahren der jetzigen Todava's, nach Congreve herrühren sollen. 4) Die Todava's haben noch heute fast dieselbe Beerdigungsweise und geben ihren Todten noch Messer, Pfeilspitzen, Lappen u. s. w. mit, indem sie mit grossen Steinplatten die Mitte des Grabmals decken. Dennoch ist selbst bei den Steinkreisen der Kelten nicht ausser Acht zu lassen, dass sie ohne alle symbolische Beziehung so zufällig entstanden sein können, wie Kinder, wenn sie ungeordnete Steine in eine gewisse Ordnung bringen wollen, gewiss dieselben zunächst im Kreise ordnen, indem es sich ja noch erst um ein blosses




    1) Baehr, der salomonische Tempel, S. 98.
    2) Jahn, keltische Alterthümer, S. 5 und 6.
    3) Krause, Kunsturkunden, II 2. S. 200.
    4) Graul, Reise in Ostindien, S. 283 mit den Anmerkungen dazu.



Ordnen von Steinen handelt und dieses am natürlichsten und leichtesten deshalb im Kreise geschieht, weil alsdann der im Innern oder im Mittelpunkte des Kreises Thätige nach allen Seiten gleich weit hat, alle Seiten bequemer übersieht. Aus diesem Grunde sind auch die keltischen, durch einen Damm von zusammengetragenen Steinen befestigten Lagerplätze in einem mehr oder weniger vollkommenen Kreise angelegt, wie z. B. die bis auf heute ziemlich vollkommen erhaltene sogenannte Teufelsmauer auf dem nördlichen Vorberge bei Dürkheim in Rheinbaiern mit einem 12 Fuss hohen Opfersteine oder Opferaltare, welcher auch der Teufelsstein heisst und den nach der Volkssage der Teufel fallen liess, als er damit das nahe gelegene Kloster Limburg zerschmettern, dessen Erbauung eigentlich verhindern wollte, - auf hochgelegener südlicher Stelle mit weiter Fernsicht. Die Stelle des Altars erscheint nach den örtlichen Verhältnissen als die natürlichste obwohl diese Altarstätte auch mit Absicht auf den Sonnenkultus gewählt und der Opferstein, ein grosser Steinkoloss mit oben ausgehauener Vertiefung zum Opfern und Schlachten der Menschen oder Thiere, absichtlich dahin gebracht sein könnte. Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 27, bezeichnet den Opferstein als einen Menhir oder künstlich aufgerichtoten Spitzstein, welche Bezeichnung aber kaum vollkommen zutreffend sein möchte. Eine ähnliche Aushöhlung zum Auffangen des Opferblutes, wie der Teufelsstein, hat auch einer der zwei Steinblöcke im Genfer See bei Prè de l'Evèque und Porto de Rive. Cooper hat bekanntlich dem Dürkheimer keltischen Steindenkmale einen eigenen Roman gewidmet, wie es denn wegen seiner schönen Aussicht von Fremden und Einheimischen gleich oft besucht wird. Diesen Teufelsstein , an welchen sich auch der benachbarte und höher gelegene Heidenfels anschliesst, betrachtet besonders wegen der Rinne zum Blutabflusse bis heute in der Stille des Waldes die Jugend mit Schauer. Noch zu Römerzeiten muss übrigens das Teufelslager eine keltische Wohnstätte (oppidum) gewesen sein, weil darin auch römische Münzen gefunden werden. Der grösste und schönste umwallte runde Opferplatz ist übrigens neuerlich durch Dr. Wagner zwischen Schlieben und Malitsch-





kendorf am Ausflusse der schwarzen Elster in Sachsen in einem Sumpfe entdeckt worden. 1)

Die in dem buddhistischen Tempel-, Stupen- und Grottenbau so vielfach angewandte Halbkugel wird bekanntlich auf die Wasserblase gedeutet, den Buddhisten das Symbol der Vergänglichkeit und Hinfälligkeit der menschlichen Dinge. 2) Nach der ihnen eigenthümlichen Welt- und Lebensanschaung zeigen die Buddhisten in der Architektur eine ganz besondere Vorliebe für die Rundung, für die Wölbung und Bogenlinie, namentlich für den weit ausgeschweiften Hufeisenbogen. Gemäss der buddhistischen Welt- und Lebensansicht gibt es kein festes, bestimmtes Sein, sondern Alles rollt und kreist im unaufhörlichen Weehsel und Wandel: darum ist das Rad das liebste Symbol der Buddhisten. Das Rad und die Kugel passen indess blos für die Ornamentik, doch nicht als selbständige Formen für die Architektur. In dem ewigen Umschwunge und Kreislaufe des Entstehens und Vergehens bewährt sich aber eben die innere Nichtigkeit, Hohlheit und Leerheit aller Dinge, jeder Existenz, jeder lndividualität. Diese Hohlheit und Leerheit, welche der Kern jeder Erscheinung ist, liess sich nur sinnlich und bildlich durch die Höhlung der Form, d. h. durch die Wölbung, durch die Bogenlinie und Kuppelform darstellen. Ein sehr beliebtes Bild. für die Leere (Çûnga), in der alles Wesen beruht, ist in den buddhistischen Schriften die Wasserblase; gern vergleicht man namentlich mit dieser den menschlichen Körper, der da auftaucht und zerplatzt wie die Blasen, welche das Wasser aufwirft. Es beruht hierauf, dass die Grabmonumente oder die Reliquienbehälter, die sogenannten Topen, Shûpa's oder Stuba's der alten Buddhisten regelmässig die Kuppelform erhielten oder halbkugelförmig gewölbt wurden , d. h. die Gestalt einer Wasserblase bekamen, um symbolisch die Unbeständigkeit und Beweglichkeit, das ewige Zerrinnen und Zerfallen des menschlichen Daseins und aller Dinge auszudrücken.




    1) Klemm, germanische Alterthumskunde, S. 844 ff.
    2) Köppen, Religion des Buddha, S. 534 ff., besonders auch S. 547.



Noch ist zu erwähnen, dass bei den Kelten auch für die Wohnungen und Vertheidigungswerke, besonders bei den Galliern und Briten, die ursprüngliche Grundform der Kreis war. 1) Ebenso ist die Grundform der keltischen Grabhügel in der Regel der Kreis. Gegenstände, im Kreise zusammengelegt oder geordnet, werden nicht selten in den keltischen Ländern aufgefunden. 2) Ferner waren nach der Vermuthung von Troyon die ältesten Pfahlhütten in den Seen kreisförmig (circulaires 3)), wie solche Pfahlbauten nicht nur in den schweizerischen Seen, sondern auch in denienigen von Savoyen, Irland, England und anderer europäischer Länder sich finden und zu ihrer Zeit ganz allgemein verbreitet gewesen zu sein scheinen. Auch das Charakteristische der keltischen Thongefässe ist die möglichste Einhaltung der Kugelform, soweit es das Aufstellen der Gefässe erlaubte.4) Die Broncegeräthe tragen sehr häufig die symbolische oder solarische Ring- oder Radform. 5) Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 58, bezieht den heiligen Steinkreis der Druiden auf den Zodiakus oder mindestens auf astronomische Cyklen, wie schon die häufige Wiederkehr von 12, 19, 30 und 60 Steinen in den zirkelförmigen Monumenten beweise. Es ist schon berührt, dass unser Wort Kirche von Einigen, namentlich von Jahn, 6) von dem keltischen Cyrch, Kerrig, Kerk abgeleitet werde, mit welchem Worte die Kelten ihre heiligen Tempelsteinkreise bezeichneten und womit wohl lat. circulus, deutsch Zirkel, gr. , franz. cerele, ital. circolo, engl. circle - nach Ritter, Vorhalle, S. 171, das alte Kor, Koros (die Sonne), - ägypt. kar, karr (Kreislauf), hebr. kikkar statt kirkar (Kreis) zusammenhängt. - Somit wäre also die Kirche ursprünglich das Symbol der Sonne und des Sonnengottes. Nach Jahn soll




    1) Jahn, a. a. O., S. 7 und 8; Krause, Kunsturkunden, II. 2. S. 199 und 251.
    2) Anzeiger für schweizerische Geschichte für 1856, S. 45.
    3) A. a. O. für 1858, S. 27 oben und S. 28.
    4) Jahn, a. a. O., S. 12.
    5) Jahn, a. a. O, S. 16.
    6) Der Kanton Bern, S. 338, vergl. S. 458 Anm.



cylch, cyrch auch einen hervorragenden Punkt, einen Hügel bezeichnen, um welchen man sich sammelt, und daher die hochgelegenen Orte Kilchberg im Kanton Bern und am untern Züricher See den Namen tragen. Mit dem keltischen kylch, cyrch, berührt sich auch circius, cercius, ein besonderer gallischer Wind, prov. katal. cers, altfr. cierce, span. cierzo Mistral, Nord-, Nordostwind. Adelung gibt sogar ein brit. cyrq, Sturmwind, und Thierry kirk, aber nach Diefenbach, a. a. O., S. 299 Nr. 110, schwerlich richtig. Endlich gehört hierher die keltische Cetra, ein runder Schild, wofür auf Diefenbach, S. 994 Nr. 103, zu verweisen ist. Auch die Sommerwohnungen der Tschuktschen in Nordostasien fand Cook kreisförmig nach Forster, Geschichte der Seereisen, VII. S. 137.

Höchst beachtenswerth ist die Erfahrung, dass, wie die heiligen Gebäude entweder im Vierecke oder im Kreise angelegt werden, eben diese Doppelgestalt die heiligen oder religiösen Tänze zu haben pflegen. Bei den Griechen namentlich erhielten die viereckige Aufstellung (die ) und ihre Evolutionen, was die Kunst betrifft, bald ein grosses Uebergewicht über die kyklischen Chöre die Kreistänze im Dithyramb und um die Altäre einiger andern Götter. Chorsteller, Stesichoros, wurde Name eines Amtes und zugleich berühmter Dichter, die in Geschlechtsfolgen die Kunst des Chorstellers ( ausübten. 1) In manchen Gegenden Deutschlands führten am Weihnachtstage Jünglinge und Mädchen in der Kirche selbst um eine auf dem Altare aufgestellte Puppe, die den Neugebornen vorstellen sollte, Tänze auf, während die Alten den Tanz mit Gesang begleiteten. Diese christlichen Weihnachtstänze stehen mit den einst gebräuchlichen Weihnachtsspielen in Verbindung. 2) Die Kaffern begleiten bis auf den heutigen Tag ihre Gesänge und körperlichen Bewegungen gleichfalls mit Händeklatsehen. 3) Ebenso ist es auszulegen, wenn Ezechiel 25, 6




    1) Welker, griech. Gatterlehre, II. S. 84.
    2) Vergl. Schröer, ein Weihnachtsspiel in Ungarn, im Weimarischen Jahrbuch, III. S. 391 ff.
    3) Ausland für 1860, Nro. 6, S. 103 a.



spricht: "Weil du mit den Händen geklatschet und mit den Füssen gestampft und dich gefreut hast." Ezechiel 6, 11 wird gesagt:

So spricht der Herr, der Ewige,
Schlage in deine Hände und stampfe mit deinem Fusse,
und sprich, Wehe! über alle die Gräuel des Hauses Israel:
Dass sie durch das Schwert, durch Hunger und durch Pest fallen werden;

wornach also das Händeklatschen und Füssestampfen auch ein Trauer- und Verzweiflungszeichen gewesen zu sein scheint. Damit hängt es zugleich zusammen, mit entblössten Häuptern und mit entblössten Füssen zum Zeichen der Trauer und der Unterwerfung zu erscheinen, wie z. B. auf diese Weise im Jahr 712 mehrere indische Volksstämme am Indus vor dem siegreichen Feldherrn des Khalifen erschienen und ihre Unterwerfung unter die muselmännische Herrschaft anboten. 1)

Die Rundtänze, welche gewiss bei den korybantischen Mysterien des Attis nach Rinck, II. S. 366 Anm. 1, und wahrscheinlich auch in den Eleusinien mit dem Weiheacte verbunden waren, hatten eine symbolische Bedeutung und sollten den ewigen Kreislauf des Lebens dem Einzuweihenden vergegenwärtigen. Diese Rundtänze waren demnach lebendige Ringe der Ewigkeit. Die Rundtänze sind zugleich ganz gleichbedeutend mit dem Mysteriensymbole des Rades, welches man zuweilen auf Vasenmalereien sieht. 2) Auch stellen sich die weihenden Rundtänze der Bruderkette gleich, welche sich um den einzuweihenden Maurerlehrling nach dem Schröder'schen Systeme oder Rituale schlingt, wenn die verhüllende Binde sinkt.

Vielleicht möchte die Vermuthung eine berechtigte sein, dass die kreisförmigen Chöre und Tänze, gleichsam die keltischen Steinkreise, die ursprünglichen und mehr natürlichen, dagegen die späteren viereckigen die mehr durchdachten, künstlerischen und symbolischen seien. Der jedesmalige Bildungsstand und Grad, welcher sich am getreuesten in dem Tempel- und Kirchenbaue der einzelnen




    1) Lassen, III. S. 626.
    2) Rink, Religion der Hellenen, II. S. 374.



Völker ausprägt, würde sich also auch in den religiösen Tänzen, wenn auch weniger wahrnehmbar, und mehr noch und überhaupt in den bildenden Künsten, in dem Epos, der Lyrik, der Tragödie und Komödie, dem Gesange und der Musik, der Malerei und Skulptur verkünden, welche in den Dienst der Religion treten und durch sie ihre erste und höchste Pflege und Entwicklung, ihre göttliche Weihe, den göttlichen Geist erhalten. Deshalb wird auch die Erfindung dieser Künste den Göttern, dem Apollo und der Athene, der Minerva, dem Odhin und Baldur, dem Thot-Hermes, - der indischen weissen Saraswati, der Glattin und Tochter Brahmâ's, indem sie, wie die Athene aus dem Haupte des Zeus, aus dem Haupte Brahmâ's entsprang, auch Widja (Wissenschaft, Kenntniss, Weisheit), genannt und daher Erfinderin der Dewânagara-Schrift und der Sanskrit-Sprache, - der Parajani (Nachdenkenden) oder Mahalakschmis (der grossen Lakschmis 1)) u. s. w. zugeschrieben, sie waren die Lehrer der Menschen darin. Es ist der göttlich-menschlichste Zug der Völkergeschichte, dass alles Geistige, das Schönste und Höchste, welches die Menschen erringen, sie als eine Gabe und ein Geschenk der Gottheit erkennen und dankbar dem göttlichen Dienste, der Lobpreisung und Verherrlichung Gottes widmen. Diese Gottesbegeisterung, der fromme Gottglaube ist zugleich der ächte Erzeuger und Träger der höheren Kunst und der Gegenwart fehlt wohl meist aus dem Grunde ein höherer und eigenthümlicher Kunststyl und besonders Baustyl, weil der göttliche Glaube und Geist, die zeugende göttliche Idee erkaltet und geschwunden sind. Winkelmann sagte: "Den Weg zum Göttlichen durch die Kunst kannten im Alterthum nur die Griechen." Homer und Phidias sind die gleichen göttlichen Dichter und Künstler. Nach Welker, a. a. O., II. s. 102, ist es nicht unmöglich, dass, so unabhängig hellenisch auch von Anfang an die griechischen Götterbilder waren , doch auf die früheste Ausführung in Marmor der Anblick ägyptischer Steingütter in einigen Dingen, die sich trotz aller charakteristischen Verschiedenheiten anwenden und nachahmen liessen, Ein-




    1) Wollbeim, Mythologie des alten Indien, S. 81.



fluss gehabt hat; die Sage von dem nach ägyptischem Kanon 1) berechneten Apollo des Theodoros und Telekles von Samos könnte dann, meint Welker, als ein nur unglaubhaft zugestuztes Ueberbleibsel einer Tradition über diesen vorübergehenden Zusammenhang angesehen werden. Die berühmten samischen Künstler Theodoros und Telekles, die Söhne des Rhökos, des Erfinders des Erzgusses, welche im 6. Jahrhundert vor Chr. blühten, sollen sich nämlich in Aegypten gebildet haben, 2) und von ihnen wird berichtet, dass sie ein Holzbild, das des pythischen Apollo zu Samos nach ägyptischem Kanon gefertigt hätten (in zwei Hälften, jeder die seinige an anderm Orte, die aber der strengen Gesetzlichkeit des ägyptischen Styles gemäss vollkommen auf einander gepasst hätten 3). Mehrere alterthümliche Apollostatuen, welche Kugler, a. a. O., I. S. 122, bespricht und wovon sich eine, aus Tenea bei Korinth stammend, jetzt in der Glyptothek zu München befindet, sind als Nachbildungen ägyptischer Kunst höchst merkwürdig, da sie nicht blos in der Stellung und in dem Style, sondern auch in dem Kopfschmucke als noch durchaus ägyptisch erscheinen. Bei Kugler ist eine Abbildung der Münchener Statue gegeben, wie auch Lübke in seinem Grundrisse der Kunstgeschichte deren Abbildung mittheilt. Für ägyptisch sind wohl die Sigillarien oder Götterbilder mit geschlossenen Beinen () und kreuzweis liegenden Armen (brachia decussatim composita) zu halten, welche Lord Aberdeen in geöffneten sehr alten attischen Gräbern gefunden hat 4) und die nach Ritter wahrhafte antedädalische Sculpturen genannt zu werden verdienen. Man hielt sie für alte Steinbilder der Aphrodite, derjenigen, die älter als Zeus war, die angebetet wurden und hat sie mit der Steinsculptur des ägyptischen Agathodämon verglichen, während Ritter darin eine Nachahmung der weitverbreiteten indischen Götterdarstellungen erblicken will; die gekreuzten Arme der




    1) Vergl. auch Bunsen, Gott in der Geschichte, II. S. 33.
    2) Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie , II. S. 295; Böttiger, Kunstmythol., II. S. 299 ff.
    3) Kugler, Kunstgeschichte, I. S. 108.
    4) Ritter, Vorhalle, S. 233.



Götterbilder sollen sich nicht nur auf Java, sondern vom pontischen Gestade ostwärts bis zum Baikalsee unter dem Namen der steinernen Frauen (Kammennie babi) auf den kegelförmigen Grabhügeln (Kurganen der dortigen Nomaden) finden. Nach Böttiger, Kunstmythol. II. S. 318, ist es bei den Griechen und Römern eine blosse Nachahmung der Isis mit dem Horus an der Brust, auch eine kindsäugende Hera in der Plastik darzustellen; Winkelmann hielt das Kind für den Herakles. Böttiger besonders anerkennt die ägyptisch-phönicischen Einflüsse auf die griechische Mythologie.

Als Erfinder des Tanzes und der pantomimischen Darstellung erscheint bei den Indern Tandus, nach der Bezeichnung von Wollheim, a. a. O. S. 78, der erste Kämmerer des Gottes Çiwas. Allein Tandus ist die blosse Porsonification des Tanzes selbst, indisch tândawa von der Wurzel Tand, woher das deutsche Tanz mit dem Suffix s und das Dänische Dands (Tanz) und womit im Deutschen auch der Tand und tändeln zusammenhängen. Diesen Tanz (Tândawas), welcher in einem rasenden Wirbeln und Umdrehen bestand, tanzt Çiwas, durch ihn hat er nach der Lehre seiner Priester die Welt geschaffen, und, um dieses darzustellen, führten die Priester den Tanz bei gewissen Gelegenheiten aus. Dieser Tanz und seine Bedeutung erinnert an die Bewegungen der tanzenden Derwische, welche das Erstaunen der europäischen Reisenden erregen; die tanzenden Derwische rufen dabei beständig: La alla illa allah (es ist kein Gott ausser Allah), bis sie ganz heisser sind. 1) Den Tanz des Çiwas begleitet sein kahlköpfiger Diener Çalankâjanas, auch Nâdîdehas oder Nandî mit Musik, weshalb er auch Thâdawatâlikas heisst, und Çiwas selbst galt unter dem Namen Nateçwaras als Beschützer der Tänzer.

Auch die Urbewohner von Nordafrika, besonders in Barka, scheinen sich nach Art der Kelten zur Opferstätte der Steinkreise bedient zu haben und noch heute werden häufig solche Steinkreise im nördlichen Afrika gefunden. 2)




    1) Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 12.
    2) Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika, I. S. 290.



