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Freimaurerei, Freimaurerlogen, Freimaurer






Lebenskunst

Der französischer Philosoph Michel Foucault bemerkte 1983 in einem Interview "Zur Genealogie der Ethik" *), daß Kunst in unserer Gesellschaft zu etwas geworden ist, das nur Gegenstände, nicht aber Individuen oder das Leben betrifft. Daß Kunst etwas Gesondertes ist, das von Experten, nämlich Künstlern, gemacht wird. Aber könnte nicht das Leben eines jeden ein Kunstwerk werden?

Die Suche nach Lebenskunst war in der Antike das leitende Anliegen der Philosophie gewesen. So war die theoretische Arbeit kein Selbstzweck, sondern leitete die philosophische Lebensführung und deren praktische Einübung an. Dieses diente der Neuorientierung des Lebens in Zeiten voller Ungewißheit, als Traditionen und Konventionen zerbrachen. Der Philosoph Wilhelm Schmid erkennt in seiner Schrift "Das Leben als Kunstwerk" **):

"Schon damals lässt sich zwischen populärer und philosophischer Lebenskunst unterscheiden: Erstere zielt auf die mühelose Bewältigung des Alltäglichen, die sorgenfreie Leichtigkeit des Seins; letztere ist charakterisiert durch die weitsichtige, vorausschauende Sorge, und zwar auf der Grundlage eines Wissens von den wesentlichen Grundstrukturen und Zusammenhängen des Seins. Alle Erforschung des Seins hat nur die Ermöglichung einer philosophischen Lebensform zum Ziel."

Unter der Überschrift "Das Material der Lebenskunst" führt Schmid dann einen interessanten Aspekt in die Betrachtung ein:

"Wie jede Kunst bedarf auch die Lebenskunst eines Materials, dem in irgendeiner Weise Form zu verleihen ist. Ihr Material ist "das Leben" - nicht so sehr das Leben im biologischen Sinne, auch nicht das Leben, das auf eine etwas mystische Weise als Unmittelbarkeit verstanden wird, sondern das Leben, so wie es gelebt wird, vollzogen durch Akte des Lebens, die von einer relativ willkürlichen Anhäufung struktureller und kontingenter Faktoren bedingt sind, äusserlichen, von Aussen herrührenden, und innerlichen, im Subjekt selbst verankerten Faktoren. Da findet sich Existentielles, das die Grundlagen und Grundfragen der Existenz berührt, also das, was Leben überhaupt ermöglicht oder verunmöglicht und daher tiefer greift als anderes, und Akzidentelles, das nicht den Kern der Existenz betrifft, sondern in seiner Zufälligkeit beiläufig ist. Bunt zusammengewürfelt aus all dem ist die große Fülle des Materials des Lebens, bestehend aus Affekten, Erfahrungen, Beziehungen, Begegnungen mit Anderen, Träumen, Gedanken, Ängsten, Schmerzen, Wünschen, Lüsten, Zufällen, Zwängen usw. - eine amorphe Masse, die, wenn sie sich nicht im Disparaten, Diffusen, unentwegt in Transformation Befindlichen verlieren soll, der Formung und Gestaltung bedarf. Das ist Lebenskunst: Eine fortwährende Arbeit der bewussten Gestaltung des Lebens und des Selbst, um daraus ein Kunstwerk zu machen."

Mit dieser Beschreibung hat Schmid aus der Sicht der Freimaurerei gleichzeitig sowohl das Sinnbild des "Rauhen Steins", den unvollkommenen Menschen, als auch die Arbeit der Selbstvervollkommnung, die "Arbeit am Rauhen Stein", umrissen. Unsere eigene Vervollkommnung bzw. innere Umformung ist das Ziel der Freimaurerei, nicht die Verbesserung der Umwelt oder die Veredelung anderer. Darin unterscheidet sie sich von Religionen und Parteien, die nach außen wirken müssen. Darum missioniert sie nicht, darum predigt sie nicht und darum wirkt sie nicht in der Öffentlichkeit, sondern im kleinen Kreis der Brüder einer Loge.

Erkenntnisse werden in der Freimaurerei nicht auf übernatürlichem Wege gewonnen, sondern, bei allem Respekt vor Verstand und Vernunft, vor allem über die Kraft des Erlebnisses vermittelt. Deswegen finden die freimaurerischen Tempelarbeiten nach einem altehrwürdigen Ritual statt und deswegen spielen Symbole im freimaurerischen Erleben eine bedeutende Rolle. Der allein an den Intellekt gerichtete Appell bleibt bei allem ehrlichen Willen oft wirkungslos und schlägt wohl auch durch geschickte, spitzfindige Argumentation leicht einmal in Unmenschlichkeit um.

