internetloge.de - internetloge.org - Hamburg, Deutschland -
Freimaurerei, Freimaurerlogen, Freimaurer






Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei
mit besonderer Rücksicht auf die Mythologieen und Mysterien des Alterthums
von Dr. Jos. Schauberg, Zürich 1861

B a n d I. - Kapitel XI



Seite 116


Das Händeklatschen.

Obwohl es allen Menschen und allen Völkern nahe liegt und natürlich ist, zum Zeichen des Beifalls und der Freude in die Hände zu klatschen, ist dennoch aus diesem allgemein menschlichen Gefühle und aus dieser allgemein menschlichen Sitte das den Maurern eigenthümliche Händeklatschen keineswegs genügend zu erklären. Bei den Maurern bildet das Händeklatschen geradezu und unleugbar einen lebendigen Bestandtheil ihres Tempel- und Logendienstes, ist gleichsam ein religiöser Ritus, ein geheiligter Gebrauch, mit welchem die Logenarbeiten begonnen und geschlossen zu werden pflegen. Wenn es die rechte Zeit ist, die Logenarbeiten zu beginnen, bezeugen die Maurer mit 3 Mal 3 Schlägen in die Hände ihre Freude über die brüderliche Zusammenkunft, heissen sich mit diesen Schlägen gegenseitig willkommen und setzen sich erst nach dieser maurerischen Begrüssung nieder; nachdem sodann die Arbeit geschlossen ist, geben die Brüder, bevor sie sich trennen, nochmals mit einander in 3 Mal 3 Schlägen das freudige Maurerzeichen der brüderlichen Eintracht und der Zufriedenheit mit der vollendeten Arbeit. In ihrer schliessenden und deckenden Bedeutung sind auch die 3 Mal 3 Schläge mit den Händen in die Gebräuche der maurerischen Tafellogen eingeflochten. Das maurerische Händeklatschen ist somit die maurerische Weise, die Freude, den Beifall, die Dankbarkeit und selbst





Seite 117


die Verehrung und Hochachtung auszudrücken und auszusprechen, und durch den Maurern wie dem ganzen Alterthume vorzugsweise heilige Dreizahl stellt sich dieses Händeklatschen durchaus als ein heiliges, als ein ursprüngliches religiöses dar, welches mit den drei grossen und kleinen Lichtern, mit den 3 Säulen der Loge, den 3 Hammerschlägen des Meisters vom Stuhl und der beiden ersten Vorsteher, mit den 3 Reisen, Schritten und Jahren des Lehrlings u. s. w. auf dem gleichen Grundgedanken, nämlich wenigstens im Alterthume auf der symbolischen Hinweisung auf die Götterdreiheit, auf den dreieinigen Gott beruhte und beruht. Dem heiligen und religiösen Händeklatschen der Maurer sehr verwandt und allein zu vergleichen ist in dem katholischen Gottesdienste das gemeinsame 3malige Geben des Kreuzes bei dem Beginnen wie bei dem Schlusse des Gottesdienstes. Noch inniger aber schliesst sich bei den Maurern an das 3 Mal dreifache gemeinsame Händeklatschen an das 3malige gemeinsameGeben des gleichfalls 3 gestalteten oder 3getheilten Halszeichens, so dass mit voller Wahrheit gesagt werden darf, alle gemeinsamen Handbewegungen in dem Tempeldienste der Maurer bis hinauf zu dem Meister vom Stuhl und den beiden ersten Vorstehern erfolgen in der heiligen Dreizahl, beziehungsweise Neunzahl. Zugleich gehören hierher der 3 mal 3fache Schritt des zum Meister aufzunehmenden über den Sarg des Hiram, - die 9 Reisen, welche derselbe machen sollte, wovon er aber nur 3 wirklich macht, und der 3 Mal 3fache Schlag des Meisters, die 9 treuen Gesellen des Hiram und die 9 oder auch 9 Mal 9 Thränen seiner Mutter. Ohne jetzt näher und tiefer auf den Grund der Neunzahl einzutreten und nur berührend, dass unter die 9 Lebensmonate des Hiram, das Wandern der Sonne durch die 3 ersten Quadranten des Thierkreises oder die 9 ersten Zeichen des Thierkreises bis zu seinem 3monatlichen Winterschlafe verborgen sind, möge zur Vergleichung nur noch Einiges angeführt werden:

3 Mal und an 3 verschiedenen Orten, also 9 Mal werden Aron und seine Söhne mit dem heiligen Salböl berührt; in ähnlicher Weise erfolgt noch heute bei den





Seite 118


Katholiken die Einweihung neuer Kirchen und theilweise wenigstens bei den Maurern die Einweihung neuer Logen. - Den Zendschriften zufolge ist es ein Sühnopfer, heiligen Menschen eine Räumung für das Wild anzulegen, welche 9 Abtheilungen haben und mit 9 Mauern umschlossen sein muss. 1) Nach dem Zendavesta trägt bei den Reinigungsceremonien der Priester einen Stock mit 9 Knoten. 2) - Auf Kreta herrschte Minos, der Sonnenheld und Sonnenkönig von Kreta, in 9jährigen Perioden; alle 9 Jahre soll Minos in eine durch den alten Volksglauben geheiligte Höhle gegangen sein, um dort eine Zeit lang des Umgangs mit seinem Vater Zeus zu pflegen und Gesetze für seine Insel zu empfangen. - 9 Tage, also 3 Mal 3 Tage dauerten die im Herbste gefeierten eleusinischen Feste oder die Feste der Ceres. 9 Tage lang lagen unbegraben die von den Pfeilen des Apollo und der Artemis getödteten 12 Kinder der Niobe und erst am 10. Tage wurden sie beerdigt. Aehnlich dauert der trojanische Krieg 9 Jahre, bis im zehnten Jahre Troja zerstört wird. In mehreren griechischen Sagen wird ein Gott z. B. Hephästos und Dionysos aus dem Himmel verstossen und darf erst nach 9 Jahren, resp. Monaten wieder dahin zurückkehren. Sehr sinnreich deutet dieses Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 147 ff. dahin, dahin, dass die Naturgötter 9 Monate während des Frühlings, Sommers und Herbstes auf der Erde leben und dann sterbend gleich Hiram in das Grab, in den Himmel eingehen. So kehrt auch der Dulder Odysseus nach der gewöhnlichen Sage nach 10 Jahren in seine Heimath zurück. Neun Jahre dauert auch der Kampf mit Kronos und 9 Monate jagt nach kretischer Sage Minos der Britomartis, d. h. der kretischen Artemis nach. Noch weiter ist hierher zu beziehen, dass der Sonnenheros Herakles zur Sühne des Verbrechens den pythischen Dreifuss in Delphi geraubt haben zu wollen, nach Massgabe der pythischen Sühnungsgebräuche 9 Jahre, eine Ennaeteris, dem Eurystheus oder




1) Rhode, die heilige Sage des Zendvolkes. S. 428.
2) Rhode, a. a. O., S. 451.



Seite 119


der lydischen Omphale dienen muss 1) Hierzu würde auch stimmen, wenn nach einer Sage Apollo nur die 3 winterlichen Monate als abwesend, 9 Monate also als anwesend galt. Am nächsten schhliesst sich dann noch an, wenn Hades in den Herbstgewittern die Persphone entführt und sie in die die Unterwelt mit hinabnimmt, worauf sie erst wieder in den Frühlingswettern heraufkommt, und sie also 4 Monate dem finstern unterirdischen Reiche, acht Monate dem lichten himmlischen Reiche, der Oberwelt angehört. 2) An die 9 treuen Gesellen, welche den erschlagenen Hiram aufsuchen, erinnern auch die 9 Jungfrauen, welche den Osiris auf seinem Zuge über die Erde begleiten, 3) - die 9 Musen des griechischen Apollo. Ebenso können die 72 Genossen des Typhon, welche den Osiris erschlagen, auf die 36 Decane und 72 Halbdecane der Sonnenbahn bezogen werden, in welchen Osiris, die Sonne ihre letzte Kraft verliert und stirbt. Verwandt hiermit ist, dass nach Diodor I. 22 das Grabmal des Osiris auf der Insel Philae mit 360 Giessgefässen, den 360 Graden der Sonnenbahn umgeben war. - In den hier berührten Kreis der der Hirammythe zu Grunde liegenden Ideen möchte es auch zu ziehen sein, dass zu Lethra in Dänemark alle 9 Jahre einmal 99 Menschen und eben so viele Pferde, Hunde und Habichte oder Hähne geopfert wurden, ohne Zweifel nicht, wie Menzel mit Andern, namentlich auch mit Furtwängler (Idee des Todes, S. 37), meint, dem Odhin, sondern dem Sonnengotte Tyr. Es war dieses Opfer ursprünglich gewiss ein jährliches Todtenopfer, welches dem nach 9 Monaten versterbenden Sonnengotte dargebracht wurde. Auch zu Upsala in Schweden wurden alle 9 Jahre einmal von jeder Gattung Thiere und von Menschen je 9 männliche Individuen geopfert. 4) Nach der Ynglingasage, 29 soll der schwedische König Ani nach und nach 14 Söhne dem Odhin geopfert haben.