Dabei darf wohl die allgemeine Vermuthung gewagt werden, dass wenn und wo mit dem Kultus auch heilige Tänze oder überhaupt feierliche Aufstellungen von Personen vereinigt sind, diese dieselbe Gestaltung annehmen, wie die heiligen Gebäude oder Anlagen selbst, da die heiligen Tänze und die heiligen Orte derselbe Gedanke durch dringt und gestaltet. Wenigstens bei den Maurern wird diese Vermuthung bestätigt, indem, wenn bei den alten Steinmetzen, z. B. bei Besuchen von fremden Genossen, sich die Gesellen der Steinmetzhütte geordnet aufzustellen hatten, dieses in der Regel in einem länglichen, nach Vornen oder nach Osten, wo sich der Vorsteher und Sprecher befand oder stand, geöffneten Vierecke zu geschehen hatte, 1) wie ja die in der Loge Versammelten noch ganz in der selben Weise stehen oder sitzen. Das über die Gestalt und Form der religiösen Tänze Bemerkte leidet auch auf die Form und Gestalt der Privatwohnungen Anwendung, und wenn die Städte im Viereck erbauet und angelegt sind, haben dieselben regelmässig vier Thore, wie z. B. Rhat und Bhrakat im Innern des nördlichen Afrikas. 2) Zu Agades umstand nach Barth, a. a. O., I. S. 466 unten, die Tanzenden ein Ring von Zuschauern und begleitete dieselben mit energischem Händeklatschen. - Nach den neuerlich erhaltenen Nachrichten bildet auch die Stadt Peking (Hof des Norden), ähnlich wie das viereckige alte Babylon 3) mit je 25 ehernen Thoren nach den vier Weltgegenden und mit Parallelstrassen, ein vollständiges Quadrat von 45 Kilometern in der Länge und mit zwei innern Quadraten; das innerste Quadrat, King-Tching genannt, die verbotene oder heilige rothe Stadt bildet den Sitz des Kaisers. Den Namen der heiligen Stadt darf der Sinese nicht aussprechen, ohne doppelte Verbeugung. Carthago (pun. Kart-hadascht, Neustadt) oder Byrsa (die Festung, die Burg) hatte eine kreisförmige Gestalt (en cercle 4)), jedoch in dem Sinne, dass die eigentliche Burg,




    1) Vergl. z. B. Latomia, Bd. XIX. S. 37 oben.
    2) Barth, a. a. O., I. S. 268 oben.
    3) Beck, Anleitung, S. 183 ff.
    4) Beulé, Fouilles à Carthage, Paris 1861, S. 3 und 5, 28.



um welche herum die weitere Stadt allmählig entstanden und angelegt war, ein Rechteck auf einem Hügel bildete. Der Handelshafen (der äussere Hafen) zu Carthago, bei den Griechen Carchedon, bildete ein Rechteck, während der (innere) Kriegshafen vollkommen kreisrund war. 1) Auch finden sich zu Carthago die römischen Ruinen eines Rundtempels, welcher möglicher Weise der Demeter und Proserpina geweiht war 2) und der im Innern von 12 viereckigen Pfeilern getragen wurde. An das Letztere schliessen sich die aufgefundenen Ueberreste eines römischen Mosaikbodens, welcher die zwölf personificirten Monate des Jahres in byzantinischer Tracht, mit lateinischen Namen darstellt. 3) Im Innern der Befestigungen von Byrsa war der Halbkreis angewandt, 4) wie zu Malta und Gozzo. Nach einigen zu Carthago von ihm aufgefundenen Friesornamenten spricht Beulé auch, S. 657 die Vermuthung aus, es könnten die Araber die sogenannte Arabeske von den Phöniciern entlehnt haben, indem sie Nichts erfunden, sondern blos die Erbschaft der Byzantiner und des alten Orientes umgestaltet haben. Uebrigens war nicht allein zu Carthago der Hafen, auch Choton nach Gesenius von Kethon (schneiden, graben) genannt, kreisförmig () angelegt, sondern auch derjenige von Tyrus und Utica, so wie von Side in Pamphylien und einer der Häfen zu Ostia; Beulé (S. 110 oben) glaubt, dass das Letztere vielleicht in Erinnerung oder in Nachahmung von Carthago geschehen sei. Rechtwinkelig sind dagegen die Felsengräber in der alten Todtenstadt von Carthago, 5) welche in der Anlage und Einrichtung mit den römischen Katakomben sehr viele Aehnlichkeit, besonders ein förmliches Strassensystem hat. Das Symbol einer erhobenen Hand findet sich zuweilen in den carthagischen Gräbern, auf Basreliefs und Stelen, welches Symbol keineswegs treffend, Beulé (S. 140 oben) dahin deutet, dass die Hand vielleicht die bösen Geister




    1) Beulé, a. a. O., S. 30 und S. 90 ff. vergl. mit S. 103.
    2) Beulé, S. 44, Anm. 4.
    3) Beulé, S. 37 oben.
    4) Beulé, S. 61.
    5) Beulé, S. 126 ff. und Taf. VI.



habe beschwören sollen: wie noch heute durch eine solche der böse Blick bei den Arabern beschworen werde. - Dass bei den Semiten die Vierzahl geheiligt gewesen sei, ersehen wir aus Ezechiel 14, 21: "Wenn ich auch meine vier bösen Strafgerichte, Schwert und Hunger und Raubthiere und Pest, wider Jerusalem sende," und aus Jeremia 15, 3:

Und ich verhänge über sie vier Arten (von Strafen), ist des Ewigen Spruch,
Das Schwert zum Würgen, die Hunde zum Umherschleifen:
Die Vögel des Himmels und die Thiere der Erde zum Fressen und zum Vernichten.

Bei Jesaja 11, 12 werden die vier Säume des Landes erwähnt und ebenso bei Ezechiel 7, 2. Der Ewige droht Elam bei Jeremia 49, 36:

Und ich bringe über Elam vier Winde von vier Enden des Himmels
und zerstreue sie nach all diesen Winden,
Dass kein Volk sein soll, wohin nicht werden die Versprengten Elams.

Ezeehiel 1, 4 ff., wiederholt 10, 8 ff., erzählt: "Und ich schaute hin, und siehe, ein Sturmwind kam von Mitternacht, mit starkem Gewölk, voll wirbelnden Feuers, und Glanz war darum, und inwendig, in der Mitte des Feuers, war es anzusehen wie blinkendes Erz. Und inwendig erschien die Gestalt von vier Thieren und ihr Ansehen war dieses: sie hatten Menschengestalt. Und ein jegliches hatte vier Antlitze, und vier Flügel hatte, ein jegliches von ihnen. Und ihre Füsse waren gerade und ihre Fussballen wie die Ballen von Rinderfüssen. Und sie glänzten gleichwie geschliffenes Erz. Und Menschenhände waren unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; und jedes von den vieren hatte seine Antlitze und seine Flügel besonders. Und ihre Flügel rührten je einer an den andern. Wenn sie gingen, lenkten sie nicht um, sie gingen ein jegliches stracks vor sich hin. Und die Gestalt ihrer Antlitze war: vorn das Antlitz eines Menschen, und rechts eines Löwen Antlitz bei allen vieren, und links eines Stieres Antlitz bei allen vieren, und hinten eines Adlers Antlitz bei allen vieren. Also waren ihre Antlitze. Und ihre Flügel waren





ausgebreitet nach oben, und sie rührten mit je zwei Flügeln einander; mit zweien aber bedeckten sie ihre Leiber. Und sie gingen ein jegliches stracks vor sich hin; wohin der Geist sie trieb zu gehen, gingen sie; nicht lenkten sie um in ihrem Gange. Und das Aussehen dieser Thiergestalten war wie feurige Kohlen und sie brannten gleichwie Fackeln; dasselbige Feuer fuhr umher zwischen den Thieren und es hatte Glanz; und aus dem Feuer schossen Blitze hervor. Und die Thiere liefen hin und her, dass es aussah wie Blitzstrahlen. Und ich sah die Thiere, und siehe, je ein Rad stand auf dem Boden neben den Thieren, nach seinen vier Seiten." Dass diese vier Thiere, welche Ezechiel vor dem Ewigen hier erblickt, assyrisch-babylonisch seien, ist unverkennbar. Ein jedes der Räder bestand aus zwei Rädern, welche einander rechtwinkelig durchschnitten, so dass auch die Räder nach allen vier Seiten gehen konnten. Das nach der babylonischen Gefangenschaft neu gegründete Reich Israel will zufolge Sacharja 2, 10 der Ewige ausbreiten nach den vier Winden des Himmels. Ebenso sagt Sacharja 2, 1 ff.: "Und ich hob meine Augen auf und schaute, und siehe da waren vier Hörner. Da sprach ich zu dem Engel, der mit mir redete: Was sind diese? und er sprach zu mir: Das sind die Hörner, welche Juda, Israel und Jerusalem zerstört haben. Und der Ewige zeigte mir vier Schmiede. Und ich sprach: Was wollen diese thun? und er sprach also: Jenes sind die Hörner, welche Juda zerstreut haben, dermassen dass Niemand sein Haupt erhob, und nun kommen diese, Schrecken über selbige zu bringen, abzuschlagen die Hörner der Heiden, welche das Horn erhoben haben wider das Land Juda, seine Bewohner zu zerstreuen." In seinem siebenten Gesichte 6, 1 ff. fährt er fort: "Und ich wandte mich und hob meine Augen auf und schaute, und siehe, vier Wagen kamen zwischen den zwei Bergen hervor; und die Berge waren eherne Berge. An dem ersten Wagen waren röthliche Rosse, am zweiten schwarze Rosse; am dritten Wagen weisse Rosse, und am vierten Wagen schekige, hochrothe Rosse. Und ich hob an und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Was sind diese, mein Herr? Und der Engel hob an und sprach zu mir: "Das





sind die vier Winde des Himmels, welche ausziehen, nachdem sie sich gestellt haben vor dem Herrscher der ganzen Erde. An welchem die schwarzen Rosse sind, die ziehen aus nach dem Lande gen Mitternacht, die weissen ziehen hinter ihnen drein; die schekigen aber ziehen aus nach dem Lande gen Mittag." Und die hochrothen zogen aus und trachteten zu gehen, dass sie die Erde durchzögen: da sprach er: "Gehet, durchziehet die Erde!" und so durchzogen sie die Erde." - Das in der Huzvarêschsprache abgefasste Bahman-yascht beginnt also: "Wie aus dem Çtutgar heryorgeht, verlangte Zartusht von Ormazd die Unsterblichkeit; darauf zeigte Ormazd dem Zartusht den allwissenden Verstand; dadurch sah derselbe einen Baum mit Wurzel, an dem vier Theile (?) waren: ein goldener, ein silberner, ein stählerner, ein eiserner. Es schien ihm, als ob er es im Schlafe sähe; als er erwachte, sprach Zartusht: O Herr des Himmels und der Welten, ich habe die Wurzel eines Baumes gesehen, daran vier Theile waren. Ormazd sprach zu dem heiligen Zartusht: Die Baumwurzel, die du gesehen hast, und vier Theile - das sind die vier Zeiten, die da kommen werden; die goldene (ist), wenn ich und du mit einander verkehren und Vistâçp-shâh das Gesetz annimmt und die Körper der Dévs zerbrechen, unsichtbar werden. Der silberne Theil (bedeutet) die Herrschaft Ardashér Kai shâh, der stählerne die des Anosha-revân (Nushirvân) Choçru, des Sohnes des Kobâd, - der mit Eisen vermischte Theil die schlechte Herrschaft der Dévs und Vacart-varç's, des von Aêshma Abstammenden, wenn das zehnte Hundert (Jahre) gegen tausend hin zu Ende gehen wird, o heiliger Zartusht." 1) - Von den Juden werden Hebron, Jerusalem, Tiberias und Safed als die vier heiligen Städte Palästina's genannt. 2) - Die Religionslehre der ältesten Chinesen nahm vier Meere und vier Flüsse und fünf Hauptgebirge an, 3) deren Geister heilig verehrt wurden.




    1) Spiegel, die traditionelle Literatur der Parsen, Wien 1860, S. 129
    2) Van de Velde, a. a. O., II. S. 101.
    3) Stuhr, die chinesische Reichsreligion, S. 10.



Die altperuanischen Gräber, d. h. die Gräber der alten ausgestorbenen Race der vorzugsweise die Gegend und den Titicacasee bewohnenden Amyaras, welche noch neuerlich von Bibra untersucht und in dem zweiten Theile seiner Reise in Südamerika, S. 229 ff., vgl. mit S. 288, beschrieben worden sind, sind alle ziemlich von kreisrunder Form und darin befanden sich die Skelette aufrecht, in sitzender Stellung, die Kniee an die Brust gezogen, die Hände an das Kinn gestützt, und die Arme fest an die Schenkel geschlossen. Das Gesicht war bei der Beerdigung nicht nach einer bestimmten Himmelsgegend gerichtet. Die meisten der Skelette waren mit einem Steinkranze umgeben, wie sich ein solcher auch bei den alten keltischen Gräbern findet. Den Todten pflegten verschiedene Gegenstände mitgegeben zu werden, wie z. B. kleine Kürbissehalen, Netze, Töpfergeschirr, Waffen oder Messer von Feuerstein, Harpunen von Knochen und andere Knochengeräthe. Bibra (S.242) spricht sich übrigens gleichfalls für die Abstammung der alten amerikanischen Culturvölker von den ältesten Völkern der alten Welt aus. Wie Bibra noch berichtet, hat v. Maienfisch, Conservator der fürstlichen Gallerie zu Sigmaringen neuerlich unweit Sigmaringen in alten Gräbern Skelette aufgefunden, deren Schädel fast unzweifelhaft mit den Schädeln der von Bibra in Südamerika entdeckten alten Skelette identisch sein sollen und die weder keltisch noch germanisch seien. Eines jener Skelette wurde in sitzender Stellung angetroffen, die andern aber lagen.

Ist einmal die Gestalt des Tempels eine symbolische, sei es die runde, oder die viereckige und namentlich die quadratische, pflegt dieselbe symbolische Gestalt auch den Altären, den Tempelgeräthen und Tempeleinrichtungen überhaupt ertheilt zu werden. 1)

Das Allerheiligste (sanctuarium) des salomonischen Tempels, worin Jehovah selbst wohnend, thronend und sich offenbarend gedacht und geglaubt wurde, war ein Cubus von 20 Ellen in der Höhe, Länge und Breite, wie ein solcher Cubus schon die Stiftshütte und darnach viel-




    1) Vgl. auch Schoemann, II. S. 172.



leicht auch später die arabische Kaaba gewesen ist. Baehr S. 241 leitet die cubische Gestalt der Kaaba und der ähnlichen Gebäude von den darin als göttliche Idole verehrten cubischen Steinen, Bätylien oder Allüot ab. Sainte-Croix, a. a. O., S. 65, nennt als die Symbole der gnossischen Mysterien: die Würfel (wohl cubische Symbole), den Ball, das Rad, die Kugel, den Spiegel und die geschorne Wolle, welche nach ihm bedeutet haben sollen, dass die Kureten auf Kreta zuerst die Verehrung des Zeus eingeführt haben. Von dem hier erscheinenden Ball des Zeuskindes will Böttiger, K. M. II. S. 10, den deutschen Reichsapfel ableiten. Der salomonische Tempel ist in seinem Höhe-, Längen- und Breitenverhältniss nur das verdoppelte Zelt, indem die beiden mit symbolischer Hinweisung auf den Dekalog oder die zehn Gebote, den mit Gott von dem Volke Israel abgeschlossenen Bundesvertrag, zu Grunde liegende Zehnzahl 1) bei dem festen Hause Salomos nur verdoppelt ist, - die zehn Ellen der Länge, der Breite und Höhe des Zeltes bei dem salomonischen Tempel auf zwanzig Ellen erhöht sind. 2) Das Allerheiligste des salomonischen Tempels, der dasselbe bildende Cubus ist also das Symbol der Welt und diese Welt die Wohnung und Offenbarung des Ewigen. Weil die Juden den Cubus als Symbol der Welt betrachteten, legt auch Johannes in seiner Vision 21, 16 dem neuen oder himmlischen Jerusalem die cubische Gestalt bei, indem er sagt: "Und die Stadt liegt viereckigt; und ihre Länge ist so gross als die Breite. Und er mass die Stadt mit dem Rohr auf zwölf tausend Mannsläufe; ihre Länge und ihre Breite sind gleich." Der Cubus ist aber nicht blos das Symbol der Welt und der Wohnung, des Hauses Gottes, sondern auch der Gottheit selbst, weshalb im alten Asien und in Griechenland vielfach auch kubische oder konische Steine, welche heilige oder göttliche Steine, und auch Bätylien von Bêlh' el = Haus, Hütte Gottes, des Starken, hiessen, angebetet und verehrt wurden, 3)




    1) Baehr, der salomonische Tempel, S. 99.
    2) Baehr, der salomonische Tempel, S. 95 ff.
    3) Baehr, a. a. O., S. 279; Schoemann, II. S. 159 ff.; Böttiger, K. M. II. S. 15 ff.



namentlich auch in der Kaaba zu Mekka sich ein solcher heiliger, in Silber gefasster schwarzer Stein, welcher vom Himmel gefallen sein sollte, befand, den zu küssen und zu berühren für die Gläubigen bei ihrem siebenmaligen Umlaufe um die Kaaba als die höchste Wohlthat gilt. 1) Dreissig Steine von viereckiger Form galten zu Pharae in Achaia als Symbole von ebenso vielen Göttern und wurden heilig verehrt. Die im Quadrate als dem Symbole der Welt oder gar in der Cubusgestalt erbauten heiligen Gebäude sind also symbolische Gebäude, wie ein solches symbolisches Gebäude auch das Labyrinth in Aegypten war, indem es durch seine zwölf grossen Säle oder vielmehr zwölf palastartigen Tempel, sechs über der Erde und sechs unter der Erde, 2) und zwölf Pforten u. s. w. auf die scheinbare Bahn der Sonne durch die zwölf Bilder oder Theile des Thierkreises hinwies, und wie das Heiligthum zu Chalambron 36 Säulen hat, hinweisend auf die 36 Decane, in welche der Himmel abgetheilt ist. 3) In Uebereinstimmung mit seinem Grundgedanken hatte auch das Labyrinth nach den 360 Graden der Sonnenbahn 360 Stufen, 180 über und 180 unter der Erde, und soll nach Herodot im Ganzen 3000 einzelne Zimmer enthalten haben, wovon wieder die Hälfte über und die Hälfte unter der Erde lag. Bei den Buddhisten bilden die Vihârâs im engern, spätern Sinne, d. h. die Tempel, worin der Cultus geübt wird, mit ihren Aussenwänden immer ein regelmässiges Viereck, häufig ein Quadrat, häufiger aber noch ein Oblongum und zwar so, dass die vier Seiten genau nach den vier Himmelsgegenden gerichtet sind. Das Innere hat die Form der Basilika: in der Mitte das Schiff, welches durch Säulenreihen von den Nebenhallen zu beiden Seiten getrennt wird. Im Hintergrunde desselben, dem Eingange gerade gegenüber, ist das Sanctuarium mit den Heiligenbildern und dem Altare, oft in nischenartiger Vertiefung. 4) - Seit den Zeiten des zum Buddhismus übergetretenen Königs




    1) Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 357.
    2) Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 113.
    3) Baehr, der salomonische Tempel, S. 285.
    4) Koeppen, die Religion des Buddha, S. 562.



Açôka (260 - 223 oder 263 - 227 vor Chr.) erhielt der eigentliche Sitz des indischen Reiches bis auf unsere Tage den Namen Vihâra (Behar). 1) Des Zusammenhangs wegen mag sogleich angereiht werden, dass gemäss den heiligen Schriften der Buddhisten nach den Stufen der Erkenntniss es vier geistliche Weihen gibt, nämlich Arhan, die oberste Weihe, bhikshu, welche nur von Almosen leben, k'ailaka, welche das buddhistische Gewand tragen, und endlich çrâvaka, die Hörer, wohl ursprünglich Novizen. 2) In den indischen Legenden wird oft auch des vierfachen Gefolges oder der vier Klassen von Verehrern des wahrhaft erschienenen Buddha gedacht; damit sind gemeint die Bhixu und Bhixuni, die Upâsakas und Upasïkas. In einer indischen, wahrscheinlich unter christlichen Einflüssen entstandenen Legende in dem Kârma-Purana wird berichtet, dass Çiva im Anfange des Kalijuga erschien, um die Brahmanen zu bekehren, sich im Himâlaja aufhielt, wo er das Joga-System vortrug und vier Schüler, Namens Çveta (weiss), Çvethâçva (Weisspferd), Cvetaçikha (Weisshaar) und Çvetalohita (Weissblut) hatte. 3) Diese vier Hauptschüler hatten wieder je sieben oder im Ganzen 28 Schüler, bildeten gleichsam vier gerechte und vollkommene Logen. Vier Cherubim gehen bei Ezechiel vor dem Herrn einher. Im Anschlusse an die Lehre von der Seelenwanderung, vermöge welcher die Schicksale jeder Existenz durch die Thaten einer frühern bedingt gelten, fasste Buddha seine Lehre in folgende vier Hauptsätze:

  1. Vergänglichkeit, Trennung und Schmerz sind nothwendig mit jeder Existenz verbunden.

  2. Die Entstehung jeder Existenz ist verursacht durch Leidenschaft in einer frühern Existenz.

  3. Die Unterdrückung der Leidenschaft ist somit das einzige Mittel, der ferneren Existenz und somit dem Schmerze zu entgehen.

  4. Die Hindernisse, die sich dieser Unterdrückung in den Weg stellen, müssen beseitigt werden. 4)




    1) Ersch u. Gruber, Encyklopädie, Sect. II. Bd. XVII. S. 71.
    2) Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 205 b.
    3) Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 1099 ff.
    4) Weber, indische Skizzen, S. 48 ff.



Abweichend von dem baktrisch- oder persisch-indischen, wohl den Chaldäern entlehnten Gebrauche, die Welt in sieben Theile (Keshvars, Dvîpa) in Uebereinstimmung mit den sieben Planeten und der siebentägigen Woche zu theilen, nehmen die Buddhisten, die nördlichen sowohl als die südlichen, nur vier Dvîpa an.