"Unbeirrt vom Lärm der Weit geht der Maurer seinen Weg ..." heißt es an einer Stelle des Aufnahmerituals der Großloge A.F. & A.M. Wer so seinen Weg gehen will, muß für sich eine Leitlinie erarbeitet haben. Da es in der Freimaurerei kein Dogma gibt, muß jeder einzelne Freimaurer individuell diese Leitlinie zur "Lebenskunst", zur Kunst der Lebensausgestaltung entwickeln. Weisheit, Stärke und Schönheit sind die drei Säulen, auf denen die Loge ruht, aber sie sind auch die Weltmächte, die unseren täglichen Lebensablauf regieren. Aber was ist Weisheit und wo bekommen wir sie her?

  • Weisheit bedeutet heute allgemein im Unterschied zur Klugheit eine menschliche Grundhaltung, die aus der richtigen Einschätzung der Dinge und Menschen hervorgeht.

  • Ein Weisheitsspruch ist dagegen wie ein kleines Fenster, von dem aus man nach allen Seiten unendliche Welten überblicken kann.

  • Ein kleiner Spruch taugt zehnmal mehr als ein ganzes Buch. - Spanisches Sprichwort

  • Aphorismus:

    • Mehrzahl Aphorismen; griechisch;

    • knapper, prägnant geformter Satz, der überraschend eine Erkenntnis vermittelt;

    • schlagkräftig zugespitzter Denkspruch als Kleinform der Kunstprosa;

    • Gedankensplitter.

    • Ein treffender Aphorismus spießt die Wahrheit auf, ohne sie zu beschädigen. - Carl Merz


Mit einem freimaurerischen Seitenblick haben wir unsere Zitatensammlung "Weisheiten aus aller Welt" für Sie zusammengestellt. (247 KB PDF-File)

Der Philosoph Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) vertrat die Ansicht, daß sich Philosophie nicht mit der Interpretation und Deutung vorangegangener Philosophen beschäftigen darf, sondern vielmehr aus der Interpretation der eigenen Lebenserfahrung zur Welterkenntnis gelangen sollte. Sein philosophisches System hat Schopenhauer 1818 - 1819 in seinem Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung" entwickelt. 1851 ergänzte er dieses durch eine Sammlung kleinerer Schriften "Parerga und Paralipomena" (Nebenarbeiten und Übriggebliebenes), welche bis heute das meistgelesene Werk Schopenhauers ist. Das Hauptstück dieser Sammlung mit dem Titel "Aphorismen zur Lebensweisheit" versteht Schopenhauer als "Anweisung zum glücklichen Leben". Anhand von zahlreichen lebensnahen Beispielen stellt er einprägsam seine Thesen vom Wesen der Welt vor. Im Kapitel V. "Paranäsen und Maximen" (Nutzanwendungen und Grundsätze) ordnet er seine Ansichten und Ratschläge in eine Systematik, die er einteilt "in allgemeine, in solche, welche unser Verhalten gegen uns selbst, dann gegen Andere, und endlich gegen den Weltlauf und das Schicksal betreffen." Den Abschluß dieses Hauptstücks bildet das Kapitel VI. mit der Überschrift "Vom Unterschiede der Lebensalter". Die Systematik und Kapitel VI bieten wir Ihnen nachstehend zum Studium an:

Über die verschiedenen Rubriken verstreut, finden Sie auf unseren Internetseiten weitere Informationen zu Lebensweisheit und Lebenskunst:



Die Philosophie von Gewinnern

Der Gewinner ist immer ein Teil von der Antwort
    - Der Verlierer ist immer ein Teil des Problems

Der Gewinner hat immer einen Plan
    - Der Verlierer hat immer eine Entschuldigung

Der Gewinner sagt: Lassen Sie es mich machen
    - Der Verlierer sagt: Das ist nicht mein Job

Der Gewinner sucht eine Antwort für jedes Problem
    - Der Verlierer sieht ein Problem in jeder Antwort

Der Gewinner sagt: Es kann schwierig sein - aber es ist möglich
    - Der Verlierer sagt: Es kann möglich sein - aber es ist zu schwierig

Sei ein Gewinner !!!

Ho Yu, März 1985, USA

Fußnoten:

*) Michel Foucault: "Zur Genealogie der Ethik" (Interview, 1983), in: Hubert L. Dreyfus u. Paul Rabinow: Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik, Frankfurt/M. 1987, S. 273.

**) Wilhelm Schmid: "Das Leben als Kunstwerk - Versuch über Kunst und Lebenskunst und ihre Geschichte von der antiken Philosophie bis zur Performance Art", in: Kunstforum International, Band 142 (1998), "Lebenskunstwerke".