1) Preller, a. a. O., II. S. 110.
2) Schwartz, a. a. O., S. 177.
3) Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 159.
4) Menzel, Odhin, S. 138; Siturok, deutsche Mythologie, S. 517; Grimm, Mythologie, S. 29 ff.



Seite 120


Die Brynhildur der Nibelungensage, die verborgene oder schlafende Sonne hat acht Schwestern 1) und wird von dem Sonnenhelden Sigurt aus dem Schlafe erlöset, indem er den Nibelungenhort, die vergrabene Sonne, das Licht bringt. - Nach der jüngern Edda, 49 reiten die Todten über 9 Ströme in das Reich der Hel, in die Hölle oder in das Todtenreich, bis sie über die Giallarbrücke kommen. Das Pferd, welches mit dem alten Deutschen begraben wurde, hatte ausdrücklich die Bestimmung, ihn auf diesem Ritt in das Todtenreich zu tragen. - 9 Nächte brauchte Hermodur, um zur Unterwelt zu reiten; 9 Wellenmädchen haben den Heimdal geboren; 9 Nächte hing Odhin an der Weltesche, als deren Frucht er gedacht ist. - Die Grossmutter oder Ahne des Riesen Hymir hat 9 Mal hundert Häupter und ebenso die daraus in den deutschen Sagen gebildete Grossmutter des Teufels. 2) Nach russischem Volksglauben sind es 9 Schwestern, welche die Menschen mit Krankheiten plagen; ein finnisches Lied lässt von einer alten Frau 9 als Knaben gedachte Krankheiten geboren werden. So wird in einer alth. Formel der Nesso mit seinen 9 Jungen beschworen. Diesen 9 Uebeln, die den 9 heilkundigen Mädchen zu Mengladens (der Göttin der Heilkunst) Füssen entsprechen, stehen Heilmittel gegenüber, die aus neunerlei Theilen bestehen; gewöhnlich müssen sie aber erbettelt oder gar gestohlen sein. So werden nennerlei Blumen zum Kranze gewunden; zur Krautweihe gehören am Niederrhein neunerlei Kräuter, neunerlei Holz zum Nothfeuer, welches letztere 81 der kräftigsten Jünglinge in einem mit 9 Speichen versehenen Rade durch schnelle Drehung eines Bohrers entzündeten oder gewannen 3) und dem auch heilende Kraft zugetrauet wurde. 9 gestohlene Webknoten werden erwähnt, 9 gesponnene Fäden; zum Liebeskuchen spart man neunerlei Teig; noch jetzt wird bei Krankheiten auf den neunten. Tag als den vermuthlichen oder möglichen Todestag geachtet. Die neunerlei Heilmittel stehen im Zusammenhange,




1) Menzel, a. a. O., S. 141.
2) Simrok, a. a. O., S, 307 u. 311.
3) Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 45 u. 48 ff.