Der Cubus oder der Würfel ist ein von sechs gleichen Quadratflächen begränzter Körper, daher er zwölf Kanten und acht Ecken hat, von denen eine jede der andern gleich und weswegen er ein regulärer Körper ist und zwar der einzige, welcher von sechs Flächen begränzt wird. 2) Da in dem salomonischen Tempel auch die Zwölfzahl symbolisch gebraucht wird, besonders in den zwölf Schaubroden, in den zwölf Stieren des ehernen Meeres und in den zwölf Steinen des Brustschildes des Ilohepriesters, ja die zwölf Stämme Jakobs gewiss gleichfalls nur ein astralisches Symbol sind oder auf die zwölf Bilder, Zeichen des Thierkreises Bezug haben, könnte auch der Cubus mit seinen zwölf Kanten aus dem gleichen symbolischen Grunde zum Symbole der Wohnung Gottes, des Sonnengottes gewählt sein. Wie die gleichseitige Pyramide () oder die Pyramide, welche ein gleichseitiges Dreieck zur Grundfläche hat, als die Körper gewordene Dreizahl, als das verkörperte Dreieck und als der erste vollkommene und regelmässige Körper, gleichsam als der Urkörper erscheint, bildet der Cubus die Körper gewordene Vierzahl und die verkörperte, die wirklich oder real gewordene, Quadratfläche, die pythagoreische (von und ). Ueber die wirklich oder real gewordene Vier-, beziehungsweise Zehnzahl () der Pythagoräer sagt Sextus: "Tetraktys heisse die Zahl, welche die vier ersten Zahlen, nämlich 1, 2, 3 und 4, in sich enthaltend, die vollendetste Zahl, die Zehnzahl bildet. Wenn wir zu Zehn gekommen, betrachten wir sie wieder als zusammenfassende Einheit und fangen von vorn zu zählen an. Die Tetraktys, heisst




    1) Weber, a. a. O., S. 108, Anm. 2.
    2) Mit den sechs Flächen, acht Winkeln und zwölf Kanten des Cubtis brachte auch schon der Pythagoräer Philoiaos die harmonische Proportion: 12 - 8 : 8 - 6 = 12 : 6, - in Verbindung (Röth, a. a. O., II. S. 902).



es, hat die Quelle und die Wurzel der ewigen Natur in sich, weil sie der Logos des Universums des Geistigen und des Körperlichen ist." Die Vierzahl und der daraus hervorgegangeine Cubus, 1) die Tetraktys, als die Verkörperung der Vierzahl, sind die vollkommenste Zahl und der vollkommenste Körper, und daher ist auch zugleich der Cubus das Symbol der Weltharmonie und Weltordnung, des Kosmos, der Welt, und noch weiter der Festigkeit, Unwandelbarkeit und Unveränderlichkeit. Durch seine Natur und die ihm wesentlich angehörenden Eigenschaften wird der Cubus zum Symbole der Welt, nicht aber kann dazu jemals das längliche und in der Länge ganz unbestimmte, gewissermassen unregelmässige Viereck dienen. Der Cubus ist das eigentliche Gotteshaus, das festeste Haus, gleichsam das Haus schlechthin und im Gegensatze zu dem unsteten Nomadenleben nur ein Symbol der festen Niederlassung, gleich der Hestia, eigentlich Histia von , feststehen, 2) welche als das ewige Licht in allen Tempeln der Götter und auf allen Herden der Häuser ihren Wohnsitz hatte und unauslöschlich brennen sollte. Der Apis, der göttliche Stier des Osiris, musste auf der Stirn ein weisses Viereck tragen. 3) Der aus sich heraustretende, sich schaffende oder der thätige (agirende) Punkt bildet nach Pythagoras die Linie; die sich fortbewegende Linie die Fläche und die sich zum Körper gestaltende Fläche, die Quadratfläche, den Körper, den Cubus. Der Inhalt des Cubus ist die drei Mal mit sich selbst multiplicirte Vier, die drei Mal mit sich selbst multiplicirte Zahl der Theile einer Seite, und seine Berechnung führt zu den Quadrat- und Cubikzahlen, zu den Quadrat- und Cubikwurzeln. Die chaldäischen Priester, Mathematiker und Astronomen, denen auch die Erfindung des Thierkreises oder die Berechnung der Sonnenbahn mit ihrer Eintheilung angehört, 4) sind. die Ersten, welche die mathematischen Eigenschaften




    1) Vgl. auch in Lenning's Encyklopädie die Artikel Vier und Viereck.
    2) Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 303 ff.
    3) Rinck, I. S. 332.
    4) Dunker, Gesch. des Alterthums, I. S. 127.



des Cubus erkannten, erforschten und auch practisch anwandten, indem sie namentlich das ganze Münz-, Mass-Gewichtssystem darauf gründeten. Ein Cubus Regenwasser von mehr als 92 Pfund unseres Gewichts (822,000 Pariser Gramme) war das babylonische Talent, welches in 60 gleiche Theile, Minen, zerlegt wurde. Die Phönizier nahmen dieses Gewicht an wie die Hebräer, welche das babylonische Talent Kikar (Scheibe) nannten und jede Mine wieder in 50 Sekel theilten, so dass das Talent 3000 Sekel () hatte. Von den Phöniziern kam dieses System zu den hellenischen Städten in Kleinasien und auf die Inseln, von diesen in das Mutterland, wo zuerst um das Jahr 750 vor Chr. zu Argos und Aegina nach babylonischem Gewicht halbe Sekel, Drachmen ausgeprägt wurden, 6000 auf das Talent, welches dem babylonischen gleich war. Aber die euböischen Städte Chalkis und Eretria, welche in der ältern Zeit vorzugsweise mit den Kolonien in Asien in Verkehr standen, setzten das babylonische Talent um ein Sechstel des Gewichts herab (auf etwa 78 Pfund), und als Solon späterhin eine Umwandlung des Münzfusses in Athen vornahm, reducirte er das babylonische Talent auf drei Fünftheil seines Gewichts (56 Pfund). Das Gewicht des Talentes bestimmte auch die Längenmasse der Chaldäer. Die Quadratfläche jenes Wassercubus mass an jeder Seite eine babylonische Elle (234 Pariser Linien); zwei Dritttheile dieser Elle (156 P. L.) mass der babylonische Fuss. Dieser Elle bedienten sich auch die Perser. Die Aeginäer gaben dem griechischen Fuss nur 136 Linien, da sie neben dem Talent die Gewichtseinheit eines Cubus von 40 Minen oder 80 Pfunden aufstellten, dessen Grundlinie dadurch etwa um den achten Theil kürzer sein musste (204 P. L.) als die des babylonischen Cubus. Das äginäische Pfund, welches mit den griechischen Ansiedelungen nach Sizilien und Unteritalien kam, setzte Servius Tullius um ein Zehntel herab; wodurch auch das römische Längenmass um den 25sten Theil kürzer wurde als der griechische Fuss (131 P. L.) 1) Auch in dieser Richtung zeigt sich also das weltgeschichtliche




    1) Dunker, a. a. O., I. S. 126 und 127,



Wirken der Chaldäer und es begreift sich, wie bei Pythagoras und bei den Maurern der cubische Stein, der Cubus zu einem der wichtigsten Symbole werden konnte und musste. Sehr bedeutsam kommt dabei der Cubus in dem das thätige Menschenleben, - die Erfindungen, Künste und Wissenschaften der Menschen umfassenden Gesellengrade der Maurer vor und schliesst sich hier innigst an die Metalle, an die Kunst, die Metalle zu graben und zu bearbeiten, an. Die Mathematik könnte die Wissenschaft des Cubus, - der Münzen, des Masses und des Gewichtes genannt werden, und daher bezeichnet, in Verbindung mit dem Buchstaben G in dem fünfeckigen flammenden Sterne, der Cubus in dem Gesellengrade der Maurer die Geometrie und die Mathematik als die Hauptaufgabe der Bauleute, wie sie dieses auch wohl bei den Pythagoräern für deren zweiten Grad oder die Mathematiker thaten. Die Pythagoräer hatten zugleich den Cubus zum Symbole gewählt wegen seiner Beziehungen zu der ihnen überaus heiligen Vierzahl als des Symboles der von ihnen den Aegyptern entlehnten viereinigen Gottheit, des Urgeistes und der Urmaterie, des Urraumes und der Urzeit. Die Pythagoräer stellten ferner die Vierzahl, Tetras, als die vollendetere Dreizahl, Trias, dar, wegen der Uebereinstimmung der Vierzahl mit den vier Elementen, den physikalischen und chemischen, mit den vier Weltgegenden u. s. w. Die Vierzahl und das Viereck war ihnen mithin das Symbol der Natur, des Weltalls, Gottes und seiner Schöpfung, die Wurzel und die Quelle aller Dinge, - nach des Pythagoras eigenen Worten die heilige Vierfaltigkeit, die der ewig strömenden Schöpfung Wurzel enthält und Quell, 1) die göttliche Urzahl, die Urgottheit (Tetraktys). Bunsen, Gott in der Gesch., II. S. 294, äussert sich über die pythagoreische Grundzahl dahin: "Als pythagoreischer Spruch stand in Delphi der Buchstabe E, welcher so früh die Alten selbst beschäftigt hat, wie Plutarchs eigene Schrift beweist, und zwar Allen in die Augen fallend, neben dem: "Erkenne dich selbst" und "Nichts zu sehr." Jener




    1) Röth, a. a. O., II. S. 873.



Buchstabe nun kann unmöglich eine Anspielung auf den Fünfkampf oder die fünfjährige Periode sein: nichts wäre sinnloser, und wir haben hier doch nicht mit Wandkritzeleien unserer Kapellen zu thun, sondern mit eingegrabenen, also genehmigten, des Heiligthums würdigen, Sprüchen. Es dürfte aber nichts so nahe liegen, als hier ein pythagoreisches Zahlenräthsel zu sehen: und dann doch wohl von Pythagoras selbst. Der Buchstabe, welchen wir Epsilon (dünnes E) nennen, der fünfte des Alphabets, hiess bei den Griechen ursprünglich Ei wie Ph, Ch, Phei, Chei genannt wurden; daher der Name jenes Zeichens: "Das Ei in Delphi." Dieser also bedeutet das Fünffache der Einheit: nun ist die Zehn, die Dekas, die vollkommene Zahl, bereits enthalten in der Vierzahl (nämlich als Summe von 1 + 2 + 3 + 4 = 10) und deshalb ist den Pythagoräern, nach ihren Aussprüchen, die Vierzahl hochheilig. Daneben aber steht fest, dass die Einheit, das Ungetheilte, Ewige, allen anderen Zahlen gegenüber gestellt ist. Verbinden wir Beides, so ist 4 + 1 Gott und das All, und Fünf das Zeichen des Ganzen: Gott-Weltall. Mit andern Worten, wir haben hier den Ursprung des pythagoreischen Pentagramms, in seiner ältesten Form, die so einfach und anschaulich ist, dass die spätern griechischen Gelehrten sie nicht erkannten, während das bekannte Pentagramm (die drei verschlungenen Dreiecke, der Drudenfuss) schon von Lucian als uraltes pythagoreisches Symbol der Gesundheit angegeben und erklärt wird." Man wird die Erfindung dieses keineswegs pythagoreischen Räthsels gerne Bunsen überlassen. - Rinck, Religion der Hellenen, II. S. 490, erklärt E für , du bist.

Die pythagoreischen Beziehungen des eubischen Steines zu der Vierzahl klingen auch noch in dem maurerischen Gesellengrade nach und diese Nachklänge sind die gewichtigsten Zeugnisse für das hohe Alter der Maurerei, z. B. in den Fragen und Antworten:

Fr. Was bedeuten die vier obersten Ecken an dem kubischen Stein?
A. Die Allgemeinheit des Ordens und die vier Welttheile, in welchen sie verbreitet ist.





Fr. Was bedeuten die vier untern Winkel?
A. Die vier Tugenden, welche den Grundstein unseres Ordens ausmachen.

Die in der letzten Antwort berührten vier Haupttugenden nennt schon Plato in seiner Republik als die Weisheit, Stärke, Mässigung und Gerechtigkeit und sie heissen auch die Quadratur der Tugenden. Bei den Brahmanen sind die vier Haupttugenden Sanftmuth, Duldung, Selbstbeherrschung und dann Freigebigkeit und opfermässige Grossherzigkeit, 1) und sie sind bei ihnen zu vier Gottheiten personificirt worden. In der verschiedenen Bezeichnung der vier Haupttugenden bei den Griechen und Indern spricht sich zugleich die tiefe Verschiedenheit des Denkens, Seins, Lebens und Strebens der beiden grossen Völker aus. Der Grieche liebt die Wissenschaften (und Künste), den Krieg und die durch das rechte Mass geordnete und geschützte Freiheit; der Inder duldet das Joch der eigenen und fremden Unterdrücker, scheuet jedes Blutvergiessen, gibt Almosen und büsset bis zur Selbstvernichtung. Die Quadratur der Tugenden findet sich in dem Systeme der rectificirten schottischen Maurerei als Gerechtigkeit, Mässigkeit, Klugkeit und Stärke (Löwenmuth in einem höheren Grade), justitia, temperantia, prudentia et fortitudo; die Tugenden der drei Johannisgrade sind Gerechtigkeit, Mässigkeit und Klugkeit, und diese Trias der Tugenden vollendet sich in dem folgenden Grade durch die Stärke zur Tetras, zur Quadratur. Hiemit steht es in Uebereinstimmung, dass in den höhern, vollendenden maurerischen Graden überhaupt an die Stelle des symbolischen Dreiecks das Quadrat oder Viereck und an die Stelle der Dreizahl die Vierzahl tritt, z. B. beim Hammerschlag, beim Händeschlag, beim Niedersetzen des Glases u. s. f. Diese Quadratur ist zugleich auch die Vollendung und nur eine andere Wendung der drei Pfeiler, welche die Loge stützen und tragen. An die Quadratur der Tugenden schliessen sich die vier höchsten Wahrheiten der Buddhisten an, nämlich dass alles Daseiende den Schmerzen der Geburt, des Todes und anderen unterworfen sei, dass daher die Sehnsucht




    1) Müller, Glauben der alten Hindu's, S. 424.



entstehe, welche mit Freude und der Leidenschaft verbunbunden ist, sie durch dieses oder jenes Mittel zu befriedigen, dass die Befreiung von den stets neu gebornen Schmerzen nur durch die vollständige Unterdrückung und Vernichtung der Sehnsucht bewirkt werden könne, dass das Mittel, welches zu dieser Vernichtung führe, aus acht Theilen bestehe: aus der rechten Ansicht, dem Willen, der Anstrengung, der Thätigkeit, dem Leben, der Sprache, dem Gedanken und der wahren Meditation. 1) Die vier höchsten Güter oder platonischen Ideen der Chinesen sind das Gute, Schöne, Nützliche und Wahre, wie dieselben das J-King als die Vorbilder der menschlichen Tugend nennt. - Auf mittelalterlichen Bildern werden die vier Haupttugenden häufig mit den vier Paradiesesströmen 2) zusammengestellt, wodurch symbolisch angedeutet wird, dass sie die ganze Menschheit in allen vier Weltgegenden schmücken und zieren sollen. Es ist die Allgemeinheit der Freimaurerei und der menschlichen Tugenden. Ebenso wird in den Katakomben zu Rom der strahlende Christus dargestellt, auf einem Berge stehend, aus welchem nach den Weltgegenden vier Flüsse strömen, welche vier Flüsse auch auf die vier Paradiesesströme bezogen werden und diese zugleich bedeuten. Ja die vier Evangelisten und die vier Evangelien, - die vier Gekrönten der katholischen Kirche, 3) nämlich die Märtyrer Severus, Severianus, Carpophorus und Victorinus, die quatuor coronati palma martyrum, - die vier Frauen und die vier Lehrer, Gregorius, Augusti-




    1) Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 491.
    2) Vgl. darüber auch Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 58.
    3) Auch in der Halliwell'schen Urkunde aus dem 14ten oder 15ten Jahrhundert werden die vier Gekrönten als die Schutzheiligen der englischen Steinmetzen genannt. In der Latomia, Bd. XIX. S. 39 Anm., werden als die von der Baugesellschaft zu Antwerpen verehrten vier Gekrönten angegeben: Claudius, Nycostratus, Simphorianus und Castorius. Vgl. auch: Wattenbach, passio Sanctorum quatuor coronatorum aus einer Handschrift der herzoglichen Bibliothek in Coburg, Wien 1853. Darin wird herausgehoben, dass die vier christlichen Bildhauer zwar alle möglichen Bildwerke von Sieges- und Liebesgöttern verfertigen, aber lieber dem Martyrium sich unterwerfen, als eine Statue des Asclepios, des heidnischen Herrn und Heilandes () unter ihren Meissel nehmen wollten.



nus, Hieronymus und Ambrosius - die vier Begleiter oder Genien des Osiris, - die vier Horen als Begleiter des Zeus, der Hera, der Aphrodite und des Apollo, 1) - die vier Gehülfen oder Epimeleten des Archonten-Königs 2) und die vier obersten Priester, der Hierophant, Daduchos, Epibomios und Hieroceryx (Herold) zu Eleusis, 3) - die vier erblichen Hausämter des Marschalks, des Truchsessen, des Kämmerers und des Schenken des Mittelalters, 4) - die vier indischen Vêdas, - die vier ersten Jünger Mahommeds, - die Viergespanne der Licht- und Sonnengötter, - die viergestaltigen Symbolthiere, - die vier Häupter, vier Augen, vier Arme und vier Flügel der Götter u. s. w. bezeichnen alle nur denselben Gedanken der vier Weltgegenden, in welche das göttliche Licht, die göttliche Macht und Wahrheit ausströmen und sich verbreiten sollen. Die vier Flügel können dabei zugleich noch näher gedeutet werden auf die Allgegenwart und Allschnelligkeit, die vier Gesichter auf das Allsehen und Allwissen, die vier Arme auf die Allmacht, die vier Evangelien und die vier Veden auf die Allweisheit, die vier Jünger und Schüler auf das allgemeine Lehramt Gottes u. s. w. Die vier prototypysirenden Strahlen, welche auf indischen Oumbildern, z. B. bei Müller, a. a. O., Taf. IV. Fig. 16, dem Munde der Gottheit entstrahlen, deutet Müller S. 575 auf die vierfachen Gestaltungsarten der Zeit, der Elemente, des Gefühls und des Verstandes. Dieser vierfache Urlebenshauch ist zugleich geflügelt. Die vier Hände des Brahmbildes umfassen die Urbilder des elementarischen Alls, Wasser und Feuer, Luft und Erde mit Höhe und Tiefe. Vierhändig




    1) Preller, griech. Mythol., I. S. 274.
    2) Auch Euclides war dieses nach Sainte-Croix S. 167.
    3) Sainte-Croix, a. a. O., S. 131 und 132. Sophokles hatte zwei Mal das Amt eines Daduchen bekleidet (Sainte-Croix S. 38). Themistokles war ebenfalls Daduch gewesen. Die vier genannten obersten Priester trugen als Priester der unterweltlichen Götter einen Schlüssel auf den Schultern (Sainte-Croix S. 141). Auch die Ceres selbst wurde mit einem Schlüssel auf der Schulter dargestellt (Sainte-Croix S. 148) oder vielmehr trugen ihre Priesterinnen solche Schlüssel.
    4) Heusler, Verfassungsgesch. der Stadt Basel, Basel 1860, S. 76 ff.



werden auch, sich mit einander vermählend, auf Oumbildern das weibliche Urwasser und das männliche oder zeugende Urfeuer dargestellt. 1) In einer vierfachen Strahlenkrone schwebt auch der bewegende Urgeist (Narajena) über dem Urgewässer. 2) Auf das von der dreigeschwänzten, die vier Wedas im Maule habenden Weltkuh getragene und von der Ewigkeitsschlange umschlungene Weltviereck strömt das dreigetheilie Urschöpfungswort nieder und in dem Weltvierecke erhebt sich wieder das gleichseitige Feuerdreieck mit dem Fünfecke (Müller, Taf. II. Fig. 17). Selbst die himmlischen Apsaras oder Tänzer werden vierbändig gedacht. 3) Der vierhändige Agni steht mit drei Beinen auf einem feuerumloderten Dreifusse. 4)

Nach der maurerischen Sprache drückt diese Vierzahl die Allgemeinheit des Lichtes und der Wahrheit, des Gottglaubens und der göttlichen Liebe, - das Allumfassende der Gottheit und der Menschheit, - nach Schiller das Umschlingen der Millionen aus. Die vier Seiten der orientirten christlichen Kirchen und heidnischen Tempel können nunmehr den vier Evangelien und vier Veden u. s. f. ganz gleichgestellt werden; von allen Seiten strömen die Gläubigen zur Verehrung und Anbetung Gottes nach der Kirche und zu dem Tempel zusammen und tragen wieder von hier nach allen Seiten den Geist und das Wort, den Glauben und den Segen Gottes. Wie die Ströme die dürstenden Länder und Fluren, von den Bergen herabströmend, erhalten, ernähren und erquicken: so nähret, erhält und segnet das dem Himmel entstammende göttliche Licht und Wort, die Gnade und die Liebe Gottes die Menschheit, die Menschen und die Völker. In der germanischen Weltkuh Audhumbla (nasser Reichthum) ist dieser Gedanke besonders schön und einfach ausgesprochen, indem aus ihrem Euter vier Milchströme (Licht- und Lebensströme) fliessen sollen, wovon sich der Riese Ymir (die Urmenschheit) nährt. 5) Diese germanische Weltkuh ist




    1) Müller, Taf. II. Fig. 17.
    2) Müller, Taf. II. Fig. 14.
    3) Müller, Taf. II. Fig. 124.
    4) Müller, Taf. II. Fig. 140
    5) Simrock, Mythol., S. 16; Menzel, Odin, S. 9.



zugleich die asiatische Kuh (die Aphrodite, die Erde), welche liebend ein Kalb säugt, und die in so vielen Gestalten und bei so vielen Völkern erscheinende Mutter (Maria, Lakschmi, Isis, Demeter u. s. w.) mit dem säugenden Kinde, - die Urmutter Erde, besonders die ägyptische Mouth, kopt. Mautho, und die eleusinische Demeter und Persephone mammosa nach Lucretius. 1) Daher ist auch die säugende und nährende Kuh das älteste Symbol der mütterlichen Erd- und Mondgöttin, wie umgekehrt der Stier des zeugenden Hinnnels- und Sonnengottes, welcher Kuh und welchem Stiere unter den Vögeln die Taube und der Adler verwandt sind. Bei den Mysterienprocessionen des Isis wurde auch von einem Priester ein wie eine Brust gestaltetes Gefäss getragen, aus welchem Milch floss. 2) In der mehr ethischen christlichen Symbolik wird der Hirsch schon frühe als das Symbol der christlichen Sehnsucht gebraucht mit Beziehung auf die Worte des Psalms: "Wie der Hirsch ruft nach frischem Wasser, so schreit meine Seele zu dir." - Um die Erhabenheit, grössere Wahrheit und Reinheit der Lehre und des Lichtes, welches mit Christus in die Welt gekommen, im Gegensatze zu den alten heidnischen Göttern und Religionen symbolisch anzudeuten, wird gesagt, dass der neu erschienene Christus das Wasser in Wein verwandelt habe. Deshalb wird nach deutschen Volkssagen zur Zeit der Wintersonnenwende, nordisch jul (das Rad), um Mitternacht in der Geburtsstunde der neuen Sonne und des Christkindleins alles Wasser in Wein verwandelt. "In der Nacht der Weihen" ruft ein Knabe der Sage, "wird alles Wasser Wein." 3) Ein neues und anderes, ein höheres Leben beginnt, wenn Christus, die neue Sonne, geboren wird, den Tod. überwindet und stirbt. Ueberhaupt ist die alte heidnische heilige Julzeit mit allen




    1) Sainte-Croix, S. 124.
    2) Sainte-Croix, a. a. O., S. 315. Den Spiegeln, welche bei diesen Processionen gleichfalls von Einigen herumgetragen wurden, legt Sainte-Croix unrichtig die Bestimmung bei, dass die Göttin darin Diejenigen habe sollen sehen können, welche ihr nachfolgten. Nach Sainte-Croix, S. 319, soll der in die Mysterien der Isis Eingeweihte 12 Kleidungsstücke getragen haben.
    3) Menzel, Odin S. 44; Rochholz, Schweizersagen, I. S. 337.



sich daran anschliessenden Gebräuchen und namentlich die Zwölfte, die deutschen Nächte von Weihnachten bis Epiphanias, in welchen die alten Götter, besonders Odhin und Holda, Frouwa, Freyja, Bertha, ihren Umzug auf der Erde halten, in christlichem Sinne umzugestalten versucht worden. 1) In der Zwölften wird der Kalender für das folgende Jahr gemacht, d. h. die zwölf Nächte gelten für dasselbe als vorbedeutend, - wie das Weiter in den zwölf Tagen ist, wird es in den folgenden zwölf Monaten sein; auch was man in ihnen träumt, trifft ein. 2) Hieran schliessen sich die vedischen Ribhus, ursprünglieb Arbhus, woher auch der griechische Orpheus seinen Namen tragen soll, d. i. die Kunstfertigen, die Künstler, welche um die Zeit der Sonnenwende, wenn finstere Schatten das Licht der kurzen Tage trüben, zwölf Tage im Hause des dennoch nicht zu verbergenden Sonnengottes schlafen; darauf erwachen sie und "schaffen herrliche Fluren; die Ströme führen sie herbei; auf dem Lande erstehen die Kräuter und in den Tiefen die Gewässer." 3) Die Ribhus und der Götterkünstler, Tvashtar, d. i. die Frühlingsgewitter, haben namentlich dem Indra den leuchtenden Donnerkeil geschaffen. - Der Primas des schottischen Tempelherrnordens hat ebenfalls vier Generalcoadjutoren. 4) ln Kleinasien hatten die Kelten ein Vierfürstenthum gegründet; 5) sie haben daher Tetrarchen, und zwar waren deren zwölf, wohl drei in jeder Tetrarchie, mit einer Volksversammlung von 300 (nach Strabo) im .

