Die Zauberflöte - Bruder Alberti und das Frontispiz des Programmheftes zur Uraufführung 1791 (Seite 6)



Obelisk


Ein mit alchimistischen Kürzeln und Tiersymbolen bedeckter Obelisk steht, wie ein Wachsoldat den Weg einengend, im Vordergrund zur Linken. Man erkennt einen mit einer Art Krone festlich geschmückten Stierkopf, einen wurmverschlingenden Storch und zwei einander kreuzende Schlangen. Angeführt werden die Symbole zuoberst vom Planetenzeichen der Venus als Hinweis auf die Göttin Isis. In der alten Welt begegnete die Venus den Menschen als Morgen- und Abendstern Lucifer, übersetzt "Lichtträger". Ihren Strahlen wurde der Ursprung für die Schönheit von Menschen, Tieren, Kräutern und Blumen nachgesagt. Als Planet wird die Venus, altmesopotamisch auch Ischtar genannt, mit dem weiblichen Wesen des Mondes in Verbindung gebracht. Der Name "Gehörnte Astarte" kann mit der Sichelform des Mondes zusammenhängen, dem kanaanäisch-israelischen Gegenstück zur babylonisch-assyrischen Ischtar, der Göttin der geschlechtlichen Liebe, in deren Dienst die heilige Unzucht getrieben wurde. Auch wurde Ischtar als Muttergöttin verehrt, gewöhnlich nackt mit einem Kind auf dem Arm. Ist in der Zauberflöte mit der Königin der Nacht vielleicht Ischtar gemeint? Vielleicht wurden Goethe und Schinkel beim Entwurf ihrer Bühnenbilder von ähnlichen Gedanken geleitet.



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