Seite 121


mit den 9fachen Opfern.1) - Bei den Feralien oder Parentalien der Römer, weil sie namentlich zu Ehren der gestorbenen Eltern gefeiert wurden, legte eine alte, Frau drei Körner Weihrauch. welche sie mit 3 Fingern ergriffen, in ein jedes (d. h. wohl drei) Mausloch unter der Schwelle, während sie sieben Bohnen im Münde hin und her bewegte; den übern Göttern der Römer sind drei Altäre geweiht, um welche die Opferthiere 3 Mal herumgeführt wurden. - Bei den Chinesen auf Java werfen die 3 ältesten Söhne des Verstorbenen je 3 Schaufeln Erde auf den Sarg, 2) ähnlich wie der katholische Priester unter Anrufung der drei göttlichen Personen noch heute die ersten 3 Schaufeln Erde auf den Sarg des zu Beerdigenden wirft. Drei Hände Erde gaben nach der Ansicht der Römer dem unbestatteten Leichnam Ruhe im Schosse der Erde. In den maurerischen Trauerlogen sind diese 3 Schaufeln Erde die Blumen, welche in 3 Zügen auf den Sarg des oder der Verstorbenen niedergelegt werden. - Endlich leuchten die 3 Mal 3 auch hervor, dass nach der deutschen Mythologie die Weltesche Yggdrasil durch 3, Wurzeln aufrecht erhalten wird, die sich weit ausdehnen und von denen die eine zu den Menschen, die andere zu den Heimthrusen oder Riesen, d. i. zu der Unterwelt, die dritte nach Niftheim, d. i. Quelle des Urstofs, reicht; bei jeder der 3 Wurzeln des Weltbaumes liegt ein Brunnen und bei dem ersten Brunnen oder Urds-Brunnen, bei dem die Götter ihre Gerichtsstätte haben, haben die 3 Nornen oder Schicksals- und Zeitgöttinnen Urd, Werdandi und Skuld, - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ihren Aufenthalt. 3) Diese 3 Zeitgöttinnen rufen zugleich den allgemeinen, auch maurerischen Satz in Erinnerung, dass der Schritt der Zeit ein dreifacher sei: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, oder Entstehen, Bestehen und Vergehen. Die 3 Maurergrade des Lehrlings, des Gesellen und Meisters sollen in ihrer tiefern Bedeutung nur




1) Simrok, deutsche Mythologie, S. 542 ff.
2) Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. IX, S. 818.
3) Simrok, a.a. O. S. 35 ff



Seite 122


das Entstehen, Bestehen und Vergehen, - die Geburt, das Leben und den Tod symbolisiren und sind insofern nichts Willkürliches, sondern eine logische Nothwendigkeit.

Um nun das eigenthümliche und taktvolle maurerische Händeklatschen in seinem wahrscheinlichen Ursprunge zu erkennen, muss erforscht werden, in welchem Lande es als ein so regelmässiges habe entstehen können und dazu in den Tempel- und Gottesdienst eingefügt, ein heiliges gewesen sei. Auf die diesfällige Frage dürfte mit grosser geschichtlicher Zuverlässigkeit geantwortet werden, dass das maurerische, das regelmässige oder taktvolle religiöse Händeklatschen in Aegypten, in dem Lande der Regelmässigkeit und der Steinbauten, entstanden und von den ägyptischen Priestern und Baumeistern mit der Baukunst und vielen sonstigen baukünstlerischen Begriffen, Symbolen und Gebräuchen den Phöniciern, Griechen und Römern und durch sie wieder den Bauleuten und Steinmetzen des Mittelalters überliefert worden sei. Das regelmässige oder taktvolle Händeklatschen ist in Aegypten, z. B. beim Rudern der Schiffe den Nil hinauf und besonders über dessen Katarakte, bei den Tänzen und Gesängen der öffentlich tanzenden und singenden Mädchen, noch heute eine allgemeine Volkssitte, dass wohl vermuthet werden dürfte, es sei hierin ein Ueberrest einer uralten, durch die Jahrtausende fortgepflanzten Volkssitte erhalten, wenn dieses auch nicht die erhaltenen alten Denkmale durch ihm Abbildungen und Darstellungen beweisen würden. Auf noch erhaltenen Bildern zu Theben wird z. B. zu dem Arbeitsgesang mit den. Händen der Takt geschlagen. 1) Es ist sehr wahrscheinlich, dass einstens bei der Aufführung der ägyptischen Riesenbauten, besonders der Pyramiden, und bei dem Brechen und Transporte der dazu gebrauchten Steinkolosse das regelmässige Händeklatschen angewandt worden sei, um die übereinstimmende und gleichzeitige Bewegung und Wirkung der Menschenkräfte zu erzielen. Das Räthsel, wie die Aegypter bei ihren geringen mechanischen Hülfsmitteln so ungeheure Steinlasten haben fortbringen und aufrichten können, würde




1) Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 88.