Auch auf der Hochzeit zu Kana wird das Wasser durch Christus symbolisch in Wein verwandelt, und nach den Darstellungen auf goldemaillirten Gläsern in den römischen Katakomben trinkt diesen christlichen Wein die




    1) Ueber den Christ- oder Tannenbaum vgl. noch Schade im weimarischen Jahrbuch, II. S. 133 Anm., so wie die ganze Abhandlung von Schade: "Klopfan, ein Beitrag zur Geschichte der Neujahrsfeier," a. a. O. S. 75 ff., nachzusehen ist.
    2) Mannhardt, die Götterwelt, I. S. 140; Schwarz, a. a. O., S. 17 Anm. 2; Wolf, Zeitschr. I. S. 238, 243 und 402, 240 Nr. 11 u. 12.
    3) Mannhardt, a. a. O., I. s. 50.
    4) Latomia, Bd. XIX. S. 23.
    5) Diefenbach, Origines Europaeae, S. 142 und S.322 No. 140.



Christenheit aus sieben Steinkrügen, wobei zugleich die Gefässe mit dem Trank das Symbol der Trinkenden, der sieben Schafe zu den Füssen des göttlichen Hirten selbst sind. 1) Den sieben Steinkrügen und sieben Schafen stehen in den Malereien der römischen Katakomben auch die sieben Männer gleich, welche nach der Erzählung des Johannes, Offenb. Kap. 21, an einem Tische sitzen und Brod und Fisch geniessen. 2) Der Wein, das Brod und der Fisch, welche die Christenheit, die sieben christlichen Männer und Kirchen, die Christen in den sieben Theilen der Erde geniessen und womit dieselben von Christus wunderbar gespeist werden, sind alle nur Symbole der neuen erhebenden, heilenden und erlösenden Lehre Christi, - des neuen Meisterwortes, welches nach dem Tode und bei der Wiederauferstehung des Hiram die Maurer suchen und finden. Auch die Verwandlung des Brodes und des Weines des katholischen Priesters in den Leib und das Blut des Herrn gehört wenigstens ursprünglich dieser Symbolik an, war ein blosses Symbol, bis auch hier das Symbol vergessen und für die Sache selbst genommen, wörtlich verstanden wurde, wie die Aegypter die symbolischen Thiere zuletzt als die Götter selbst verehrten und anbeteten, aus dem Gottesdienste in den Thierdienst herabsanken. Die erste Zahl, welche in der christlichen Kirche in der ersten christlichen Gemeinde zu Jerusalem wirklich erscheint, war übrigens die Siebenzahl; denn, als nach der Apostelgeschichte 6, 1 ff. die Apostel wegen entstandener Unzufriedenheit sich nicht mehr mit der Verwaltung der ökonomischen Angelegenheiten der Gemeinde befassen wollten, schlugen sie der Gemeinde vor, dazu sieben Männer von gutem Zeugnisse, voll heiligen Geistes und Weisheit zu erwählen.

Wie das göttliche Wort nach allen vier Weltgegen den durch die vier Evangelisten getragen und gebracht wird, so tragen auch nach der Sage die vier Winde der Neugebornen Sprüche nach allen Gegenden. Auch gehört hierher, dass die Bauern in die vier Ecken ihrer




    1) Vgl. auch Northcote, die römischen Katakomben, S. 77.
    2) Northcote, S. 71 ff.



Aecker, um dieselben vor Schaden zu bewahren, vier Kreuze pflügen. 1) Auf asiatischen, besonders auf syrischen und kleinasiatischen, und auf griechischen Münzen erscheinen die zeugenden Göttinnen öfters sitzend in einem von vier Säulen getragenen Tempel, welche vier Säulen Lajard, recherches sur le culte du cyprès pyramidal, S. 228, auf die vier Elemente, welche die Schöpfung tragen, beziehen will; sie können jedoch besser auf die vier Weltgegenden und Winde, auf die vier germanischen schmiedenden Zwerge gedeutet werden. Die zeugenden Göttinnen weben sich selber ihr Gewand, verfertigen sich selbst ihren Gürtel und Halssehmuck und tragen als die vier Säulen ihren eigenen Bau und Tempel. So trägt auch der deutsche Odhin, gleich dem ägyptischen Osiris, den Beinamen Wafudr, Weber. Auch sind diesem Vorstellungskreise entsprungen die vier hohen Säulen, welche bei den Phöniciern die Welt stützen und halten, - die vier Riesenelephanten, welche bei den Indern die Welt tragen, - die vier Säulen, auf denen der Baldachin des indischen Sonnengottes Surya oder Surja ruhen und die vier Arme dieses Gottes selbst, - die vier Häupter der grossen Weltschlange Ananda, der Endlosen, des gewöhnlichen Ruhekissens Wischnu's, - die vier Rüssel des den vierarmigen Wolken- und Donnergott Indra tragenden weissen Elephanten Iravat, die vier Pfauen des Indra, - die vier Söhne des Çiva, die vier Riesenbäume, welche auf den vier Gipfeln des mythischen Berges Meru stehen, und die vier Ströme, welche von diesen vier Gipfeln herabströmen, - die vier Hände der Riesen Asprîân und Schrûtan im Liede vom Rosengarten, - die vier Ellenbogen des Heime in der altschwedischen Vilkina-saga, - die vier Läufer in den Wettläufen des olympischen Zeus zu Olympia, - die vier Säulen, mit denen nach Pindar Delos, die schwimmende Geburtsinsel des Apollo, im Grunde des Meeres befestigt wird, - die vier Widderköpfe des ägyptischen Sonnengottes Neph, Kneph oder Chnubis, - die vier Gesichter (nach einer Angabe des




    1) Grimm, Mythologie, S. 1057; Schwartz, Urspr. der Mythologie, S. 219 Anm. 2. Vergl. auch Stöber, elsässische Sagen, S. 290.



Eustathius) des babylonisch-phönicischen Baal, die vier Widderhörner an den vier Ecken des Räucheraltars in dem Heiligen des salomonischen Tempels, - die vier Tauben der assyrischen Mylitta, 1) - die vier goldenen Wendehälse oder Jynxbilder, welche nach Philostrat, vita Apollonii I, 25, zu Babylon in dem richterlichen Gemache des Königs von der Decke herabhingen, um ihn an die Adrastea zu erinnern und vor Hoffahrt zu warnen, welche die Magier nannten, - die vier Hündinnen an dem Wagen der deutschen Wolkengöttin Holda, 2) - die vier Stierhörner der mythischen Löwen und Stiere, so wie der Götter selbst zu Niniveh, 3) - die vier goldenen, mit Edelsteinen besetzten Säulen, welche zufolge Athenäus (XII, cap. 8) den goldenen Thron des Perserkönigs umstanden, - die vier Pfauenschweife an den vier Ecken des Thronsessels des heutigen Kirgisen-Sultans Batyr zum Zeichen, dass, er ein Abkömmling von Timurlenk sei, 4) - die vier Blätter eines jeden Ringes oder Kranzes der dreifachen päpstlichen Krone, - die vier goldenen Bögen der Churhüte, - die vier Felder der Wappenschilder, - die vier Stäbe, welche über dem Haupte eines zum Tode Verurtheilten gebrochen und nach allen vier Weligegenden geschleudert wurden, - die vier Bänke des Gerichtes, - die vier grossen Wege, welche das alte England durchschnitten 5) u. s. w. Bei den Aegyptern sind vier Genien des Osiris, Kebh-senuf mit dem Falkenkopfe dem Osten, Siu-mutef mit dem Schakalkopfe dem Westen, Hapi mit dem Affenkopfe dem Norden und Amset mit dem Menschenkopfe dem Süden vorgesetzt, sie sind also die vier Vorsteher der vier Weltgegenden, und stehen auch im Todtenreiche vor dem Throne des Osiris. Die vier dickbäuchigen Krüge, in denen die Eingeweide des einbalsamirten Leichnams um oder unter die Bahre gestellt wurden, tragen die Köpfe dieser Geister. Der Krug




    1) Lajard, recherches, S. 59.
    2) Mannhard, die Götterwelt, I. S. 124.
    3) Dunker, a. a. O., I. S. 298, vgl. mit S. 295.
    4) Ausland für 1860, S. 994
    5) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 211.



des Kebh-senuf birgt Gallenblase und Leber, der des Siumutef Lunge und Herz, der des Hapi die kleinen Eingeweide und der des Amset den Magen und die grossen Eingeweide 1) u. s. w. - Im Rig-Veda I. 31, 13 wird Agni genannt Sâyana d. i. vieräugig.

Der cubische Stein als das Symbol der Welt ist zugleich das Symbol des ewigen Gesetzes, der ewigen Ordnung und Harmonie, worin und wodurch die Welt besteht, erhalten und regiert wird. Die wirklichen und symbolischen Bauleute konnten kein tiefsinnigeres und bedeutsameres Symbol erwählen, um anzudeuten, dass ein jeder Bau und vor allem der grosse Bau der Menschheit nur gelingen könne, wenn er nach dem Gesetze, nach der Ordnung und Schönheit gestaltet und geleitet werde. Deshalb war auch die Vierzahl, das Viereck, der Kosmos den Pythagoräern das Symbol der ewigen Gerechtigkeit (), denn das Gesetz muss in der physischen wie in der geistigen Welt, im Himmel und auf Erden gleichmässig walten; das Gesetz, welches der göttliche Geist selbst ist, ist der Schlüsselhalter des Alls, 2) die alles Verschiedene und Einzelne verbindende Einheit, die absolute Monas, nach Plato im Timãos. Die Vierzahl sollen die Pythagoräer die Gerechtigkeit genannt haben, namentlich Telauges, der Sohn des Pythagoras, weil sie die erste zwei Mal gleiche Zahl (zwei Mal zwei) sei, das Wesen der Gerechtigkeit aber in der Gleichheit und gleichmässigen Wiedervergeltung liege. 3) Ebenso nannte Telanges die Achtzahl als den ersten Kubus (2 x 2 x 2) die Unerschütterliche und auch Poseidon, denn Poseidon heisst auch der Unerschütterliche. 4) Es darf der cubische Stein das Symbol der Symbole der Maurer genannt werden. Das Winkelmass welches im Gesellengrade auf dem cubischen Steine liegt, deutet nicht blos an, dass mit seiner Hülfe der rohe Stein (der Mensch, der Lehrling) zum cubischen Steine, zum brauchbaren Bausteine sich formen




    1) Knötel, Cheops, S. 121.
    2) Röth, a. a. O., II. S. 872 und 873.
    3) Röth, a. a. O., II. S. 889.
    4) Röth, a. a. O., II. S. 890.



und gestalten solle, sondern noch weit mehr, dass der ewige Richter einem Jeden nach seinen Thaten den Lohn und die Strafe zumessen, die rechten Bausteine auswählen und die schlechten verwerfen werde. Als das Symbol des ewigen Richters und Messers, des höchsten Baumeisters trägt daher bei den Maurern der Meister vom Stuhl zum Zeichen seines Amtes das Winkelmass, wie auch z. B. auf den Münzen der Smyrnäer die Nemesis als ihr Attribut ein Richtscheit hält, - ja, ohne jedes Attribut, durch einen sprechenden Geist als die Göttin des Masses in der Kunst sich zu erkennen gibt, indem sie mit der linken Hand ihr Gewand gegen die Brust heraufhebt und dadurch mit ihrem Arme das Mass abbildet, welches die Griechen Elle nannten. Daher sagt auch ein Dichter von der Nemesis:

"Und missest stets am Mass der Sterblichen Leben ab."

Wollten die Maurer diese Symbolik fortsetzen, dann könnte die Nemesis durch das Halszeichen andeuten, dass ein ewiger Richter walte, welcher das Gute belohnt und bestraft, die Thaten Aller einst abmessen wird. Diese richtende symbolische Bedeutung des cubischen Steines hat sich bei den Maurern nur noch schwach erhalten, obwohl er die Dauerhaftigkeit der Maurerarbeiten nach den Grundsätzen und Pflichten, die der Bund vorschreibt, bedeuten soll. Das Sinnbild der Gesellenloge ist ein cubischer Stein, auf welchem das Winkelmass mit den Worten liegt: "Dirigit obliqua," und dieses Sinnbild soll den Zweck und die Vollkommenheit der Arbeiten des Bundes, d. h. das göttliche Gesetz und die göttliche Gerechtigkeit, bezeichnen.

Frisch Gesellen! seid zur Hand.
Von der Stirne heiss
Rinnen muss der Schweiss,
Soll das Werk den Meister loben?
Doch der Segen kommt von oben.

Salomo im Prediger, Kap. 12 sagt: "Gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Kraft, ehe denn die bösen Tage kommen, und sich nahen die Jahre, von denen du sagen wirst: sie gefallen mir nicht.- - Denn es wandert der Mensch in sein ewiges Haus und es gehen umher auf





den Strassen die Klageweiber." Lenau lässt seinen Savonarola zu dem Medicäer Lorenzo sprechen:

Versäume nicht die kurze Stunde,
So lang du weilst im Erdenthal,
Lass dringen dir zum Herzensgrunde
Der Gnade milden Sonnenstrahl.

Das Halszeichen, womit die sich begegnenden Maurer sich begrüssen, sei ihnen also ein Memento mori, wie mit dem Zurufe: "Memento mori!" sich einstens die Klostermönche begrüssten, wenn sie in der Einsamkeit zusammentrafen, um sich an die Hinfälligkeit des Lebens und aller menschlichen Dinge zu erinnern.

Auch die Kaaba der Araber in der Moschee zu Mekka, dieses uralte, dem Einen Gotte geweihte Volksheiligthum, ist nur ein cubischer Stein, der Cubus. Kaaba, zusammenhängend mit dem hebräischen Worte Kaba und dem griechischen Kybe, Kybos = Cubus, woher zugleich die in einem viereckigen Steine zu Pessinus verehrte mütterliche Urgöttin Kybele Vorderasiens den Namen trägt, bezeichnet die viereckige Gestalt des (nach der Tradition) von Abraham zu Mekka aufgerichteten gemeinschaftlichen Tempels, oder doch die viereckige Gestalt seines Grundsteins, wobei die metaphorische Bedeutung des in die Höhe Gerichteten, also des Hohen, Erhabenen, Würdevollen, nicht ausgeschlossen ist. 1) Die Kaaba, das Haus Gottes, brachten nach der Legende des Islams die Engel schon bei der Erschaffung der Welt vom Himmel, als ein Abbild des himmlischen Tabernakels, welches umkreisend die Schaaren der Engel dem Herrn der Herrn lobsingen; bei der Sintfluth ward sie in den Himmel zurückgenommen und Abraham baute an derselben Stelle das würfelförmige Haus Gottes, welches schon vor dem Islam der Sammelplatz der Andacht und des Handels Arabiens, seitdem der Mittelpunkt der den Gläubigen vorgeschriebenen Wallfahrt ist, deren Hauptpflicht in dem siebenmaligen Umgange um die Kaaba besteht. Vor dem Islam bauten die Araber kein viereckiges Haus aus Ehrfurcht vor der Kaaba; ihr heiligster Schwur




    1) Berlepsch, Chronik der Maurer und Steinmetzen, S. 83.



war: "Bei der Kaaba!" oder "Bei dem Herrn der Kaaba." 1)

Es wäre nicht unmöglich, dass auch die maurerische Tapis, der sogenannte salomonische Tempel, d. h. das Symbol oder die Hieroglyphe der Loge, ursprünglich ein Quadrat gewesen sei und besondern Bezug guf Hiram als Sonnen-und Jahresgott gehabt, - das Sonnenhaus und die Sonnenbahn symbolisirt habe. Die drei geöffneten oder lichten, leuchtenden Thore oder Fenster des Quadrats gegen Morgen, Mittag und Abend, und das geschlossene, dunkle, nicht leuchtende Thor oder Fenster des Quadrates gegen Mitternacht, welche jedenfalls zu dem wirklichen salomonischen Tempel, der einen einzigen östlichen oder nach Baehr vordern Eingang hatte, nicht entfernt passen, bezeichnen die vier Theile der Sonnenbahn und des Jahres, die drei Theile des Lebens und des Lichtes, oder den Frühling, Sommer und Herbst, - die neun Lebensmonate und neun getreuen Gesellen des Hiram, und den Theil des Todes und der Dunkelheit, den Winter, die drei Grabestage oder Monate und die drei ungetreuen Gesellen, welche den Hiram erschlagen, ihm aber das Meisterwort, die nie ersterbende und sich stets wieder erhebende innere Kraft, nicht rauben können. Der Sonnen- und Jahresgott Hiram stirbt in der Tag- und Nachtgleiche des Herbstes, indem er dem nahenden Winter erliegt, um sich zur Zeit der Wintersonnenwende als neue und unbesiegbare Sonne, Sol novus et invictus wieder aus dem Grabe zu erheben. 2) Nach Polak, a. a. O., S. 118, um der Sonderbarkeit wegen dieses anzuführen, deuten die drei lichten Fenster offenbar auf historisches Licht, auf geschichtlichen Unterricht (des Lehrlings), denn wie viele Jahrtausende besassen wir nicht bereits die Annalen historischer Begebenheiten von Osten, Süden und Westen, bevor Jornandes uns die Geschichte des eisigen Nordens aufgezeichnet hatte! Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 366 ff.,




    1) Zeitschrift der deutschen morgenl. Gesellschaft, Bd. V. S. 179.
    2) Vergl. auch Polak, die Tapis, S. 59 und die vorausgehende Begründung der daselbst von dem Tempel Schelomo gegebenen Begriffsbestimmung.



erblickt in den drei lichten Fenstern des Logenvierecks, der Tapis, womit nach ihm die drei grossen oder kleinen Lichter (jene nach dem neu-englischen, aber hierin uralten Systeme, diese nach dem christianisirten Systeme der York-Maurer) und die drei ersten Vorsteher der Maurer zusammenhängen, die drei Fenster der alten Bauhütten im Osten, Süden und Westen, bei denen die Aufseher des einfallenden Sonnenlichtes wegen sassen und bei welchen drei grosse Kerzen (jetzt die drei um die Tapis aufgestellten Kerzen) aufgestellt wurden, wenn des Nachts gearbeitet werden musste. Diese Ansicht, welche keine ernstliche Widerlegung ihrer Gehaltlosigkeit und Ungeschichtlichkeit wegen verdient, hat schon Grävell, Betrachtungen über die Symbolik der Freimaurerei, S. 169 ff., gründlich widerlegt. - Dem maurerischen Hiram, dem ägyptischen Osiris und dem griechischen Dionysos, Jacchos, Baechos, steht namentlich auch gleich der germanische Licht- und Sonnengott Baldr, welcher gleichfalls von dem Bruder Hödhr, der winterlichen und rauhen Seite des Jahres getödtet wird, dessen Tod aber die neugeborne Sonne, Bui, Ali oder Vali (Horus), bald an Hödhr rächt. 1) Baldr stirbt am dritten Tage an der von Hödr erhaltenen Wunde, nachdem ihm die Unterweltsgöttin Hell erschienen war und seinen Tod vorausgesagt hatte. Auch der indische Wischnu schläft von dem 12. oder 15. des Mondsmonats Asharha , der mit dem December übereinstimmt, bis zum 12. oder 15. Kandika, der dem April gleichstehet. Die Hindus beobachten am 11. des zunehmenden Mondes im Sravana, Bhadra und Kartika ein strenges Fasten und legen überhaupt für die Todes- und Trauerzeit des Wischnu Bussgelübde ab. An dem ersten jener Tage legt sich Wischnu schlafen, am zweiten wendet er sich, auf die andere Seite und am dritten wacht er auf. 2) Weil Hiram durch die neun Monate seines Lebens allmählig seine Kraft verliert, gleich Herakles bei der lydischen Omphale, welche ihm die Löwenhaut (die Locken des Simson und Apollo, das Meisterwort) raubt, schwach wird, umgeben auch in der




    1) Mannhardt, die Götterwelt, I. S. 255.
    2) Prichard, ägypt. Mythol., S. 236 und 237.



Meisterloge die die Wände deckenden Todtenköpfe drei Mal drei oder neun Thränen, denn novenario dissolvitur. Diese Thränen weint die verlassene und trauernde Mutter Erde des Winters, die Isis, die Demeter, die Ariadne, die Freyja, Frau Hulla u. s. w. 1) Wenn der Sonnen- und Naturgott länger als drei Tage oder drei Monate schlafend und ruhend gedacht wird, ersteht er nicht zur Zeit der Wintersonnenwende, sondern erst im Frühlinge aus seinem Grabe, wie der griechische Apollo, der römische Mars u. s. w., und kehret mit den tödtenden Pfeilen, mit den tödtenden Blitzen und Lichtstrahlen zurück. Nach der scharfsinnigen Vermuthung von Menzel, Odin, S. 162 und 340, ist vielleicht selbst der schweizerische, jedenfalls rein mythische Befreier und Erlöser Tell nur der mit den Sonnenpfeilen siegende Frühlingsgott.

In der ägyptischen Architektur ist die symbolische Vierzahl gleichfalls angewandt. Eine Säulenform ist nämlich der vegetativen Natur nachgebildet, indem vier kolossale Pflanzenstengel mit geschlossenen Lotoskelchen durch einen Bund zusammengebunden werden und über ihren Kelchen eine Deckplatte tragen. Diese Säulenform soll nach Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte, dritte Ausgabe, I. (Stuttgart 1856), S. 57, die aufstrebende Kraft der irdischen Welt versinnbildlichen. In den Tempelbauten zu Luxor aus dem Ende der achtzehnten Dynastie ist diese Säulenform am vollständigsten ausgebildet und hier besteht die Lotossäule aus 12, mehrfach umgürteten Lotosstengeln, Braun, Geschichte der Kunst, I. 41 und 69, sieht die vierstengel'sche ägyptische Pflanzensäule als aus dem viereckigen Pfeiler hervorgegangen an, wornach alsdann die Vierzahl ihre symbolische Bedeutung verlieren würde. Wir können Braun nicht zustimmen und sehen die Vier- und Zwölfzahl der Pflanzensäule als eine symbolische an, zumal die vierstengel'sche Pflanzensäule über dem Capitäl auch noch mit vier Masken der Göttin Hathor geschmückt erscheint, so dass durch die ganze Säule hindurch von ihrer Basis bis über das Capitäl hinauf die Vierzahl als Symbol der ägyptischen viereinigen Gottheit




    1) Grimm, Mythol., S. 282.



des Urgeistes und der Urmaterie, des Urraumes und der Urzeit besonders betont erscheint. Die Zwölfzahl der Stengel weiset auf die zwölf Zodiakalgötter, auf die zwölf Monate des Jahres hin, wie die Zwölfzahl in dem salomonischen Tempel und in den christlichen Kirchen, in welchen letztern aus den alten zwölf Zodiakalgöttern die zwölf Apostel hervorgegangen sind. Besonders auffallend und unzweifelhaft in symbolisch astraler Bedeutung erscheint die Zwölfzahl in dem grossen Prachtsaale, wohl dem königlichen Empfangsaale zu Persepolis, 1) auf welchen die ägyptische Baukunst und ägyptische Symbolik von unverkennbarem und mächtigem Einflusse gewesen ist. Den Hauptsaal, die Haupthalle bilden 36 Säulen, aufgestellt in sechs Reihen von je sechs Säulen; an den Hauptsaal oder die Haupthalle schliessen sich dann auf den drei Seiten nach Osten, Norden und Westen drei Nebenhallen von je zwölf Säulen, geordnet in zwei Reihen von je sechs Säulen, an. Die 36 Säulen der Haupthalle und die 72 Säulen der Haupthalle mit den drei Nebenhallen enthalten eine symbolische Hinweisung auf die 36 Dekane und die 72 Halbdekane, die 72 Gesellen oder Gehülfen des Typhon, des den Osiris, die Jahressonne tödtenden alten Jahres. Die Typhonsgestalten erscheinen nun auch als Schmuck über den ägyptischen vierstengel'schen Säulen. 2) Die Säule Boaz, welche in dem Dome zu Würzburg noch heute steht, ist aus vier verschränkten Säulen zusammengesetzt, hinweisend nach Stieglitz, Beiträge zur Geschichte der Ausbildung der Baukunst, Thl. II. S. 112, auf das Viereck und auf Körperverhältnisse, die aus dem Quadrate durch die Diagonale hervorgehen; zwei Binden habe Boaz wegen der Körperverhältnisse, wo zwischen zwei ähnlichen Grössen mittlere Proportionalzahlen stehen. Die Säule Jakin ist aus acht Säulen gebildet, wodurch sie infolge Stieglitz auf das Achteck und auf Flächenverhältnisse deuten soll; eine Binde habe Jakin in Hinsicht auf Flächenverhältnisse, wo zwischen zwei ähnlichen Grössen eine mittlere Proportionalzahl stattfindet. Bernewitz in Schreibers Taschenbuch




    1) Lübke, Geschichte der Architektur, S. 37; Weiss, Kostümkunde, Stuttgart 1860, S. 298 ff.
    2) Braun, a. a. O., S, 42.



für Geschichte und Alterthum in Süddeutschland, Freiburg 1841, S. 371 ff." will in der dreitheiligen und in der Mitte wieder in sich selbst zurückehrenden Säule Boaz das Symbol des dreieinigen Gottes ohne Anfang und Ende und in der zweitheiligen Säule Jakin das Symbol des Leibes und der Seele des Menschen erblicken, welche gleich den beiden Theilen der Säule durch ein vieltheiliges, verschlungenes, magisches Band zusammengehalten werden; der untere Theil als Symbol des Leibes steige von der Erde auf und kehre wieder dahin zurück, wogegen der obere Theil, als Symbol des ewigen Geistes, der Vereinigung mit ewigen Geistern harre und die Ewigkeit umfasse. Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 226, hält die beiden Säulen für die Symbole der Stärke und Schönheit als der Grundbedingungen eines jeden Bauwerkes und zugleich mit Bernewitz für die Symbole des aus Geist, Seele und Körper nach Aristoteles bestehenden Gottes und Menschen. Die allgemeine symbolische Bedeutung der zwei Säulen in und vor den Tempeln des Alterthums haben wir wiederholt besprochen und brauchen nicht darauf zurückzukommen; es ist einfach die Zweiheit, der Gegensatz, wobei allerdings auch die Gottheit der Menschheit, der Geist dem Körper, der Himmel der Erde entgegengestellt werden kann. Die besondere Form der zwei Säulen zu Würzburg ist gewiss der ägyptischen Symbolik ursprünglich entlehnt und soll durch die Vier- und die Achtzahl hinzeigen auf die Vierzahl besonders auch der Elemente und auf den Cubus mit seinen acht Ecken und acht Göttern; die beiden Säulen gehören zusammen und drücken den einen Gedanken der Schöpfung, der thätigen oder verkörperten Vierzahl, der pythagoreischen Tetrakes und des in ihr herrschenden ewigen Wechsels aus. Das Symbol der Schöpfung und des Weltbaumeisters war aber zugleich das Symbol der irdischen Bauleute, deren Bauten auch nach dem Gesetze der Ordnung und Schönheit, der ewigen Harmonie ausgeführt werden sollen und müssen. - Bemerkenswerth ist sodann noch, dass ähnlich den beiden Säulen beim Dome zu Würzburg, wie Rochholz, Schweizersagen I. S. 341, anführt, zwei steinerne Kröten, hier Symbole der Erdgöttin Holda, den Eingang des Bamberger Domes bilden. Da-





bei erwähnt Rochholz der in Hormayr's historischem Taschenbuche für 1845 mitgetheiltan Anekdote, dass ein Schwärmer zu Soissons eine Kröte getauft und ihr den Namen Johannes gegeben habe. - Es verdient kaum berührt, geschweige denn widerlegt zu werden, dass es aller Kunstgeschichte widerspreche, wenn das Statutenbuch der Loge von Essingen 1) und mit ihm Grävell, Betrachtungen, Seite 210, die Säule Jachin von toscanischer oder dorischer und die Säule Boaz von ionischer Ordnung sein lassen; richtiger hält Grävell, S. 209, dafür, dass die beiden Säulen vor dem salomonischen Tempel den Tag und die Nacht, oder das Licht des Tages und der Nacht, Sonne und Mond bezeichnet haben und dass mit Grund vermuthet werde, es sei die Hirammythe nur eine Wiederholung der Mythe des Osiris oder das Leben und Sterben des Hiram blos das Leben und Sterben des Osiris. Das Netzwerk an den Säulen soll wegen seiner Maschen Eintracht und deren Granatäpfel Ueberfluss bedeuten. Grandidier bringt ohne Grund die zwei Säulen sogar mit den zwei Meistern oder zwei Gesellen in Berührung, welche sich nach der Grundsteinlegung des Thurmbaues zu Strassburg so sehr entzweiten, dass einer den andern mit der Schaufel erschlug. 3) Das Sinnbild der Gottheiten der Alfuren auf Celebes oder durch eine Verwechselung ihre Gottheiten selbst bestehen aus zwei grossen Steinen, welche sie "männliches und weibliches Geschlecht" nennen und die in der Alfur'schen Sprache Tambarukan und Parang seraija heissen, und aus noch drei kleinern . 4) Auch in einer alten georgischen Kirche sind in der Nähe der steinernen Kanzel zwei Säulen, auf deren einer eine unleserliehe georgische Inschrift ausgehauen ist. 5) Sodann ist noch hier anzureihen, dass die Isisklapper, das bekannte Sistron, ägypt. Kemkem, womit bei allen Jammer- und Jubellitaneien im Dienste der Isis und des Osiris durch dreimaliges Heben und Schlagen der Takt angegeben


    1) Krause, a. a. O., I. 1.S. 322 und 23.
    2) Krause, a. a. O., I. 2. S. 426 und II. 2. S. 443.
    3) Krause, II. 2. S. 251 Anm. a.
    4) Ausland für 1849, S. 278 a.
    5) Ausland, a. a. O., S. 226 b unten.



wurde, vier Querstäbchen zur Andeutung der vier Elemente (nach Bötticher, kleine Schriften, II. S. 222) oder viel wahrscheinlicher des ägyptischen viereinigen Gottesbegriffes, der viereinigen Gottheit haben musste.

Dem mittelalterlichen romanischen, wie gothischen Kirchenbau liegt das Quadrat, die Vierung, das Kreuzmittel zu Grunde, welches aus der Durchschneidung von Querhaus und Mittelschiff entsteht und das sodann nach seinen vier Seiten in beliebiger, den Zwecken und der Schönheit entsprechender Anzahl vermehrt, netzförmig ausgebreitet wurde, so dass die Kirche eine Kreuzesform erhielt, welche auf dem Grundquadrate der Vierung beruhte und durch dieses beherrscht wurde. 1) Mag auch das Querhaus zuerst blos aus dem zufälligen Bedürfniss hervorgegangen und ganz willkürlich ausgedehnt oder verlängert worden sein, jedenfalls trat bald die baukünstlerische Absicht und das baukünstlerische Bewusstsein hinzu, dass die Kirche die für die Christen so bedeutsame Kreuzesform als Symbol des Erlösers und der Erlösung tragen und dieses kirchliche Kreuz als ein regelmässiges nach dem Grundquadrate der Vierung construirt werden solle. Verfuhr man regelmässig und doch einfach, umfasste die lateinische Kreuzeskirche, d. h. das lateinische Kreuz mit dem Mittelschiffe als dem längern Kreuzesarm, mit dem Querhause oder den beiden Querschiffen als den beiden mittleren und kürzeren Kreuzesarmen und mit dem Chore als dem obern kürzern Kreuzesarme, - wenigstens sieben Grundquadrate, wovon vier auf den mittleren und längeren Kreuzestheil und drei auf den Quertheil des Kreuzes fielen, indem sich das Grundquadrat, das Kreuzesmittel, die Kreuzesmitte, Chor und die beiden Querschiffe mit je einem neuen Grundquadrate und das längere Mittelschiff mit zwei Grundquadraten, anlegte. Bei dieser Kreuzesform der christliehen Kirche waren die Drei-, die Vier- und Siebenzahl gleich bedeutungsvoll und heilig und konnten namentlich auf den dreieinigen Gott, die vier Kardinaltugenden und sieben Erzengel bezogen werden. Natürlich war die siebenqua-




    1) Vergl. Lübke, Geschichte der Architektur, S. 173 ff. und 253 ff.



dratige Kreuzesform blos der Grundgedanke, die Grundidee, welche die schaffende Baukunst darzustellen hatte und in freier künstlerischer Schöpfung und Gestaltung in den Nebentheilen ausführen mochte und wirklich ausgeführt hat. 1) Zur Symbolik der Grundform oder des Grundrisses der Kirche trat begreiflich auch die Zahlensymbolik in der innern und äussern Einrichtung und Ausstattung der Kirche, z. B. durch drei Altäre, - 5, 7 und 9 und mehr Kranzkapellen des Chores, 2) - drei oder fünf Seitenschiffe, drei Querschiffe, - sechs d. h. zwölf, sieben J. h. vierzehn Pfeiler und Säulen, - zwei oder drei Thürme 3) u. s. w., hinzu. Unter den Kirchenbauten aus der vorkarolingischen Zeit ist besonders der Dom zu Trier hervorzuheben, welcher um 550 von dem Bischof Nicetius mif grosser Pracht aufgeführt wurde und ein vollkommenes Quadrat von 120 Fuss Länge mit einem centralen Quadrate vom 52 Fuss lichter Weite bildete. 4) In einer dem Quadrate sich annähernden Grundform sind noch die byzantinischen Kirchenbauten, besonders die berühmte Sophienkirche zu Constantinopel, die letztere erbauet durch den Kaiser Justinian von 530 - 537 durch die Baumeister Anthemios und Isidor, 5) aufgeführt, wie. z. B. auch die Kirche S. Sergius und Bacchus zu Constantinopel. 6) Ebenso hat die armenische Kirche zu Pitzounda einen quadratischen Grundriss; 7) ferner bildet diejenige zu Vagharschabad ein längliches Rechteck, das jedoch die Quadratform nur wenig überschreitet, gleich den übrigen armenischen Kirchen.

Um nun noch einzelne Beispiele der Vierzahl, deren Hauptformen sich bei Diefenbach, Origines Europaeae, S. 397, Nr. 252, zusammengestellt finden, zu geben, sei angeführt.

I. Der mythische König Gylfi von Schweden schenkte




    1) Vergl. auch Fallou, a. a. O., S. 439 ff. (stets der 2. Auflage).
    2) Lübke, a. a. O., S. 391.
    3) Lübke, a. a. O., S. 265 ff.
    4) Lübke, S. 203.
    5) Lübke, S. 192.
    6) Lübke, S. 191.
    7) Lübke, S. 207.



der jungfräulichen Göttin Gifjon zum Lohne für ihren schönen Gesang so viel Pflugland in seinem Lande, als vier Ochsen in einem Tage und in einer Nacht umpflügen könnten. Sie pflügte dann mit vier Riesenochsen, d. h. mit den brüllenden Wogen der See, die Insel Seeland ab und in Schweden entstand an der Stelle des ausgepflügten Landes der Mälarsee. 1) Wenn man mit Haselgerten den Staub aus allen vier Ecken des Hauses zusammenfegt, in einen Sack thut und darauf schlägt, bewältigt man die Hexen. 2) Wer ein vierblätteriges Kleeblatt findet, hat desselben Tages sich irgend eines Glückes zu erfreuen und vermag besonders auch Zauberei zu erkennen. 3) Nach dem Vorbilde des von vier Rossen an den Himmel emporgetragenen Sonnengottes, des nach den vier Himmelsgegenden gleich herrschenden und wirkenden Himmelskönigs galt im Alterthume für die menschlichen religiösen und weltlichen Herrschaften der allgemeine, durch das ganze Mittelalter bis herab auf die Gegenwart höchst wirksame Grundsatz, dass auch ein jeder vollkommene menschliche Herrscher vier Unterherrscher oder Herrschaften unter sich haben müsse; darnach sollten also einem Kaiser vier Könige, einem König vier Unterkönige oder Herzoge, einem Oberfeldherrn vier Unterfeldherrn, einem Erzbischofe vier Bischöfe, einem Obergerichte vier Untergeriehte, einer Grossloge vier Johannislogen, einem Meister vom Stuhl wenigstens vier Maurer untergeben sein, wie eben deshalb auch Çiva vier Schüler, Buddha vier Klassen von Verehrern, lndra vier Pfauen als seine Symbolvögel, Osiris vier Begleiter oder Genien, Jesus vier erste Schüler oder Evangelisten, Mahomed vier erste Jünger u. s. w. hat. Daher stellte die mittelalterliche Heraldik die bestimmte Regel auf: "Neminem posse esse imperatorem, nisi quatuor reges sub se haberet; neminem regem, nisi quatuor duces etc." 4) Hiermit hängt auch zusammen,




    1) Mannhardt, Götterlehre, I. S. 311; W. Müller, Geschichte und System der altdeutschen Religion, Göttingen 1844, S. 280.
    2) Menzel, Odin, S. 155.
    3) Mülhause, Urreligion, S. 311.
    4) Vergl. Sachse, historische Grundlagen des deutschen Rechts- und Staatslebens, S. 10 ff.; Grimm, Rechtsalterthümer, S. 211; Runde, deutsches eheliches Güterrecht, S. 41.



dass die deutschen Churfürsten, weil ihnen königliche Vorrechte zustanden, ihre Mütze oder den Churhut mit vier goldenen, oben mit Perlen besetzten Bögen zierten, auf deren Mitte eine goldene Kugel mit dem Kreuze stand. Indem die übrigen Reichsfürsten die Churfürsten nachahmten, wurde der Churhut überhaupt zum Fürstenhute. In derselben Weise bestehen oft die Kronen aus vier Blättern, sind die Wappenschilde in vier Felder eingetheilt u. s. w.; namentlich hat jeder Ring oder Kranz der dreifachen päpstlichen Krone oder Tiare vier Blätter. Die alten Deutschen drückten die obige heraldische Regel dahin aus, dass sie zu einem Gefolge vier Personen verlangten. Nach der maurerischen Fassung dieser Regel gehören zu einer Loge fünf Personen, der Meister vom Stuhl, die beiden Aufseher und zwei Gesellen. Hierauf bezieht sich z. B. ein am Ruprechtsbaue des Schlosses zu Heidelberg befindliches sinnvolles maurerisches Symbol. Ein geöffneter Zirkel steht hier in eineni Kranze von fünf ein Fünfeck (eine Loge) bildenden, durch Laubwerk mit einander verschlungenen Rosen (Mysteriengenossen, Baubrüdern). Ausgeführt oder verwirklicht wurde dieser Grundsatz der Vierherrschaft oder Tetrarchie, indem man das Land, die Provinz, die Stadt, die Landgemeinde, das Dorf u. s. w. viertheilte oder durchkreuzte und jedem Viertheile (Quartiere) einen Gebieter oder Leiter, einen Tetrarchen oder Vierer unter einem gemeinsamen Oberleiter oder Oberführer, unter einem gemeinsamen Oberherrscher vorsetzte. Nach der Sage eroberten z. B. vier Pandioniden oder vier Söhne des Pandion Attika und theilten es in vier Theile, und Athen, die Hauptstadt aller vier Theile, hiess die Vierstadt, Tetrapolis. 1) Rom wurde von Servius Tullius in vier Theile und wahrscheinlich in Verbindung damit das ganze römische Gebiet in 16 (4 X 4) Theile getheilt; mit dieser Eintheilung, die vielleicht schon vor Servius Tullius bestand, hängt zuverlässig auch zusammen, dass nach der ältern Gewohnheit immer vier Legionen auf einmal in das Feld gestellt wurden, indem man wahrscheinlich aus jedem Stadtviertel eine aushob. Helvetien




    1) Preller, griechische Mythol., II. S. 103.



umfasste zu Caesars Zeiten vier grosse Gaue (de belle gall. I. 12). Das transalpinische Gallien wurde anfänglich von den Römern oder von August in vier Hauptprovinzen eingetheilt. 1) Ganz an die Eintheilung, welche namentlich auch zu militärischen Zwecken schon Servius Tullius der Stadt Rom gegeben hatte, erinnert, dass z. B. die bischöfliche Stadt Basel schon seit dem J. 1388 in Viertheile geordnet und zu jedem Theile ein Hauptmann gesetzt war, "um dass jedermann wisse, wohin er gehöre, wenn gestürmt wird." Diese Quartiere, oder, wie sie genannt wurden, die vier Banner waren St. Peter und St. Johann mit dem Fischmarkt als Sammelplatz, St. Leonhard (beim Richtbrunnen), St. Alban und St. Ulrich (an den Schwellen beim Spital) und St. Martin (am Kornmarkt). Während eine Verordnung von 1392 diese Eintheilung für Feuersnoth und Kriegsgefahr festhielt, wurde sie nach einer spätern Verordnung v. J. 1410 blos für den Fall von Krieg aufrecht erhalten. 2) - Nach den vier Himmelsgegenden war auch das altperuanische Reich der Incas viergetheilt, 3) von Cuzco aus gerechnet; die vier Theile des Reiches wurden jedoch nicht nach den vier Weltgegenden, sondern nach den vier Provinzen und Volksstämmen benannt, welche in diesen Weltgegenden sich befanden. Die Schneekette der Antis oder Andes wurde darnach als eine Ostkette betrachtet.

Es ist vielleicht nicht ganz der Wahrheit entsprechend und nicht völlig erschöpfend, diese Eintheilungen an die vier Himmelsgegenden anzuknüpfen, wie es allerdings geschehen kann und nach den Benennungen von Ost und West, Nord und Süd auch wirklich geschieht und theilweise selbst geschehen muss. Die vier Himmelsgegenden nämlich möchten keineswegs der letzte und ursprünglichste Theilungsgrund sein, sondern können ebenfalls auf einen höhern Grund der Theilung zurückgeführt werden, - sind selbst erst durch die Theilung entstanden oder ein ab-




    1) Warnkönig, französische Staats- und Rechtsgeschichte (Basel 1846), S. 43 ff.
    2) Heusler, Verfassungsgeschichte der Stadt Basel, S. 247.
    3) Humboldt, Ansichten der Natur, II. S. 368 ff.



geleitetes Verhältniss. Es ist die einfachste und natürlichste Art, irgend ein Ganzes zu theilen, dass man dasselbe durch einen Kreuzschnitt in vier Theile theilt oder zerlegt, indem man es zunächst nur in zwei Theile scheidet und dann diese Zweitheilung beliebig fortsetzt, wenn die zuerst erhaltenen (zwei) Theile noch etwas zu gross gefunden werden, wodurch alsdann vier Theile entstehen. In solcher Weise erscheinen für die Theilungen die geometrisch fortschreitenden Zahlenreihen 2, 4, 8, 16, 32 u. s. w. als die natürlichen. Das häufige Vorkommen der Viertheilungen könnte dabei auch noch etwa davon hergeleitet werden, dass vier Theile sich ergeben, die vier Himmelsgegenden entstehen, sobald der Mensch das Land zu theilen, zu benennen begann und bei dieser Theilung oder Benennung von sich selbst als dem Theilenden und Benennenden ausging, wie dieses das einzig Natürliche und Begreifliche ist. Der also theilende und benennende Mensch erhält einen Theil vor und den andern hintern sich, den dritten und vierten aber auf seiner rechten und linken Seite. In solcher Gestalt mit vor- und rückwärts, rechts und links werden auch allgemein in alten und neuen Urkunden die Anstösse und Grenzen bei Grundstücken bezeichnet. Einen symbolischen Charakter nahm diese Theilung zugleich an, wenn die rechte Seite zur lichtbringenden, zur östlichen, zur glückverkündenden und die linke zur nächtlichen, zur westlichen, zur Todtenwohnung gemacht wurde, indem der Theilende seine Theilungsstellung gegen Norden einnahm.