Seite 123


sich auf diese Weise wenigstens einiger Massen lösen. Der dreifache Maurerschlag erscheint in dieser Beziehung als ein höchst durchdachter und praktischer, indem offenbar die beiden ersten Schläge des dreifachen Schlages erst die Aufmerksamkeit wecken und auf die Haupthandlung, welche mit dem dritten Schlage erfolgen soll und muss, vorbereiten. Diese Bedeutung des dreifachen Maurerschlages ist besonders erkennbar aus der Art und Weise, auf welche noch dermalen in den Logen des rectificirten schottischen Systems die Ertheilung des vollen Lichtes erfolgt; auf den dritten Schlag und mit ihm soll die verhüllende Binde fallen und es Licht werden. Auch auf ninivitischen Bildern geben die commandirenden Officiere, ganz wie in Aegypten, durch Händeklatschen oder durch ein Sprachrohr ihre Zeichen den Arbeitern. 1) Ebenso wird auf andern zu Ninive ausgegrabenen assyrischen Bildwerken der heimkehrende König von dem Volke mit Händeklatschen empfangen. 2) Es. ist nicht ganz unmöglich, dass die Babylonier und Assyrier dieses Händeklatschen als ein Leitungsmittel der Arbeiter und der Arbeiten von den Aegyptern erhalten und angenommen haben, obwohl es doch die grössten Bedenken hat, mit Braun, a. a. O., I. S. 181 ff. und S. 151 ff., die ganze babylonisch-assyrische Kultur und Architektur aus Aegypten abzuleiten, denn beide Kulturen und Architekturen möchten wenigstens viel eher selbstständig neben einander entstanden sein.

An das ägyptische taktvolle oder rythmische Händeklatschen schloss sich zugleich bei den ägyptischen Heeren die Trommel zur Begleitung des gleichmässigen taktvollen Marsches. 3)

Die tanzenden Sklavinnen schlagen gleichfalls nach Wilkinson auf altägyptischen Denkmalen mit den Händen den Takt dazu. Oft auch tanzt ein Mann allein und die Frauen schlagen mit den Händen den Takt dazu. Namentlich kommt dieses Händeklatschen auch auf einer Darstellung in Beni Hassan vor, welche 3000 Jahre alt ist. Auf andern




1) Braun, a. a. O. I. S. 231.
2) Braun, a. a. O., I. S.237.
3) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, Il. S. 98.



Seite 124


Bildern gibt der Tanzmeister durch Händeklatschen den Takt an, commandirt gleich den ägyptischen und ninivitischen Officieren durch den Händeschlag oder wie der Maurermeister durch den Maurerschlag. 1)

Höchst dürftig sind die Nachrichten über den Gebrauch des Händeklatschens in dem ägyptischen Gottesdienste und Alles beschränkt sich auf folgende kurze Mittheilung des Herodot über die Festfeier der zu Bubastis am pelusischen Nilarme verehrten Göttin Pacht: Zum Feste der Pacht schiffen die Männer und Weiber aus dem ganzen Lande nach Bubastis (d. i. wahrscheinlich Haus oder Wohnung der Pacht), auf allen Booten ertönt Flötenmusik, einige Weiber haben Klappern und klappern damit, die übrigen Männer und Weiber schlagen in die Hände und singen dazu." 2) - Diese Nachricht des Herodot ist wohl so zu verstehen, dass die zum Feste Fahrenden, ähnlich wie noch heute unsere Wallfahrer, auf dem Wege religiöse Gesänge gesungen und dieselben mit Händeklatschen begleitet haben. Jedenfalls kann es kein gewöhnliches Händeklatschen gewesen sein, es muss zur Festfeier gehört und somit eine religiöse Bedeutung gehabt haben, indem es sonst Herodot in seinem Berichte über die Festfeier nicht erwähnt haben würde und der Aufzeichnung- und Erwähnung werth gehalten gehalten hätte. Das taktvolle, religiöse gemeinsame Händeklatschen lässt sich einiger Massen mit einem religiösen Gessange oder auch Tanze vergleichen und war die Begleitung desselben. Die maurerischen Tafellogen möchten ähnlich mit heiligen Gastmahlen, mit Opfermahlen zusammenhängen. Das funde merum genio (spende oder opfere dem Genius Wein) des sog. ältesten englischen Lehrlingsfragstückes 3) deutet jedenfalls auf ein dem Genius, dem guten. Geiste dargebrachtes Trankopfer hin.