Die im deutschen Rechte so ausserordentlich oft vorkommenden Vierer 1) oder Viermänner sind vermuthlich daraus entstanden, dass ursprünglich jedes Dorf mit dem dazu gehörenden Lande in vier Theile nach den vier Weltgegenden zerfiel und jeder Theil einen besondern Vorsteher hatte. So wurde auch bis in die neuere Zeit der Kanton Neuenburg in vier Bügerschaften, eine jede mit einem Bürgermeister an der Spitze, eingetheilt, nämlich Landeron, Valendis, Neuen-




    1) Grimm, Weisthümer, I. S. 111, 114, 132, 176 179, 180, 211, 217, 258, 261, 264, 282, 335, 378 u. s. w.; Sachse. a. a. O., S. 72 ff., S. 195, 227, 235, 247 und 281.



burg und Voudry. Die züricherische Notariatskanzlei Mönchhof besteht noch jetzt aus vier Wachten; eine andere Notariatskanzlei hat förmlich den Namen der vier Wachten. Im Peitingauer Ehehaft §. 20 wird geredet von ausserhalb der vier Wälde und im Bilfrigheimer Weisthume vom Reisen über die Wasser und über die vier Wälde; ebenso kommt die Redensart vor: Einen über das vierte Land minnen, - an allen vier Ecken und Enden. Matthias von Miechow aus dem Anfange des sechszehnten Jahrh. zählt vier Hauptvölker oder vier Hauptmundarten des litauischen Stammes auf: "Quatuor ergo gentes; Pruteni, Jaczwingi, Lithuani eum Samagitis, et Lotihali (i. e. Letgali, Letti nach Zeus S. 674) habent propria linguagia, valde in paucis consonantia et convenientia." 1) Bei den Mauern des Mittelalters wird die Triangulatur und Quadratur als der rechte Grund des Steinmetzen bezeichnet 2) und die Vierzahl scheint von ihnen besonders mit den vier Gekrönten und mit dem Zirkel, Winkelmass, Masstab und der Wage in Verbindung gebracht worden zu sein. Die Meistertafel in Basel trägt auf jeder Seite einen der vier Gekrönten und darunter nachfolgende vier Unterschriften:

  1. Cirkels Kunst und Gerechtigkeit
    Den, on Gott niemand usleit.

  2. Das Winkelmes hat Kunst genug
    Wenn man es brucht an Ortes Fug.

  3. Der Massstab hat Kunst manigfalt
    Wirt auch gebrucht von jung und alt.

  4. Die Wog ist gar hoch zu loben
    Sie zeigt an den rechten Kloben.

An der Steinmetzlade zu Hamburg (die nach dem Todedes letzten Steinmetzen Witgreff mit dem Bruderbuche u. s. w. an die Hütte zu Wien überging) fanden sich 1841 noch dieselben Sprüche in folgender Ordnung und Fassung, welche offenbar neuer ist:




    1) Diefenbach, a. a. O., S. 203.
    2) Latomia Bd. XIX, S. 61, vergl. mit S. 40.



  1. Das Winkelmass hat Kunst genueg
    Wenn man es allzeit braucht mit Fueg.

  2. Die Schrootwag zeigt an den rechten Globen
    Darum ist es hoch zu loben.

  3. Die Gerechtigkeit und des Cirkels Kunst
    Die beide zu ergründen ist umsunst.

  4. Der Massstab ist kunstreich und fein
    Und wird gebraucht gross und klein.

Die vier Grossen oder Vornehmen der salischen Franken (proceres ipsius gentis), Wisogast, Bodogast, Salegast und Widogast, haben die lex Salica verfasst 1) und vier Logen verbanden sich, um im J. 1717 die englische Grossloge zu gründen, wie auch später die belgische Grossloge von vier Logen gegründet wurde. Wer als Knappe in den schottischen Templerorden aufgenommen zu worden wünscht, hat seinen Adel bis in das vierte Glied nachzuweisen; Nullus ad novitiam armigerorum accedit, nisi genere in quarto gradu sit nobilis;" 2) nur der Grossmeister kann diesen Nachweis erlassen. Das in der maurerischen Symbolik, nebeneinander gebräuchliche Viereck, gleichviel ob ein Quadrat oder ein Paralellogram, und das Kreuz haben wenigstens ursprünglich dieselbe Bedeutung, indem die vier Seiten des Vierecks und die vier Arme des Kreuzes ganz zusammenfallen und gleichmässig das Ganze, das Allgemeine, die Welt, das Unendliche bezeichnen; erst, nachdem das Kreuz eine besondere christliche Bedeutung erhalten hatte, konnte es dem Vierecke entgegengesetzt oder auch über das Viereck gestellt werden, um eine christliche Loge, die Christenheit, die christliche Maurerei anzudeuten. Die über der Brust gekreuzten Arme, welche schon sehr häufig bei den ägyptischen Götterfiguren gefunden werden, z. B. bei den Steinfiguren (nach Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 81, Osirisfiguren) im Memno-




    1) Waitz, das alte Recht der salischen Franken. Kiel 1846, S. 67.
    2) Latomia, a. a. O., S. 22, vergl. mit Grimm, Weisthümer, I. S. 258, wo von einem Freien mit vier Ahnen geredet wird. Bei manchen deutschen Innungen verlangte man zufolge Fallou, a. a. O., S. 18, für den neu anzunehmenden Lehrling sogar den Nachweis der ehelichen Geburt bis zum vierten Grade.



nium Ramses II. zu Theben, - in dem grossen Tempel von Medinet Habu bei Theben (Braun, I. S. 89), - in dem Höhlentempel aus der Zeit des Rhamses-Sesostris zu Gerf Hussein in Nubien (Braun, I. S. 108); - in dem Tempel zu Abu Simbel in Nubien (Braun, I. S. 111; Ampère im Morgenblatt für 1849, S. 132 a), sollen nur die vollkommene Unterwerfung und Ergebung in den Willen Gottes ausdrücken, wie es bei vielen Völkern, z. B. Russlands, noch heute das Zeichen der Unterthänigkeit und des Gehorsams gegen den weltlichen Fürsten ist. Bei den Christen ist das Kreuzen der Arme in demselben Sinne zum Zeichen der Demüthigung vor dem christlichen Gotte, vor Christus geworden. Mit dem Kreuzen der Arme vor dem weltlichen Fürsten verwandt ist die Sitte, vor ihm die Schultern zu entblössen, welche z. B. G. Forster auf O-Tahiti traf. 1) - Den vierräderigen Wagen (bigae, gall. Petorritum, in welchem letztern Worte jedenfalls die Vierzahl versteckt ist) als gallisches Produkt mit gallischem Namen scheinen die Römer frühe von den cisalpinischen Galliern angenommen zu haben. Ob in dem Worte Petorritum ritum Rad bedeute, ist zweifelhaft; der vielleicht erst aus lat. rota entlehnte neukeltische Name des Rades lautet kymr. rhod, brit. rôd f, korn. roz, gadh. roth, selten roith m. 2) - Nach dem Renart 11, 238 lagert der Löwe im tiefen Thal zwischen vier spitzen Felsen. Auf einer Münze des Mainzer Erzbischofs Conrad, welche im Jahr 1846 in dem Dorfe Limbach bei Homburg in Rheinbaiern aufgefunden wurde, ist das Wappenschild in vier gleiche Felder abgetheilt, deren jedes einen springenden Löwen zeigt. 3) Bei dieser Gelegenheit mag noch die Bemerkung einfliessen, dass auf rheinischen mittelalterlichen Münzen nicht selten Johannes der Täufer mit der Umschrift: S. Joannes B., gefunden wird. 4) - Nach Aul. Gellius, Noct. Attic.IX. cap. 4, hatten die Sauromaten immer den vierten Tag einen Fasttag (cibum capere semper diebus




    1) Geschichte der Seereisen und Entdeckungen im Südmeer, IV. (Berlin 1778), S. 246 ff.
    2) Diefenbach, a. a. O., S. 398.
    3) Zweiter Bericht des historischen Vereins der Pfalz, S. 24.
    4) A. a. O., S. 25.



tertiis, medio abstinere); die Sarmaten, Sauramaten waren ein arischer, ein den Deutschen und den Kelten verwandter, Volksstamm. 1) - Noch im Jahr 1551 wurden auf dem Stephansthurm zu Wien vier Hirschhörner als Schmuck und als vermuthliches Symbol der vier Zeiten des Jahres angebracht, indem der Hirsch bei den Alten und in vielen deutschen Sagen, namentlich in der Genovefasage, 2) als ein Bild der Zeit und besonders der im Winter unzerstörbaren Naturkraft, Jahreskraft, neben der ägyptischen zwölftheiligen Paline erscheint, wie noch neuerlich Menzel in Nr. 22 des Literaturblattes für 1861 gegen Zacher, der den Hirsch gleich der Ziege Amaltheia des Zeus und der Wölfin des Romulus und Remus als die nährende Gewitterwolke deuten wollte, ausgeführt hat. - Die sogenannten Säulthürme (Round-Towers, irisch fiadh Nemeadh) Irlands, etwas pyramidalisch und rund aufgeführt in der Höhe von 100 - 120 Fuss aus grossen Feld- und Quadersteinen, welche als uralte Licht- oder Feuersäulen angesehen werden, haben in der Nähe der Spitze gewöhnlich vier enge kleine Fensterlöcher, die genau nach den vier Himmelsgegenden gewendet sind. 3) Beim ersten Anblicke erinnern diese Säulenthürme Irlands an die Minarets der Mohamedaner, finden sich jedoch auch ähnlich in Persien, namentlich in der Provinz Masanderan, und in Indien. Es ist wahrscheinlich, dass diese irischen Rundthürme Feuertempel, Pyreas, gewesen, zu deren vier Fenster vier Flammen herausloderten. Gewöhnlich liegen um solche Rundthürme sieben christliche Kirchen, welche von Griechenland aus nach der Vermuthung Einiger gestiftet worden sein und eine Anspielung auf jene berühmten ökumenischen Kathedralen des Orients, der Offenbarung Jo-




    1) Vergl. Diefenbach, Origines Europ., S. 88 ff. Eine eigene Ansicht hat Ritter, Vorhalle, S. 264, über die Sarmaten, indem sie darnach mehr eine wandernde priesterliche Kaste, eine Art Brüderschaft oder fahrende Mission mit eigener Lebensregel sein sollen.
    2) Vergl. Zacher, die Historie der Pfalzgräfin Genovefa. Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte und Mythologie. Königsberg 1860.
    3) Müller, das nordische Griechenthum, S. 162 ff.



hannis enthalten sollen. Dagegen geben fünf Söhne Delas Irland die bleibende Eintheilung in fünf Gebiete mit dem alle fünf Theile berührenden Nabelsteine. 1) Die vorberührten irischen Säulthürme, von Müller Obelisken, , d. i. Pfeil, Spiess, Säule, aber auch Strahl, namentlich Sonnenstrahl) genannt, finden sich in geringerer Anzahl auch in Schottland, woraus Müller (S. 200) ableiten will, dass Diejenigen, welche sie errichtet, den Steinbau erst in Schottland begonnen und sodann in Irland fortgesetzt haben. Wohnten sie zuerst in England, dann, neuen Völkerzügen weichend, in Schottland, endlich,auch von hier vertrieben, in Irland: so entspricht die Annahme den drei Stufen in der Baukunst, des alleinigen Holzbaues, des beginnenden und dann des vorherrschenden Steinbaues. - Nach dem englischen Rechte gilt ein Kind als in der Ehe erzeugt, wenn es innerhalb zwölf Monate nach der Entfernung des Mannes von Hause geboren wird, vorausgesetzt, dass der Ehemann innerhalb der vier Meere geblieben ist, d. h. sich nicht von dem englischen Festlande entfernt hat. 2)

II. Das Fest des delischen Apollo wurde von den ursprünglichen zwölf ionischen Städten alle vier Jahre zu Delos gefeiert, 3) und zwar im Beginn des Frühlings, wenn die Nachtigall in den Bergen schlug. Zeus, hatte zu Tegea ein viereckiges Bild 4) und Pausanias nennt sechs Götter der Art in einem Peribolos zu Mantinea. Bei den Griechen in Lakonien war Apollo mit vier Händen und vier Ohren dargestellt. 5) Dem Helios soll zu Rhodos alljährlich ein Viergespann in das Meer gestürzt worden sein, ebenso in Illiricum jedes neunte Jahr dem Poseidon Hippios. 6) Vermuthlich hatte es die gleiche symbolische Beziehung, dass bei den Wettläufen zu Ehren des olympischen Zeus zu Olympia jedes Mal vier Läufer miteinander wett-




    1) Müller, a. a. O., S. 180 unten.
    2) Ausland für 1833, S. 968 b.
    3) Welker, griech. Götterlehre, II. S. 342 ff.
    4) Welker, II. S. 317 und 457.
    5) Schoemann, griech. Alterthümer, II. S. 162.
    6) Welker, I. S. 633.



liefen. 1) Die Rosswettkämpfe bei den alle fünf Jahre gefeierten olympischen Spielen geschahen nach ihrer ersten Einführung in der 25. Olympiade mit einem Viergespann und die Rennwagen, wenn sie mit ausgewachsenen Pferden bespannt waren, mussten den Lauf um das am Ende des Rennplatzes oder Hippodromes stehende Ziel bis wieder zum Anfange zwölf Mal zurücklegen. Die Olympioniken oder die Sieger in den olympischen Spielen hielten bei ihrer Heimkunft auf einem Viergespann weisser Rosse in pürpurnem Prachtkleide den Einzug in ihre Vaterstadt. Den Darstellungen auf panatheneischen Preisvasen zufolge mussten beim Wettlaufe die Wettkämpfenden zuerst in Abtheilungen () von je vier kämpfen und nur Diejenigen, welche in diesem Vierkampfe gesiegt hatten, durften am letzten allgemeinen Weitlaufe Theil nehmen. 2) Nach der griechischen Mythe hatte der Titane Japetos vier Söhne, den Atlas, den Menötios, Epimetheus und Prometheus, 3) durch welche vier Söhne des Stammvaters des Menschengeschlechts zugleich die vier Hauptcharaktere der Menschen ausgedrückt sind. Atlas heisst der hartmuthige (), der standhafte menschliche Dulder, welcher ohne Wehklage seine Last und seine Leiden trägt; Menötios ist der überstolze, , wie die Achäer einmal in der Ilias betitelt werden. Nach Welker gehen Atlas und Menötios das Gemüth oder an, wogegen Epimetheus und Prometheus den Verstand oder . Atlas drückt aus , welchem die Mören nach II. 24, 49 gaben, Ertragen, Ausdauer, Ausharren, Aushalten, Strebsamkeit und Geduld, wodurch besonders ausgezeichnet Herakles und Odysseus waren. Insofern auch der Maurer das ihm vom Schicksal Bestimmte und Auferlegte standhaft tragen soll, mochte Anderson den Atlas seinem Constitutionenbuche zum Titelkupfer und maurerischen Vorbilde geben. Vergl. auch A. v. Humboldt, Ansichten der Natur, I. S. 176 ff., und Wetter, der Mythus vom Atlas und seine neueren Deutungen, Mainz




    1) Schoemann, a. a. O., II. S. 51.
    2) Guhl und Koner, a. a. O., S. 239 unten.
    3) Welker, I. S. 743 ff.; Gfrörer, I. S. 84.



1858. Wie Wetter selbst den Namen des Japetos für semitisch und den Griechen aus Asien oder Kleinasien überbracht betrachtet, sieht er auch den Namen des Atlas für phönicisch an und glaubt mit allem Rechte, dass der Berg Atlas, das atlandische Meer u. s. w. ihren Namen von den Phöniciern als den ältesten Seefahrern und Geographen und durchaus nicht von den spätern Griechen erhalten haben, da diese in der Beziehung nur die Schüler und Nachfolger der Phönicier sind, welche zugleich zahlreich sich unter ihnen niedergelassen hatten, wie nach Herodot I. 170 selbst der Philosoph Thales phönicischer Abkunft war. Die griechische Atlassage ist nur die griechische dichterische Gestaltung der phönicischen Nachrichten über den in die Wolken ragenden wirklichen Berg Atlas im äussersten Westen von Nordafrika, welcher gleich einer Säule den Himmel zu stützen und zu tragen schien. Das Bild und Symbol der Säule und der Säulen ist wesentlich ein phönicisches, ein asiatisches. Das Wort Atlas bedeutet im Semitischen nach Wetter, S. 33, altus, excelsus, eminens, ascendens, locus editus, specula (Warte, Sternwarte), speculatio, speculator, observatorium, horoscopus, siderum inspectio, intuitio, consideratio, scientia, cognitio, intellectus, perspectio arcanorum, ortus (siderum, solis, lunae) ete. 1) Nach den durch Humboldt mitgetheilten Vermuthungen von Ideler, Vater, wären der phönicische Atlas der Pic von Teneriffa auf den canarischen Inseln und diese canarischen Inseln selbst die Inseln der Glückseligen, die elysäischen Gefilde des Homer und Hesiod. Humboldt bemerkt diesen Vermuthungen entgegen, dass nach Plinius und Solin der Atlas aus der Sandwüste (e medio arenarum) hervorsteigt und Elephanten, die Teneriffa gewiss nie kannte, an seinem Abhange weiden. In der an die Mythe von den Japetiden sich anknüpfenden Mythe von Prometheus und von der Pandora erblickt Welker, I. S. 761, nur eine Umgestaltung der mosaischen Sage von dem Sündenfalle und von der Eva; übrigens soll die Prometheussage auch noch dermalen sich bei einigen iranischen Stämmen am Kaukasus finden, wie dieselbe nach Bunsen, Aegyptens




    1) Vergl. auch Rinck, a. a. O., I. S. 134 und 138.



Stelle, V. S. 264, auch den turanischen Stämmen an anzugehören scheint. Nach der Sage der Osseten soll zur Strafe eines versuchten Diebstahls in dem mit ewigem Schnee bedeckten Berge Brutsum-Veli in einer Höhle ein Mann in Ketten liegen, mit einem an einem Silberfaden über seinem Haupte aufgehängten Schwert; ein Vogel besucht ihn, der an seinen Eingeweiden nagt. Dem gefesselten Prometheus wächst alle drei Tage die Leber neu, um dann von dem Adler des Zeus abgefressen zu werden. 1) Das Schwert an einem Silberfaden in der Höhle erinnert an die ähnlichen deutschen Sagen, in welchen die Höhle durch einen an einem Faden hängenden Felsblock verschlossen wird, was oben in der Abhandlung von der Fessel berührt worden ist. Aeschylos hatte nach der Vermuthung von Welker von der kaukasischen Sage Kenntniss, indem er die Strafe des Prometheus an den Kaukasus, von dem er ein im Allgemeinen treffendes Bild zeichnet, versetzte. - Für das Standbild der Here zu Olympia hatte eine Corporation von 16 oder 4 Mal 4 Matronen die Aufgabe, den Peplos zu weben. Das Standbild der Artemis zu Ephesus, deren Namen Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 105, von dem persischen artim, d. i. gross, nach Herodot VI, 98 ableiten will, trug neben der Mauerkrone und einem Kranze auf dem Haupte einen Schleier mit vier Hirschköpfen, zufolge Rinck vielleicht mit Beziehung auf die vier Wandlungen des Mondes. Vor jedem Pfeiler des Thrones des olympischen Zeus von Phidias tanzten vier Siegesgöttinnen. 2) An dem zu Ehren der Athene gefeierten Feste der Arrhephoria trugen vier Mädchen in weissen Kleidern und goldenen Zierrathen vom siebenten bis zum eilften Jahre in Kisten die Geheimnisse der Göttin in Procession umher. 3) Das Fest der Hera zu Olympia wurde zugleich alle vier Jahre gefeiert. 4)

Plato im Cratyl. und Kallimachus legen dem Apollo vier Hauptgaben bei, Musike, Mantike, Jatrike und




    1) Welker, II. S. 263.
    2) Rinck, I. S. 300.
    3) Rinck, II. S. 67.
    4) Rinck, II. S. 136.



Toxike, oder die Musik mit der Poesie, die Wahrsagung, die Ileilkunst und die Bogenkunst. 1) Sonst kommt bei den Griechen noch vor: , aus vier Büchern besßtehend, Titel einer Schrift des Ptolemäos; , ein Stück von vier Aeckern, ein Mass Landes, das man in einem Tage umpflügen kann; , in einer Tetrarchie, unter einem Vierfürsten leben; , junge Leute, die am vierten Tage des Monats zu sammenkamen und schmausten, - Menschen, die mit grossen Mühen zu kämpfen haben, wie Herakles, der am vierten Tage eines Monats geboren sein sollte; , ein Siegeslied mit wohl viereckigem Tanze, dem Herakles geweiht; vier zusammengehörende Dörfer; , ein Vierdrachmenstück, wie man früher in der Schweiz Vierbatzenstücke hatte; , die regelmässige dreiseitige Pyramide, das verkörperte Dreieck; 2) , ein Zeitraum von vier Jahren; , mit vier Thüren; mit vier Hörnern; , vierköpfig; r, mit vier Säulen; , vier dramatische Stücke, drei Tragödien und ein Satyrstück, womit ein tragischer Dichter sich in den Wettkampf einliess; , Kreuzweg, Vierweg u. s. w. Der Kreuzweg, quadrivium, wird auch bei den Römern und Germanen beachtet; bei den Germanen werden auf dem quadrivium verschiedene Rechtsfeierlichkeiten vorgenommen, 3) z. B. die Manumission nach der lex Rothar. c. 225, indem sie dem Sklaven die Freiheit ertheilte, auf den vier Wegen zu gehen, wohin er wollte; noch bedeutungsvoller aber erscheint der Kreuzweg in den germanischen Geister- und Hexensagen. Damit mag es zusammenhängen, dass bei den Germanen, Griechen und Römern der Kreuz- oder Weissdorn Zauber und Spuck abwehrt. 4) In Samos opferten nach dem pseudoherodotischen Leben Homers die Weiber der Kurotrophos (Hekate Eileithyia) auf den




    1) Welker, II. S. 365.
    2) Vergl. Krause, Kunsturkunden, I. 2, S. 466 Anm. a und II. 2, S. 266.
    3) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 211 unten.
    4) Kuhn, Herabkunft des Feuers, S. 237.