Dass das Händeklatschen mit dem ägyptischen Gottesdienste verbunden oder darin ein geheiligtes, ein Zeichen der Gottesverehrung und der göttlichen Freude gewesen sei, davon sind einige Spuren in den Schriften des alten




1) Vergl. auch Uhlemann, a. a. O., II. S. 305.
2) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. (Berlin 1855). S. 62.
3) Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 163.



Seite 125


Testamentes enthalten, wenn vorausgesetzt werden darf, die Juden haben während ihres langen Aufenthaltes in Unter-Aegypten sich diese religiöse ägyptische Sitte mit vielen Andern angeeignet. Jesaia 55, 12 wird nämlich gesagt, dass über die aus der babylonischen Gefangenschaft nach Jerusalem zurückkehrenden Israeliten jubelnd "alle Bäume des Feldes in Händeklatschen" ausbrechen sollen. Psalm 47 beginnt mit den Worten:

"Ihr Völker alle, klatscht in die Hände,
Jauchzt zu Gott mit Jubelschalle!"

Psalm 98 schliesst also:

"Es brause das Meer, und was es erfüllt,
Die Welt, und was darauf wohnet.
Die Ströme klatschen in die Hände,
Es jubeln die Berze allzumal
Vor Jehovah; denn er karn, um die Erde zu richten;
Er richtet die Welt in Gerechtigkeit
Und die Völker in seiner Treue."

Auch der Umstand, dass Herodot in seinem Berichte über das Fest der Pacht zu Bubastis neben dem Händeklatschen das Klappern erwähnt, berechtigt, das Händeklatschen für ein religiöses oder heiliges zu erklären, wie dieses erwiesener Massen das Klappern gewesen ist. Mit den bekannten ägyptischen Sistern, welche auf den ägyptischen Denkmalen unendlich oft erscheinen, klapperte man nämlich besonders in der Zeit unmittelbar vor der Wiederauffindung des verstorbenen und vermissten Osiris, in welcher es darauf ankam, den feindlichen Typhon zu verscheuchen und fern zu halten. Sobald Osiris wieder gefunden, wieder erstanden war, war auch Typhons Reich und Macht zu Ende und das Klappern hörte auf. 1) Noch bis auf den heutigen Tag ist dieses ägyptische Klappern in den katholischen Ländern Deutschlands, besonders auch auf dem linken Rheinufer, in der heiligen Osterzeit gebräuchlich, ohne dass man freilich den Ursprung und die Bedeutung dieses Gebrauches kennt. Sobald nämlich Christus am hohen Donnerstage verstorben ist, müssen die Kirchenglocken verstummen und es darf nicht mehr ge-




1) Uhlemann, a. a. O., II. S. 304.



Seite 126


läutet werden. Während dieser Zeit nun des Todes des Herrn werden die Gläubigen durch 3maliges Klappern mit hölzernen Klappern oft durch ganze Schaaren von Knaben zur Kirche und zum Gottesdienste berufen; ist aber Christus von dem Tode wieder auferstanden, dann hört das Klappern auf und es ertönen die Glocken wieder. Wenn nun in solchen geschichtlichen Zügen und Sitten der Zusammenhang unserer Gegenwart mit Aegypten nachgewiesen zu werden vermag, wird es doch auch nicht als eine geschichtliche Vermessenheit und Unwahrheit erscheinen, dass die Freimaurerei mit dem ägyptischen Priesterthum und mit der ägyptischen Baukunst zusamrnenhänge.