Dreiwegen. 1) Am Abende jedes Dreissigsten, der in Athen dem Verstorbenen gefeiert wurde, trug man der Hekate an die Dreiwege ein Mahl hinaus, - der Hkate und den abwehrenden Dämonen, sagt Plutarch. Diese Hekatemahle, welche aus gekneteten, vermuthlich symbolisch gestalteten Broden ( von , kneten) bestanden, galten als ein symbolisches Reinigungsmittel oder Katharma. Auch ein Hund wurde nach Aristophanes auf den Dreiweg geschickt (oder drei junge Hunde, wie anderwärts gesagt wird) und diente nach Plutarch zur Abwendung und Reinigung. 2) In den Wurzelgräbern des Sophokles sucht Medea, das Urbild der Zauberinnen, die heiligen Dreiwege auf und schneidet Zauberwurzeln, bekränzt mit Eichen und vielem Geringel von grimmen Schlangen, wie Hekate selbst. - In Attika bestand bis auf Solon die Grundlage des Staatsorganismus in vier Volksstämmen; durch die solonische Verfassung wurde das ganze Volk nach dem Vermögen in vier Klassen getheilt. 3) - Das Rad des homerischen Streitwagens hat acht, der Streitwagen der spätern Wettkämpfe und Vasenbilder vier Speichen (, daher ). 4) Dem Hermes als dem Gotte der Verstandesentwickelung war die Vier- und das Viereck geheiligt. Die Vier hatte vor andern Zahlen den Vorzug, dass sie, mit der Sieben, des zeitmessenden Helios verbunden, die vier Wochen des Mondmonats bestimmte. Die Tage waren von Zeus, heilige Tage aber zuerst der erste, vierte und siebente, wie Hesiod in den Tagwerken 767 lehrt, und der vierte gut, wichtige Dinge anzufangen, als ein Weib in das Haus einzuführen, ein Schiff zu bauen, ein Fass zu öffnen. In Athen war der vierte Tag dem Hermes geweiht, an dem er einen Kuchen erhielt und auf welchen sein Geburtsfest fiel, wie dasjenige des Apollo auf den siebenten. Er hatte das alte




    1) Welker, a. a. O., II. S. 403, vergl. mit S. 409. Mit dem Dreiweg (, trivium) berührt sich das Dreiblatt (trifolium), mit welchem die Rosse der Artemis gefüttert wurden.
    2) Welker, a. a. O., II. S. 411 und 412.
    3) Peter, Zeittafeln zur griechischen Gesch., Halle 1858, S. 32, Anm. 68.
    4) Guhl und Kohner, a. a. O., S. 275.



peloponnesisehe Tetrachord erfunden, das den ; bei vier Farben und den vier Mal vier Buchstaben dachte man vermuthlich auch an ihn und man nannte den Würfel Hermes und den Hermes , und sagte, Hermes sei im Stein. Die pythagoreische Symbolik gab dem Hermes als dem wahrhaften das Quadrat. Es ist daher wohl keinem Zweifel unterworfen, dass mit Bezug auf seine heilige Vier dem Hermes die ursprünglich ihm ausschliesslich angehörende viereckige Säule geweiht worden ist, von der gewiss die Heiligung der Vierzahl nicht ausgegangen. Viereckt kam auch im figürlichen Gebrauch für das in seiner Art Vollkommene, nicht blos für das Geregelte, Gesetzmässige auf. Dass in Pharae um einen Hermes in Hermengestalt auf dem Markt 30 Steine umherstanden, hatte vermuthlich auch auf den Zähler oder Rechner Hermes Bezug, 1) - die 30 Steine sind das Symbol des zum Sonnenmonate erweiterten ursprünglichen vierwöchentlichen Mondsmonates. In dem maurerischen Gesellengrade ist der Cubus mit dem Fünfecke und dem blos zuhörend zu beobachtenden Stillschweigen wohl ohne allen Zweifel den pythagoreischen Gebräuchen, dem griechischen Hermesdienst entlehnt und die maurerischen Gesellen sind rein die pythagoreischen Akustiker, die schweigsamen Hörer. Daher wird in dem Statutenbuche der Loge von Essingen, von dem ältern Lehrlinge auf die Frage, was seine Verrichtung sei, geantwortet: Unterricht zu hören und zu empfangen, 2) welche Antwort aus dem Lehrlingsfragstücke bei Prichard entlehnt ist. 3) Die erzürnt aus dem Olymp hinweggegangene Demeter zeigt zu Eleusis vier Vorstehern und Gerichtsherrn der Gemeinde ihre Mysterien; die vier sind Triptolemos, der rossepeitschende Diokles, die Gewalt des Eumolpos (Gutsängers) und des Keleos, Anführer der Völker. 4) Von diesen eleusinischen Geheimnissen wird in dem homerischen Hymnus gesagt:




    1) Welker, a. a. O., II. S. 448.
    2) Krause, a. a. O., I. 1. S. 321.
    3) Krause, I. 2. S. 75, vergl. mit Grävell, Betrachtungen, S. 191.
    4) Welker, II. S. 512.



Selig wer diese geschaut hat der Menschenkinder auf Erden:
Wer ungeweiht und des Heil'gen untheilhaft, nimmer wird gleiches Loos
der haben, nachdem er verschied, im schaurigen Dunkel.

Aeschylos betet in den Fröschen des Aristophanes:

Demeter, die du auferzogest meinen Geist,
Gib, dass ich würdig deiner heiligen Weihen sei.

Sophokles sagte:

Wie dreimal selig die
Der Menschen die, nachdem sie diese Weih'n geschaut,
Zum Hades gehn; denn diesen allein ist verlieh'n
Zu leben und den Andern nichts als Elend dort.

Im Philoktet sagt der zu Eleusis eingeweihte Herakles, die Frömmigkeit stirbt nicht mit den Menschen, d. h. begleitet sie in das jenseitige Leben, ihre Werke folgen den Frommen nach. - Auch mag hier beigefügt werden, dass sieben mächtige Platanen in einer weiten Ebene bei Bujukdere unweit Constantinopel, worunter Gottfried von Bouillon gerastet haben soll, in runder Zahl die "40 Bäume" oder auch die "sieben Brüder" genannt werden. Die Zahl der Cedern des Cedernwäldchens auf dem Libanon wird gewöhnlich zu 365 angegeben. 1) Goethe, sämmtliche Werke (Stuttgart und Tübingen 1840), IV. S. 282, glaubt die symbolische Vierzigzahl bei den Juden dem Beschauen, Erwarten, vorzüglich aber der Absonderung gewidmet. Die Sintfluth, welche Noah und die Seinen von aller übrigen Welt absondern sollte, nimmt 40 Tage zu; nachdem die Gewässer genugsam gestanden, verlaufen sie während 40 Tagen und so lange noch hält Noah den Schalter der Arche verschlossen. Gleiche Zeit verweilt Moses zweimal auf dem Sinai, abgesondert vom Volke; die Kundschafter bleiben eben so lange in Canaan, und so so denn auch das ganze Volk durch so viel mühselige Jahre abgesondert von allen Völkern, gleichen Zeitraum bestätigt und geheiligt haben. Ja in das neue Testament geht die Bedeutung dieser Zahl in ihrem vollen Werth hinüber; Christus bleibt 40 Tage in der Wüste, um den Versucher




    1) Ausland für 1861, S. 312 b.



abzuwarten. Die Vierzigzahl ist jedenfalls nur die durch die Zehnzahl verstärkte Vierzahl (4 x 10), wie schon daran zu ersehen, dass der triumphirende Cäsar auf seinein vierspännigen Triumphwagen des Abends von 40 Elephanten mit grossen Armleuchtern den Zug nach dem Capitole rechts und links begleiten liess. 1) Die vier Strassen, welche das alte England durchschnitten, Ermingestrete, Ikenildstrete, Watlingstrete und Fosse, sind als vier Kreuzwege zu denken, so wie es auch hierauf zu beziehen ist, wenn z. B. das Obernbreiter Weisthum von dem Vogte auf den vier Strassen spricht. Die vier Fallthore oder Feldthore, welche nach dem Lengfurter Weisthum geschlossen werden sollen, müssen nach den vier Himmelsgegenden oder im Kreuze liegen; von den quatuor anguli terrae der lex Salica und Bajuv. gilt dasselbe. In der Offnung der Probstei Wagenhausen im Thurgau (Zürcher Stadtbibl. Msc. L. Nr. 16, S. 105, wornach Grimm, Weisthümer, I. S. 290 zu berichtigen ist) heisst es: "Stirbt aber eine Frauw vnd hat ain vnberathen tachter, die die vier wend ansieht, so gibt sy kainen vahl." Die Offnung von Rorschach vom J. 1469 (Grimm, Weisthümer, I. S. 233) nimmt vier Capitalverbrechen an. Ebenso verhält es sich mit der Bestimmung des rügischen Rechtes, dass wer in Rügen eines Edelmanns Tochter Gewalt anthue, geviertheilt und an die vier Orte des Landes ein Theil auf einen Baum, 18' hoch über die Erde, aufgehängt werden solle. Die vier Bänke des Gerichtes, 4 Steine, 4 Eichen u. s. w. sind gleichmässig zu stellen. Die vier Himmelsgegenden berühren sich übrigens mit den vier Jahreszeiten und so kommen z. B. vier Gerichte, vierteljährliche Gerichte und andere Versammlungen vor. Das englische Schwurgericht versammelt sich regelmässig alle Vierteljahre und ebenso die ihm nachäffenden französischen und deutschen Schwurgerichte. Eben dahin gehören die Quartalversammlungen, das Quartal der deutschen Innungen und Handwerkszünfte. 2) Die Strassburger Haupthütte hatte jährlich Hauptversammlungen an den vier Fron-




    1) Böttiger, Kunstmythologie, II. S. 200.
    2) Fallou, a. a. O., S. 19 und 45.



fasten (Frauenfasten). Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 92, erklärt die das ganze Mittelalter durchziehende Vorstellung des Kampfes des siegreichen Kreuzes gegen den auch schon in der Apocalypse erwähnten Drachen als entsprungen dem Bilde von dem mit dem Gewitterdrachen kämpfenden Blitze. Das Kreuzeszeichen, welches segnet, - welches Hexen und Teufel vertreibt, daher in der ersten Mainacht an die Thürpfosten gezeichnet und auch an den Wiegen neugeborner Kinder, so lange die Taufe nichl erfolgt ist, nicht gespart wird, ist zufolge Schwartz, S. 219, Anm. 2, das alte Hammerzeichen Thôrr's, beziehungsweise das Symbol des Blitzes. - Bei Lenau heiss es von der Verkündigung des von dem Papste über Savonarola verhängten Bannspruches:

Vier Fackeln werden angezündet
Und ausgelöscht mit einem Fluch.

Vier Fackeln haben sie gezündet
Und ausgelöscht mit einem Fluch,
Und haben so der Welt verkündet
Des Kirchenbau's Zusammenbruch.

Sie zeigten, ihre eignen Richter,
Dass frevelnd in der Welt des Herrn
Sie löschen möchten, wie die Lichter,
Die vier Evangelisten gern.

Der zu Goslar unter dem Namen des Krodo-Altars aufbewahrte und dahin von der Sachsenburg gebrachte Kasten, welchen Klemm, Handbuch der germanischen Alterthumskunde, S. 323, wegen des auf seiner Platte befindlichen Kreuzes für einen dem Dienste des Thôrr gewidmeten Räucheraltar hält, wird von vier ehernen knieenden Figuren, deren nähere Beschreibung Klemm, S. 352, mit einer Abbildung auf Taf. XVIII. Fig. 3 gibt, getragen. Es sind knieende bärtige Figuren, welche die beiden Hände nach oben erheben und auf dem Kopfe anscheinend eine enganliegende Bedeckung tragen; auf Kopf und Händen muss der Altar ruhen. Klemm hält den Kopf für unbedeckt und die Figuren für persepolitanische oder orientalische, die auf unbekannte Weise nach Deutschland gekommen seien. Hochhuth, Erinnerungen an die Vor-





zeit und Gegenwart der Stadt Eschwege (Eschenwege, Wege durch Eschen), Leipzig 1826, S. 2, erklärt den Krodo für einen Zeitgott und es würden unter dieser Voraussetzung die vier Figuren die vier Jahreszeiten, das viergetheilte Jahr andeuten. Der Taufkessel im Dome zu Bremen wird von vier auf Löwen reitenden Männern getragen, die in der Bekleidung und Gesichtsbildung sehr an die Träger des Krodo-Altars erinnern. An den vier Füssen des Thrones des olympischen Zeus von Phidias waren vier tanzende Siegesgöttinnen angebracht und zwei andere rechts und links am Fussschemmel neben zwei Löwen. 1) - In dem fünften französischen Grade des Maitre Parfait sind in den vier Ecken der Loge je vier Säulen und vier Lichter angebracht, welche erleuchtete 16 Säulen die zwölf Monate des Jahres und die vier Zeiten desselben bezeichnen sollen. Auch macht der Aufzunehmende vier Reisen mit Eindeutung auf die vier Theile oder Quadranten der Sonnenbahn. 2)

III. Der römische Janus, nach Varro der Alles überschauende Himmels- und Lichtgott, war zu Falerii in Etrurien mit vier Gesichtern abgebildet und vierköpfige Bilder des Janus auf Schwibbögen und Durchgängen erscheinen häufig. 3) Aehnlich gehört bei den Römern zum kapitolinischen Jupiter wesentlich ein Viergespann (quadriga); nach dem Vorbilde der quadriga Jovis wurde auch der Triumphwagen seit Camillus gewöhnlich von vier weissen Rossen gezogen. 4) Es soll Manasse ein Bild des Jupiter mit gleichfalls vier Gesichtern im Tempel zu Jertisalem aufgestellt haben. 5) Auch der griechische Todtengott Hades fährt auf einem schwarzen 6) Zwei- oder Viergespann und wird daher , der rosse-berühmte genannt; in ähnlichem Sinne war dem Osiris zu Memphis ein weisses Viergespann geweiht. Paulus




    1) Büttiger, K. M., II. S. 177.
    2) Ragon, Ordre chapitral, nouveau grade de Rose-Croix, Paris 1861, S. 2.
    3) Böttiger, Ideen zur Kunstmyth., I. S. 22 Anm.
    4) Böttiger, II. S. 197 ff.
    5) Movers, die Phönicier, I. S. 541.
    6) Schwartz, a. a. O., S. 67.



Aemilius opferte bei seinem Triumphe dem capitolinischen Jupiter eine Hecatombe von 120 weissen, festlich geschmückten Stieren, was wohl nicht ohne Nachahmung blieb. Ein weisses Ross, welches noch keinen Zügel getragen, wurde bei den Griechen und Massageten der Sonne geopfert. 1) Den Dioskuren, welche bei den Griechen sehr häufig auf weissen Rossen dargestellt worden, wurden von den Schiffern weisse Lämmer geopfert. Ein schimmernd weisser Stier ist auf Kreta das Symbol des Zeus Asterios, d. h. des Herrn des gestirnten Himmels und der Sonne, so wie eine schimmernd weisse Kuli das Bild der Pasiphoe, der Mondgöttin. 2) Einen weissen Stier lässt Pindar von Bellerophon dem Pferdebändiger Poseidon opfern, jedoch werden ihm auch schwarze Stiere geopfert oder in das Wasser versenkt. 3) Der zu Heliopolis oder On unter dem Namen Mnevis als Symbol der Sonne verehrte Stier war weiss und gelb und eine Nachbildung desselben war das goldene Kalb, welches die Israeliten in der Wüste anbeteten. Selênê fährt nach Ovid mit zwei weissen Stieren, nach Andern mit zwei weissen Pferden. Nach der Volkssage in Schwaben ist der wilde Jäger Berchtold (Odhin) weiss gekleidet, auf weissem Rosse und mit weissen Hunden am Stricke geführt. Dem weissen Odhin steht der schwarze Teufel auf schwarzem Rosse entgegen, 4) dem auch ein schwarzes Schaf oder Huhn, ein schwarzer Geisbock u. s. w. geopfert werden, wie den Lichtgöttern weisse Thiere. Dieselbe Beziehung zur Unterwelt haben die weissen Schwäne und die Schwanhemde, welche die Valkyren, die Elfen, die verwunschenen Jungfrauen und selbst die christliche Maria in den Sagen tragen und anlegen. 5) Auch der heilige Georg, der christliche, aus Syrien stammende Drachenkämpfer reitet auf einem weissen Pferde, ist der candidi equi miles. 6) Der indische Kuwera, der Gott der




    1) Kauffmann et Cherpin, histoire, p. 142.
    2) Preller, griech. Mythol., II. S. 84.
    3) Welker, griech. Götterl., II. S. 674 unten.
    4) Simrok, Mythol., S. 502 und 503.
    5) Simrok, S. 420 und 390.
    6) Schwartz, S. 94; Wolf, Beiträge I. S. 54.



unterirdischen Schätze und des Reichthums, fährt auf einem mit vier weissen Pferden bespannten Wagen oder reitet auf einem weissen Pferde; der Mondsgott Schandra auf einem Wagen mit zwei weissen Rossen. In Griechenland war bei Männern und Frauen bei den mantelartigen Kleidern, bei den Ueberwürfen oder Epiblemata die weisse Farbe die vorherrschende; die frühern Archeologen hatten sogar die Behauptung aufgestellt, dass in Griechenland die weisse Farbe die allgemein übliche gewesen sei, buntfarbige Gewänder dagegen als ein Zeichen leichtfertiger Sitten gegolten haben. 1) In der deutschen Mythologie wird der Gegensatz von Licht und Finsterniss, der zarathustrische oder uralte indogermanische Gegensatz von Licht und Finsterniss durch die dem Niördr und Odhin vermählte Skadi, d. i. die theils weisse und theils schwarze Elster, die Tochter der Nacht, ausgedrückt, welche sich als die Nacht und der Winter mit dem Lichtgotte verbindet, aber im ewigen Wechsel sich wieder von ihm trennt und die einstens ganz weiss, wie Ahriman, werden muss. Die weisse und schwarze Elster (pica) ist das Sinnbild der gegenwärtigen, vom Gegensatze getragenen Weltperiode und wird dereinstens die Elster ganz weiss, so ist das Böse und das Nächtliche, die Schlange des Ahriman und der Eva, in der Welt überwunden und es beginnt eine neue Zeitperiode ohne die Wiederkehr der Nacht im ewig ungestörten Lichte; dann hat Skadi dem von ihr allein gewünschten Baldur, dem Gott des ewigen Lichtes sich vermählt, - sie ist eingegangen in den ewigen Osten. 2) - Das Stirnzeichen Oder tilaka der Çrivaishnava, der durch Râmânuga im Anfange des zwölften Jahrhunderts im südlichen Indien oder im Dekhan gestifteten Religionssekte, durch welches bekanntlich sich die Religionssekten von einander unterscheiden, besteht in zwei senkrechten weissen Linien, die von dem Haare nach jedem Auge gezogen sind; durch eine wagrechte Linie werden sie über der Nase verbunden; in der Mitte be-




    1) Guhl und Koner, a. a. O., S. 180 ff.
    2) Menzel, Odin, S. 32 ff.



findet sich ein rother Strich. 1) - Der Phratrie der Eteo-Butaden in Athen stand der Vorrang zu, an dem Feste der Skirophorien () den weissen Sonnenschirm (, umbella, das deutsche Schirm) zu tragen, welcher, sagt Ritter, Vorhalle S. 403, als Zeichen galt, dass es nun wieder Zeit sei, Häuser zu bauen, gewiss aber ein Symbol des Sonnendienstes, der die Sonnenschirme nöthig machenden Sonne war, 2) wie denn auch Ritter selbst darin einen Rest altasiatischen Sonnen-Kultus aufbewahrt findet. Die Skira wurden nach Preller, griech. Mythol., I. S. 137, der Athena Ergane, der Spinnerin und Weberin Bertha der deutschen Mythologie, in den letzten Tagen des Saatmonats Pyanepsion, d. h. in der Herbstzeit (nach Rinck am 12ten des Monats Skirophorion oder am 9. Juni) gefeiert und der Sonnenschirm war wohl das Symbol, dass die Sonne, hier die Athena als Erd- und Erntegöttin, als Demeter gefasst, die Saat beschützen und gedeihen lassen möge. Hiermit stimmt zusammen, dass man an diesem Feste das Gewebe am Peplos der Athena, dem Symbole der Saat selbst, begann und dass dieser Peplos an den Panathenäen, d. h. im Monate der Ernte dargebracht wurde. - Das Mithrasdenkmal von Heddernheim stellt das Leben der Menschheit und des geweihten Menschen auf einem Bande über dem Hauptbilde in vier Stadien oder Perioden mit drei Lebensbäumen dazwischen dar. Zuerst erscheint der halbentwickelte Mensch, wie in der Wiege, im Herzen eines unentwickelten Baumes, die Geburt des Lehrlings. Hierauf folgt die zweite Periode, die der Arbeit und des Kampfes gegen das Böse; der Eingeweihte schleppt mühevoll auf dem Rücken einen Stier dahin, hinter welchem eine Schlange zu dem Baume des Lebens aufspringt, d. h. er ringt mit dem Bösen, mit der Erdenlast. Dem siegreich Ringenden, dem Gesellen wird als Meister auf dem dritten Bilde von einem geflügelten menschgestalteten Genius die Krone des Mithra auf das Haupt gesetzt. Auf dem vierten Bilde endlich




    1) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 128.
    2) Rinck, II. S. 62 ff.



kommt der von dem Erdentand befreite, nackte und ge reinigte Mensch im ewigen Lichte an, indem er auf dem rechten Fusse vor Mithra kniet und dieser den Knieenden an der Rechten zu sich emporhebt. Den äussersten Rand des ganzen Denkmals schmücken vier Hermesköpfe, zwischen denen wieder je vier Bilder oder Bildchen stehen, nämlich die vier Jahres- und vier Tageszeiten, das Sonnen- und Naturleben in seinen vier jährlichen und täglichen Abschnitten. 1) - Auch muss hierher bezogen werden, dass in seinem Lararium vier zu Verehrende, gleichsam vier Gekrönte, nämlich Abraham, Orpheus, Apollonius und Christus, von dem Kaiser Alexander Severus aufgestellt wurden. 2) - Vierseitig war auch der Holzstoss, auf welchem der Leichnam verbrannt wurde, indem der Holzstoss als ein Altar angesehen wurde, worauf der Todte als Opfer des Pluto brannte. 3) - Alessandria, Parma u. s. w. sind viergetheilt. Die italienischen Städte hatten ursprünglich oft vier Consuln (Raumer, VI. Seite 125. 155. 169. 174. 194).

IV. Der Thron des Königs Vikramâditja im letzten Jahrhundert vor Chr. soll nach der Sage von 8 Mal 4 oder 32 Säulen in der Gestalt von jungen Mädchen, verfluchten Apsarasen, getragen worden sein, auf deren Köpfe Der treten musste, der auf den Thron sich setzen Wollte. 4) Vier Kasten zählten die Inder und auch die Aegypter und Sinesen nach der Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 93 und S. 158. Der Krönungswagen der indischen Könige wird von 4 Pferden gezogen. 5) Brahma (der Schöpfer) wird mit einer vierfachen Krone, oder vierköpfig, oder gleich Indra, dem vier Pfauen als seine Symbolvögel beigegeben sind und der von dem Dreirüsselephaanten Irawat getragen wird, 6) und Wischnu (dem Erhalter), Çiva (dem Zerstörer), - Krischna oder dem indischen Herakles als einer Verkör-




    1) Müller, Mithras, Fig. 21, vergl. mit S. 106 ff.
    2) Böttiger, Ideen zur Kunstmythol., I. S. 21.
    3) Büttiger, kleine Schriften, III. S. 18 unten.
    4) Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 807 Anm.
    5) Dunker, II. S. 129.
    6) Müller, a. a. O., Taf. III. Fig. 96.



perung (avatâra) des Wischnu, 1) - Ganesa oder dem Gotte der Künste, der Klugheit und der Ueberwindung von Schwierigkeiten, 2) welcher von der auch der Ilithyja, der Hathor und der Leto geheiligten Ratte oder einer grossen Maus getragen wird und den gewöhnlich, hindeutend auf seine Weisheit und Klugheit, eine Schlange umwindet, - dem Sonnengotte Surya oder Surja, - dem keulentragenden Rama 3) u. s. w. vierarmig dargestellt. Die grosse Weltschlange Ananda, das gewöhnliche Ruhekissen Wischnu's, ist vierhäuptig und ähnlich hat der den vierarmigen Donner- und Wolkengott Indra tragende weisse Elephant Irawat, das Symbol der Weisheit und Stärke, auch vier Rüssel. Der Papst trägt ähnlich, wie Brahma, eine vierfache, eine dreifache Krone; Osiris eine zweifache als König von Ober- und Unterägypten und Christus eine siebenfache. Vier Stadien (âcrama) des Lebens nehmen die Inder an 4) und ebenso vier Welthüter (Lôkapâla), welche durch das Gesetzbuch des Manu auf acht vermehrt wurden. 5) Ebenso gehört in diesen Vorstellungskreis, dass die Juden an den vier Ecken ihres Mantels vier Quasten tragen mussten, was daran erinnert, dass bei Leichenbegängnissen die vier Zipfel des Sargtuches von vier Personen feierlich getragen zu werden pflegen. Auch die Neu-Seeländer trugen bei ihrer ersten Berührung mit den Europäern im vorigen Jahrhundert an den vier Ecken ihres Mantels Verzierungen; 6) ebenso tragen noch heute die Juden in Holland an den vier Ecken ihrer weissen wollenen oder damastenen Mäntel vier gleichmässig gebundene, längliche Wollfadenbüschel. 7) Böttiger, Ideen zur Kunstmythologie, I. S. 47, berührt in dieser Richtung auch die phrygische Mütze mit den zwei oder vier bald




    1) Lassen, II. S. 1088 und 1107.
    2) Lassen, II. S. 1087; Müller, Taf. III. Fig. 97.
    3) Müller, Taf. III. Fig. 149, 150 und 152.
    4) Lassen, I. S. 580, Anm. 2.
    5) Lassen, I. S. 736, Anm. 3 und S. 771.
    6) G. Forster, Gesch. der Seereisen und Entdeckungen im Südmeer, IV. (Berlin 1778) S. 161.
    7) Gartenlaube für 1861, Nro. 6, S, 82 a. unten.



herunterhängenden, bald hinaufgebundenen Lappen (redimicula bei Virgil), indem diese Mütze, gleich dem parsischen Penom, eigentlich zum Verbinden des Mundes bestimmt gewesen sei. Krischna als Wischnuawatara wird dargestellt stehend in zwei verschränkten, von einem Kreise umschlossenen und ein Achteck bildenden Quadraten, 1) welche hindeuten auf die acht Weltstützen, auf die acht Wischnu's, auf die acht welttragenden Elephanten und überhaupt auf die Welt als ein Gebäude, auf Brahma's Haus, auf Wischnu's grosses Rad. Die Kardinalpunkte sind durch vier hervorschlagende Flammen bemerkt, und zwischen ihnen sind die Repräsentanten der belebten Thierwelt der vier Elemente angedeutet durch einen Pfau (Vogel, Luft), Stier (Erde), Fisch (Wasser) und ein Krokodil (Wasser und Erde). Auch wird Wischnu als viergestaltiger Gott, als Tetras, nämlich als Brahm, Brahma, Krischna und Çiwa abgebildet. 2) Der von sieben in vier Reihen gespannten Rossen gezogene Sonnengott Surja sitzt unter einem von vier Säulen getragenen Baldachin und ist zugleich vierarmig mit zwei erhobenen und zwei gesenkten Armen. 3) In zwei Händen hält er Tshakras, wovon wahrscheinlich der eine die Weltregierung, der andere aber die Kreisfahrt durch den Thierkreis symbolisiren sollen; die dritte Hand ist mit dem Schwerte zur Bekämpfung alles Nächtlichen bewaffnet und die vierte hält das Rosengewinde, von dessen Abstrahl sich der Morgen und der Abend in Purpur malen. Das diesfällige, von Müller mitgetheilte Bild soll auf einer grossen, mit silbernen Glöckchen gezierten goldenen Scheibe en Email angebracht sein und bei Verrichtung der Gebete in den verschiedenen Tageszeiten zur Schelle gedient haben. - Auf vier Säulen ruht der Thron des Mondsgottes Schandra 4) und ist oben mit vier Fahnen geziert. - Der Mensch, der kleine Gott, die kleine Weit wird in einem Quadrate,




    1) Müller. Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, Taf. I. Fig. 78.
    2) Müller, a. a. O., Taf. I, Fig. 77.
    3) Müller, Taf. I. Fig. 79.
    4) Müller, Taf. I. Fig. 93.



das von einem Lichtkreise umgeben ist, dargestellt, indem er mit den Händen und Füssen ein Andreaskreuz bildet, und das Haupt von einem Lichtnimbus umgeben; die ausgestreckten Arme und Hände deuten auf das Ausgreifen und Feststehen, das Bauen und Zertreten. 1) Kopf, Brust und Zeugungstheile bilden die menschliche Trias, Geist, Seele, Begierde, - Licht, Wärme und Glut, - Sonne, Mond und Erde; also die Vierzahl der ausgestreckten Extremitäten und diese Dreizahl des Leibes die heilige Siebenzahl. - Auch gehört es hierher, dass die eigentliche indische Schlachtordnung eine viergliedrige (k'aturanga) ist, oder aus Elephanten, Reitern, Wagen und Fussgängern besteht und in dieser Weise schon der indische König Porus am Indus gegen Alexander den Grossen gestritten hatte. 2) Nach diesen vier Theilen ihres Heeres haben die Inder das Schachspiel (k'aturanga) erfunden und gebildet. 3) - Diese indische Symbolik erinnert an die Denkmünze, welche die Loge zur wahren Eintracht im J. 1813 zu ihrer 25jährigen Stiftungsfeier in Eisen hat giessen lassen und die Zacharias in der Numotheca numismatica Latomorum, Heft IV. Nro. 4, mittheilt. Auf dem Avers dieser Denkmünze bilden in einem dreifachen Randkreise der Zirkel und das Winkelmass, als die Symbole der Liebe und des Rechts, ein Quadrat, in dessen Mitte sich der fünfeckige flammende Stern befindet. - Auch die Kriegsmacht des Negerstammes der Bambarras in Afrika ist in vier Abtheilungen getheilt, mit je einem Ober- und Unterbefühlshaber. 4) Die ihnen verwandten Mandingos theilen die Tage in vier Theile und das Jahr in zwölf Mondmonate und in siebentägige Wochen; 5) als glückliche Tage gelten ihnen der erste Monatstag, die geraden Monatstage, in denen sechs nicht vorkommt, und die ungeraden, in welchen fünf enthalten




    1) Müller, Taf. II. Fig. 72.
    2) Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 50 a; Lassen, III. S. 954 und II. S. 715; Paulin, II. S. 28.
    3) Ersch und Gruber, a. a. O., S. 245 a.
    4) Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, II. S. 163.
    5) Waitz, a. a. O., II. S. 175.



ist. Der Pallast des Königs Jajâti zu Gajapura in Orissa aus dem 5ten Jahrh. n. Chr. hiess Katudvâra, weil er vier Pforten hatte, und von welchem noch Ueberreste vorhanden sind. 2) Der Brahmeçara ist ein prachtvoller, von vier Hallen umgebener Tempel Çiva's in Orissa. 3) Orissa hat zugleich vier Xêtra (Felder) oder heilige Gebiete, welche nach den Göttern, denen der Haupttempel gewidmet ist, benannt werden; 4) das berühmteste unter diesen vier Xêtra ist wohl die sog. schwarze Pagode (entstellt aus bhâgavata), welche im J. 1241 erbauet wurde und jetzt verfallen ist; nach dem Sonnengotte (Arka) hiess dieses Gefilde Arkaxêtra und der an der Küste bei Kanarak gelegene Tempel wird die schwarze Pagode genannt, weil seine Ruinen den vorübersegelnden Seefahrern schwarz erscheinen. In dem alten Orissa bekleideten 16 der vornehmsten Grundbesitzer und Vasallen, die Sâmanta, ganz wie im deutschen Mittelalter erblich die obersten Kronämter und hatten darin bei feierlichen Gelegenheiten Ehrendienste zu leisten. Einer von ihnen trug das Staatsschwert, ein zweiter den Schild des Königs, ein dritter die königliche Standarte, ein vierter reichte dem Monarchen die Sandalen dar und ein fünfter fächelte ihm mit dem kâmana oder dem Fliegenwedel Kühlung zu. 5) Auch in Kâluhja waren vier der höchsten Aemter des königlichen Hauses den vier vornehmsten Vasallen erblich übertragen, 6) welche letztere den vier Hauptvolksstämmen angehörten. Das in einem Tempel auf Lankâ oder CeyIon aufbewahrt gewesene heilige Trinkgefäss Buddhas hatten nach der Legende vier Berggottheiten angefertigt, indem sie vier Gefässe verfertigten, und diese dem Buddha brachten, welcher ihnen erklärte, dass ihm ein einziges genüge; er stellte demnach alle vier einzelnen Gefässe in einander, so dass sie nur ein einziges bildeten. Sie waren grösstentheils aus Sapphir verfertigt. Der Glaube ist,




    1) Waitz, II. S. 201.
    2) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 6.
    3) Lassen, a. a. O., S. 9.
    4) Lassen, I. S. 187 Anm. und IV. S. 30.
    5) Lassen, a. a. O., IV. S. 65 und 66.
    4) Lassen, IV, S. 109 und 110.



dass dieses heilige Gefäss 5000 Jahre bis zur Ankunft des künftigen Buddha und Erlösers, Maitreja, erhalten werde. 1) Diese buddhistische Sage von den vier schmiedenden Berggottheiten stimmt übrigens auffallend mit der ähnlichen, schon berührten deutschen Sage zusammen. - Die. vornehmsten Beamten in Kamboga besassen das Vorrecht, über sich vier Sonnenschirme halten zu lassen; 2) den Beamten zweiten Ranges gebührten nur drei, denen dritten Ranges nur zwei und denen vierten Ranges nur ein einziger Sonnenschirm und zwar je mit goldenem Griffe; an den Sonnenschirmen der Beamten fünften Ranges durfte der Griff nicht von Gold sein. In Siam sind die Städte des Reiches in vier Klassen eingetheilt. 3) - Der höchste Staatsrath des barmanischen Königs zählt vier Mitglieder, 4) genannt Vankri, d. i. Träger hoher Würden; ebenso zählt der zweite oder geheime Staatsrath vier Mitglieder. - Auf Java wird Buddha auch der Beiname Amarârja, d. h. der unsterbliche Arja, der unsterbliche Ehrwürdige beigelegt und bezeichnet diesen Gott als das Muster der Arja oder Solcher, welche die vier höchsten Wahrheiten des Buddhismus erkannt haben und ihr Leben darnach regeln. 5.) - Die vier Hauptgesetze der Buddhisten sind: Mord, Diebstahl, Ehebruch und Lügen sich niemals zu Schulden kommen zu lassen. Diese Sünden werden daher parâgika oder die aus dem sangha, der Versammlung der Geistlichen, austreibenden und ausschliessenden genannt. Die ahinsâ, d. h. die Nichtverletzung lebender Wesen, bildet das Hauptgesetz des Buddhismus und Buddha verwarf die von den Brahmanen zugelassenen blutigen Opfer. Die Ehelosigkeit war den in Klöstern lebenden Mönchen und Nonnen auferlegt. Das erste, zweite und dritte dieser Gesetze entsprechen genau den drei signanda der Manichäer. Das signandum oris schreibt Reinheit in Worten und Gedanken vor. Das zweite, das




    1) Lassen, IV. S. 299. Anm 1.
    2) Lassen, IV. S. 403.
    3) Lassen, IV. S. 436.
    4) Lassen, IV. S. 450 und 451.
    5) Lassen, IV. S. 467.



signandum manus, schliesst jede Verletzung des Thier- und Pflanzenlebens in sich und trifft genau mit der buddhistischen ahinsâ zusammen. Das dritte, das signandum sinus, macht den Manichäern die Keuschheit und die Enthaltung von der Ehe zur Pflicht, eine Enthaltsamkeit, die zwar nur von einem Theile der Anhänger Buddha's befolgt wird, aber nichts desto weniger einen Beweis des innigen Zusammenhangs des Manichäismus und des Buddhismus darbietet. 1) - Von indischen Königen wird auf Inschriften gerühmt, dass sie die vier Weltgegenden oder vier Meere mit dem Ruhme ihrer Tugenden erfüllt haben. 2) - In dem westlichen Indien und besonders auf der Halbinsel Guzerat gab es vier Feuergeschlechter (agnikula), welche ihren Ursprung von Agni, dem Gotte des Feuers, ableiteten und deren Stammvater daher auch Kâhumâna, der Beschützer des Feuers, genannt wird. 3) - Auf Java dürfen nur die Sultane vier Pikenträger haben, 4) ähnlich wie es anderwärts ein Vorrecht war oder ist, mit vier Pferden am Wagen fahren zu dürfen. - Sindh war, gleich andern indischen Reichen, ursprünglich in vier Provinzen eingetheilt. 5) Der buddhistische König Cîlâditja machte bei den jährlichen allgemeinen Versammlungen der Çramana oder buddhistischen frommen Geistlichen allen an jedem dritten und siebenten Tage vier Geschenke. 6) Auch speiste er auf seinen Reisen durch sein weites Reich jeden Tag 1000 buddhistische Geistliche und 500 Brahmanen. - Die vier nöthigen Dinge sind nach buddhistischer Lehre: Kleider, Speisen nebst Getränken, Bettzeug und Heilmittel. 7) - In einigen indischen Staaten, z. B. in Mewar, 8) sind vier höchste Beamten oder vier Minister. - Im Uebrigen dürfte der über Persien und Babylon (die Manichäer) nach Syrien und zu den Juden und von




    1) Lassen, III. S. 414
    2) Lassen, III. S. 513 und 870.
    3) Lassen, III. S. 464 Anm., S. 555 und 572.
    4) Ausland für 1849, S. 356 a. oben.
    5) Lassen, III. S. 596.
    6) Lassen, III. S. 676 und 677.
    7) Lassen, III. S. 688.
    8) Lassen, III. S. 977 und 979.



hier weiter in das römische Reich und in das deutsche Mittelalter eingedrungene und wirksame Einfluss des Buddhismus, der indischen Bildung noch zu wenig erkannt, beachtet und erforscht worden sein, wie namentlich ein grosser Theil indischer Mährchen und Legenden, besonders die Legende von der unbefleckten Geburt Buddha's über Mesopotamien, Syrien und das römische Reich nach Deutschland gekommen ist. 1) - Die Badaga's (Nordleute) auf dem Hochlande der Nilagiris oder blauen Berge im südwestlichen Vorderindien zerfallen in vier Districte und nach ihrer Ueberlieferung wanderten zuerst vier Brüder ein, die sich an vier verschiedenen Orten ansiedelten. 2) Die Badaga's entsandten einmal vier aus ihrer Mitte nach den vier Himmelsgegenden, um bis an das Meer zu wandern und die dort gelegenen Länder zu erkunden. Die nach Osten, Süden und Westen Gezogenen erreichten bald das nahe gelegene Meer und kehrten zurück; den nach Norden Ausgegangenen sah man aber niemals wieder, weshalb die Badaga's nun nach Norden die Unendlichkeit und den Himmel verlegen. Vermuthlich ist diese Mythe die geschichtliche Erinnerung an die Einwanderung der Badaga's aus Nordasien und vielleicht aus Baktrien, wofür ihre Verehrung der Sonne und des Mondes und der Sterne, sowie ihre Heilighaltung des Wassers, das sie auch alle Jahre feierlichst mit Milch speisen, ihm ein Milchopfer darbringen, spricht; 3) ebenso haben die Badaga's einen mythischen Himmelsberg, den Nilagiri, einen einzelnen Bergkegel der blauen Berge. Dort am Nilagiri liegt der Kanagiri, d. i. der unsichtbare Berg zugleich mit dem Flusse, welcher die untere Sterbenswelt mit der himmlischen Welt verbindet und über den nur ein dünner Faden als Brücke hinwegführt; der Böse, welcher diese Brücke, überschreiten will, wird durch Feuerflammen und Ungeheuer zurückgeschreckt. Diesseits des Flusses hält ein Verstorbener die Brückenwache in einer Art




    1) Vergl. auch Spiegel, im Ausland für 1860, S. 1014 b; Weber, indische Skizzen, S. 28, 29 und 37.
    2) Graul, Reise in Ostindien, I. S. 288.
    3) Graul, a a. O., I. S. 290 und 291.



Zollhaus. 1) Zur Besänftigung eines sehr reissenden Armes des Khundaflusses werden von den Badaga's jährlich als Opfer in denselben vier kleine Geldstücke (Groschen sagt Graul, I. S. 300) geworfen. - Die Inder haben auch vier Hauptarten der Gottesurtheile: durch die Wage, durch das Feuer, durch das Wasser und durch das Gift. 2) Selbst die Götter bedienen sich der Gottesurtheile. Bei der Probe der Wage muss der Priester, der das Amt verrichtet, eine auf die Umstände der in Frage stehenden That bezügliche und verfertigte Strophe vier Mal absingen. - Buddha sagt:

Wer Ehrfurcht begt in seinem Sinn und immer ehrt die ihm voran,
Dem wachsen diese vier: das Alter, Schönheit, Freude, Macht.

In der von Rückert übersetzten indischen Geschichte: Nal und Damajanti (Frankfurt a. M. 1845) S. 20 nennen sich Indra, Varuna, Agni und Jama (der Erdgrundleger) die Vierfürsten des Vierelements. Von den göttlichen Vierfürsten werden dem Könige Nal an seinem Hochzeitstage mit der Damajanti vier göttliche Gaben zum Geschenke verliehen. - Uebrigens ist das Gottesurtheil des Feuers und des Trankes oder Wassers auch den Negern in Congo, bekannt. 3) - Aus dem berühmten Tempel des (natürlichen) ewigen Feuers (Atesch-gah) der Guebern auf der Halbinsel Apscheron, etwa drei Stunden von der Stadt Baku am kaspischen Meere, schlagen die vier grössten Flammen in wunderbarer Pracht aus vier thurmartigen Röhren hervor. 4)

V. Die Chinesen haben vier Meere, vier Berge, vier Jahreszeiten, vier barbarische Nationen u. s. w., dagegen fünf, Elemente, fünf Farben, fünf Planeten, fünf Rang-




    1) Graul, I. S. 291 ff. und S. 197.
    2) Spangenberg, Beitrag zur Kunde der peinlichen Rechtspflege in Ostindien, in Bezug auf die dort üblichen Gottesurtheile; in der kritischen Zeitschrift für Rechtswissenschaft und Gesetzgebung des Auslandes, VI. S. 232 ff. Ueber die griechischen Gottesurtbeile vergl. Schoemann, II. S. 242 und 243.
    3) Bastian, ein Besuch in San Salvador, S. 85 oben und S. 90, 203.
    4) Bodenstedt, die Völker des Kaukasus, S. 187 ff.; Ausland von 1834, Nro. 152 ff.



stufen, fünf Arten Korn, fünf Eingeweide u. s. w., 1) sechs Ministerien oder Räthe, sechs Arten von Unglück und so fort bis zur Zahl hundert, welches die Zahl der chinesischen Familien ist, und bis zur Zahl zehntausend, welche die Gesammtheit der Dinge bedeutet. Das Letztere erinnert einigermassen an Homer Ilias V. 785. 860, wornach Hera wie 50, Ares wie 10,000 Krieger schreiet.




    1) Ausland für 1834, S. 315 b.